aus ein mit wiederverwendeten Hölzern umge-
schlagenes Dachwerk, während die zweige-
schossige Putzfassade des Massivbaus mehre-
re Umbauphasen widerspiegelt. Das mit hori-
zontalem Fugenschnitt überzogene Erdge-
schoss erschließt mittig ein Rundbogenportal
mit Rokokooberlicht; über einem spätklassizis-
tischen Fries gliedert sich das niedrigere
Obergeschoss in fünf Fensterachsen, und das
Satteldach dominiert ein großes zweiachsiges
Zwerchhaus des Jahres 1881. Der nordwärts
anschließende Hofflügel (wohl 2. Hälfte 16.Jh.)
zeigt über dem stark erneuerten Erd- ein vor-
kragendes Fachwerkobergeschoss aus fünf
Gebinden mit einer Aussteifung durch Fuß-
bänder und einer kleinformatigen Zierausmau-
erung der Brüstungsgefache. In dem Giebel-
haus Nr. 21, das nur den Rest eines Bal-
kenkellers im westlichen Bereich birgt, wurden
nach Ausweis einer fünfjährigen Schossbe-
freiung für den Seifensieder Oppermann 1783
bereits im Spätbarock umfangreiche Verände-
rungen vorgenommen und erneut in der Zeit
des Spätklassizismus (1847 sechsjährige
Schossbefreiung), wie der Fugenschnitt des
Erdgeschosses und die Innentreppe belegen.
Der im Vergleich zum zweigeschossigen Ur-
sprungsbau heute dreigeschossige Aufriss ein-
schließlich der Giebelgestaltung mit abknicken-
den Kanten und einer mittigen Firststaffel ver-
dankt sich hingegen einer Aufstockung des
Jahres 1881 für den Messerschmied Schleppe-
grell. Anlässlich der Einrichtung einer Herbergs-
Wirtschaft 1898 wurde der gesamte Grundriss
neu organisiert und überdies 1900 der Keller
erweitert.
Dem modernisierten Eckhaus Nr. 21a, 1847
von Holzhändler Sasse als großdimensioniertes
Wohnhaus errichtet, folgt bereits im nächsten
nördlichen Block das ursprünglich eingeschos-
sige Dielenhaus mit Zwischengeschoss Nr. 22,
dessen Kubatur mit dem von Traufstaffeln
begleiteten Giebel unter Krüppelwalm vermut-
lich auf einen Umbau des frühen 19. Jh. zurück-
geht. Eine rechts des Eingangs gelegene Aus-
lucht an der unscheinbaren Westfassade wurde
erst 1965 abgebrochen. Stark überarbeitet ist
ferner das südliche, traufständige Nebenhaus,
das gleichzeitig mit dem Giebelhaus 1902 einen
Ladeneinbau erhielt. Den klassizistischen Um-
bau des Letzteren bezeugt im Innern eine
Treppe mit Stabwerkgeländer, während sowohl
der segmentbogig gewölbte Keller unter der
nördlichen Hauszone als auch das zweifache
Kehlbalkendach eine Entstehung des Gebäu-
des mindestens im 16.Jh. belegen. Südwärts
schließt sich ein zweigeschossiger, ursprünglich
ganz in Fachwerk errichteter Flügelbau an, des-
sen Erdgeschosswand teilweise massiv ersetzt
ist, jedoch ein weitgehend intaktes, vorkragen-
des Obergeschoss von fünf Gebinden mit paar-
weise angeordneten Fußbändern präsentiert.
Nach der Datierung an der Obergeschoss-
schwelle („1541“), die eine niederdeutsche
Inschrift (Jesaja 55,6) beinhaltet, dürfte als
Bauherr der Brauer Jürgen Kock zu identifizie-
ren sein. Geschoss- und Dachvorkragung wer-
den von gekehlten Knaggen abgefangen, die
Taustäbe bzw. Perlwülste schmücken. Die als
Figurenknagge gestaltete östliche obere Knag-
ge ist eines von zwei singulären Beispielen die-
ser Art in Lüneburg.
Einer sozial höheren Bauherrenschicht gehört
das ehemalige Dielenhauses Nr. 24 an, ein
zweigeschossiger Backsteinbau mit Zwischen-
geschoss und einer rechts unter abgeschlepp-
tem Dach integrierten Hofeinfahrt. Vermutlich
der 2. Hälfte des 16.Jh. entstammend (erbaut
von Bürgermeister Heinrich von Braunschweig?),
wurde das Haus vom 17. bis ins 19.Jh. hinein
von Geistlichen und wohlhabenden Bürgern
bewohnt. Die schlichte, in ihren Öffnungen aber
veränderte Putzfassade bestimmt die Silhou-
ette des vermutlich in der zweiten Hälfte des
18.Jh. entstandenen, geschweiften Giebels. An
der steinsichtigen Rückseite unter Steilgiebel las-
sen der rechts über den Fenstern des Zwi-
schengeschosses liegende Sturz eines früheren
Fensters sowie zugesetzte Segmentbogenöff-
nungen im ehemaligen Speichergeschoss die
ältere Substanz erkennen. Sind Bauarbeiten
während des 19.Jh. durch eine 1864 gewährte
zweijährige Schossbefreiung nachgewiesen, so
waren eine schon vor 1921 bestehende Nutzung
als Lagerhaus und ein Umbau zum Bürohaus
1950 mit durchgreifenden Grundrissänderungen
verbunden. Erhalten, allerdings unter veränder-
tem Neigungswinkel, ist das mit angeblatteten
Kehlbalken abgezimmerte Dachwerk. Die beiden
nächsten traufständigen Wohnhäuser, Nr. 25
und 26, repräsentieren mit ihren das Straßenbild
prägenden Fronten des 19.Jh. und des 18.Jh.
die Wohnkultur der städtischen Oberschicht.
Dem dreigeschossigen Betonskelettbau Nr. 31
folgt ein bereits aufgrund einer 1907 durchge-
führten Aufstockung und mehrerer vorangegan-
gener Grundrissänderungen stark verändertes
Traufenhaus, dem sich der dreigeschossige, gie-
belständige Putzbau Nr. 33 unter Krüppel-
walmdach anschließt. Das kleinere Giebelhaus
Nr. 34 ist Teil der ehemals patrizischen Haus-
stätte an der Ecke zur Waagestraße, deren zwei-
geschossiges Haupthaus Nr. 35 als kompakter
Baukörper unter Walmdach einen wichtigen Teil
der räumlichen Begrenzung des heutigen
Marienplatzes bildet.
Neue Sülze 2. Zweigeschossiges, traufständi-
ges Wohnhaus unter Satteldach mit nach
Westen leicht abfallendem Garten, Pferdestall,
Remise und Pavillon. Das bereits im 15.Jh. von
Patrizierfamilien (Raven, Schellepeper) bewohn-
te Grundstück gelangte 1694 an den im selben
Jahr zum Sodmeister ernannten und späteren
Bürgermeister Conrad Döring, der das Haus,
möglicherweise unter Einbeziehung älterer
Substanz, neu aufführen ließ. Die Familie Döring
blieb bis 1784 im Besitz des Anwesens, das
danach an Pastor Christoph Friedrich Heinrich
Lindemann, 1796 an den Stadtkoch Wilhelm
Schütz und schließlich 1837 an die verwitwete
„Generalleutnantin“ Caroline von Wangenheim
geb. von Becker überging, die den klassizisti-
schen Umbau veranlasste. Fein instrumentierte
Putzfassade zu sieben Achsen, die nach einer
Befunduntersuchung von 2007 in einem gelb-
grauen Sandsteinton gefasst ist. Die fünf mittle-
ren Achsen, im Obergeschoss durch ein Sohl-
bankgesims zusammengefasst, sind leicht vor-
gezogen und werden durch einen Fugenstrich
hervorgehoben. In der linken Achse rundbogige
Einfahrt mit zweiflügeligem Tor. Mittlere Ein-
gangsachse mit vorgelegter Freitreppe und
einer zweiflügeligen, klassizistischen Tür in grü-
nem Anstrich mit jeweils fünf Rechteckfüllungen
und Oberlicht aus Spitzbögen. Rückwärtige
Fachwerkkonstruktion mit zweifacher Verriege-
lung in beiden Stockwerken, die ein profiliertes
Gesimsbrett trennt.
Die dreizonige Grundrissdisposition erst 1925
durch den Einbau eines von F. Krüger projek-
tierten Bades im Obergeschoss leicht verän-
dert. Hiervon wurden bei der 2003/04 durchge-
führten Instandsetzung des Inneren wichtige
Ausstattungsdetails bewahrt, desgleichen von
der handwerklich qualitätvollen und ebenfalls
nach Entwürfen Krügers gefertigten Ausstat-
tung eines Herrenzimmers im Erdgeschoss,
u.a. Wandpaneele, ein Kamin und Buntglas-
scheiben des 18.Jh. Die klassizistische Aus-
stattung repräsentiert insbesondere das Entree,
Neue Sülze 2, 3
509
schlagenes Dachwerk, während die zweige-
schossige Putzfassade des Massivbaus mehre-
re Umbauphasen widerspiegelt. Das mit hori-
zontalem Fugenschnitt überzogene Erdge-
schoss erschließt mittig ein Rundbogenportal
mit Rokokooberlicht; über einem spätklassizis-
tischen Fries gliedert sich das niedrigere
Obergeschoss in fünf Fensterachsen, und das
Satteldach dominiert ein großes zweiachsiges
Zwerchhaus des Jahres 1881. Der nordwärts
anschließende Hofflügel (wohl 2. Hälfte 16.Jh.)
zeigt über dem stark erneuerten Erd- ein vor-
kragendes Fachwerkobergeschoss aus fünf
Gebinden mit einer Aussteifung durch Fuß-
bänder und einer kleinformatigen Zierausmau-
erung der Brüstungsgefache. In dem Giebel-
haus Nr. 21, das nur den Rest eines Bal-
kenkellers im westlichen Bereich birgt, wurden
nach Ausweis einer fünfjährigen Schossbe-
freiung für den Seifensieder Oppermann 1783
bereits im Spätbarock umfangreiche Verände-
rungen vorgenommen und erneut in der Zeit
des Spätklassizismus (1847 sechsjährige
Schossbefreiung), wie der Fugenschnitt des
Erdgeschosses und die Innentreppe belegen.
Der im Vergleich zum zweigeschossigen Ur-
sprungsbau heute dreigeschossige Aufriss ein-
schließlich der Giebelgestaltung mit abknicken-
den Kanten und einer mittigen Firststaffel ver-
dankt sich hingegen einer Aufstockung des
Jahres 1881 für den Messerschmied Schleppe-
grell. Anlässlich der Einrichtung einer Herbergs-
Wirtschaft 1898 wurde der gesamte Grundriss
neu organisiert und überdies 1900 der Keller
erweitert.
Dem modernisierten Eckhaus Nr. 21a, 1847
von Holzhändler Sasse als großdimensioniertes
Wohnhaus errichtet, folgt bereits im nächsten
nördlichen Block das ursprünglich eingeschos-
sige Dielenhaus mit Zwischengeschoss Nr. 22,
dessen Kubatur mit dem von Traufstaffeln
begleiteten Giebel unter Krüppelwalm vermut-
lich auf einen Umbau des frühen 19. Jh. zurück-
geht. Eine rechts des Eingangs gelegene Aus-
lucht an der unscheinbaren Westfassade wurde
erst 1965 abgebrochen. Stark überarbeitet ist
ferner das südliche, traufständige Nebenhaus,
das gleichzeitig mit dem Giebelhaus 1902 einen
Ladeneinbau erhielt. Den klassizistischen Um-
bau des Letzteren bezeugt im Innern eine
Treppe mit Stabwerkgeländer, während sowohl
der segmentbogig gewölbte Keller unter der
nördlichen Hauszone als auch das zweifache
Kehlbalkendach eine Entstehung des Gebäu-
des mindestens im 16.Jh. belegen. Südwärts
schließt sich ein zweigeschossiger, ursprünglich
ganz in Fachwerk errichteter Flügelbau an, des-
sen Erdgeschosswand teilweise massiv ersetzt
ist, jedoch ein weitgehend intaktes, vorkragen-
des Obergeschoss von fünf Gebinden mit paar-
weise angeordneten Fußbändern präsentiert.
Nach der Datierung an der Obergeschoss-
schwelle („1541“), die eine niederdeutsche
Inschrift (Jesaja 55,6) beinhaltet, dürfte als
Bauherr der Brauer Jürgen Kock zu identifizie-
ren sein. Geschoss- und Dachvorkragung wer-
den von gekehlten Knaggen abgefangen, die
Taustäbe bzw. Perlwülste schmücken. Die als
Figurenknagge gestaltete östliche obere Knag-
ge ist eines von zwei singulären Beispielen die-
ser Art in Lüneburg.
Einer sozial höheren Bauherrenschicht gehört
das ehemalige Dielenhauses Nr. 24 an, ein
zweigeschossiger Backsteinbau mit Zwischen-
geschoss und einer rechts unter abgeschlepp-
tem Dach integrierten Hofeinfahrt. Vermutlich
der 2. Hälfte des 16.Jh. entstammend (erbaut
von Bürgermeister Heinrich von Braunschweig?),
wurde das Haus vom 17. bis ins 19.Jh. hinein
von Geistlichen und wohlhabenden Bürgern
bewohnt. Die schlichte, in ihren Öffnungen aber
veränderte Putzfassade bestimmt die Silhou-
ette des vermutlich in der zweiten Hälfte des
18.Jh. entstandenen, geschweiften Giebels. An
der steinsichtigen Rückseite unter Steilgiebel las-
sen der rechts über den Fenstern des Zwi-
schengeschosses liegende Sturz eines früheren
Fensters sowie zugesetzte Segmentbogenöff-
nungen im ehemaligen Speichergeschoss die
ältere Substanz erkennen. Sind Bauarbeiten
während des 19.Jh. durch eine 1864 gewährte
zweijährige Schossbefreiung nachgewiesen, so
waren eine schon vor 1921 bestehende Nutzung
als Lagerhaus und ein Umbau zum Bürohaus
1950 mit durchgreifenden Grundrissänderungen
verbunden. Erhalten, allerdings unter veränder-
tem Neigungswinkel, ist das mit angeblatteten
Kehlbalken abgezimmerte Dachwerk. Die beiden
nächsten traufständigen Wohnhäuser, Nr. 25
und 26, repräsentieren mit ihren das Straßenbild
prägenden Fronten des 19.Jh. und des 18.Jh.
die Wohnkultur der städtischen Oberschicht.
Dem dreigeschossigen Betonskelettbau Nr. 31
folgt ein bereits aufgrund einer 1907 durchge-
führten Aufstockung und mehrerer vorangegan-
gener Grundrissänderungen stark verändertes
Traufenhaus, dem sich der dreigeschossige, gie-
belständige Putzbau Nr. 33 unter Krüppel-
walmdach anschließt. Das kleinere Giebelhaus
Nr. 34 ist Teil der ehemals patrizischen Haus-
stätte an der Ecke zur Waagestraße, deren zwei-
geschossiges Haupthaus Nr. 35 als kompakter
Baukörper unter Walmdach einen wichtigen Teil
der räumlichen Begrenzung des heutigen
Marienplatzes bildet.
Neue Sülze 2. Zweigeschossiges, traufständi-
ges Wohnhaus unter Satteldach mit nach
Westen leicht abfallendem Garten, Pferdestall,
Remise und Pavillon. Das bereits im 15.Jh. von
Patrizierfamilien (Raven, Schellepeper) bewohn-
te Grundstück gelangte 1694 an den im selben
Jahr zum Sodmeister ernannten und späteren
Bürgermeister Conrad Döring, der das Haus,
möglicherweise unter Einbeziehung älterer
Substanz, neu aufführen ließ. Die Familie Döring
blieb bis 1784 im Besitz des Anwesens, das
danach an Pastor Christoph Friedrich Heinrich
Lindemann, 1796 an den Stadtkoch Wilhelm
Schütz und schließlich 1837 an die verwitwete
„Generalleutnantin“ Caroline von Wangenheim
geb. von Becker überging, die den klassizisti-
schen Umbau veranlasste. Fein instrumentierte
Putzfassade zu sieben Achsen, die nach einer
Befunduntersuchung von 2007 in einem gelb-
grauen Sandsteinton gefasst ist. Die fünf mittle-
ren Achsen, im Obergeschoss durch ein Sohl-
bankgesims zusammengefasst, sind leicht vor-
gezogen und werden durch einen Fugenstrich
hervorgehoben. In der linken Achse rundbogige
Einfahrt mit zweiflügeligem Tor. Mittlere Ein-
gangsachse mit vorgelegter Freitreppe und
einer zweiflügeligen, klassizistischen Tür in grü-
nem Anstrich mit jeweils fünf Rechteckfüllungen
und Oberlicht aus Spitzbögen. Rückwärtige
Fachwerkkonstruktion mit zweifacher Verriege-
lung in beiden Stockwerken, die ein profiliertes
Gesimsbrett trennt.
Die dreizonige Grundrissdisposition erst 1925
durch den Einbau eines von F. Krüger projek-
tierten Bades im Obergeschoss leicht verän-
dert. Hiervon wurden bei der 2003/04 durchge-
führten Instandsetzung des Inneren wichtige
Ausstattungsdetails bewahrt, desgleichen von
der handwerklich qualitätvollen und ebenfalls
nach Entwürfen Krügers gefertigten Ausstat-
tung eines Herrenzimmers im Erdgeschoss,
u.a. Wandpaneele, ein Kamin und Buntglas-
scheiben des 18.Jh. Die klassizistische Aus-
stattung repräsentiert insbesondere das Entree,
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