Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
„1764“ trägt. Die Fläche darüber rahmt ein auf-
wändiger Rokokodekor, darin die beiden
Wappen der von Dassel und Friesendorff unter
einer Krone (Johann von Dassel heiratete 1745
Margarete von Friesendorff). Sparrendach aus
gezapften Verbindungen mit einer Kehlbalken-
lage im Nord- und zwei Lagen im Westflügel.
OBERE OHLINGERSTRASSE
Ais südlicher Abschnitt des die westliche
Altstadt bogenförmig durchziehenden Straßen-
zugs stellt die Obere Ohlingerstraße die
Verbindung zwischen Salzbrückerstraße und
Auf der Altstadt her, auf die sie, leicht nach
Westen versetzt, gegenüber der Unteren
Ohlingerstraße mündet. Der auf die Bedeutung
„Alte Neue Straße“ zurückgehende Name
erhielt seit 1376 zur Unterscheidung zwischen
Unterer bzw. Oberer Ohlingerstraße meist einen
Zusatz. Darüber hinaus wird die Wegeführung
im 17.Jh. Kohlstraße genannt („koelstrate“,
1604). Eine 1432 erwähnte „curia borenhof“ für
Barbediente findet noch im 17.Jh. („baromagis-
trorum casam“, 1636) Erwähnung. Appuhn ver-
zeichnet 1802 auf der Westseite der Straße in
Höhe des Grundstücks Nr. 10 den über einen
Gang erschlossenen „Baar Hof“, nördlich
davon „Reimers Gang“, der schon bei Gebhardi
1794 als „Reimers Hof“ begegnet.
Als Eigentümer und Bewohner der wenig
anspruchsvollen, jedoch unter bau- und sozial-
historischem Aspekt beachtenswerten Be-
bauung sind im 19.Jh. vorwiegend Handwerks-
gesellen (u.a. Töpfer, Maurer, Zimmerer) sowie
Arbeiter und Witwen verzeichnet. Sie besteht
überwiegend aus zweigeschossigen, nur weni-
gen dreigeschossigen sowie eingeschossigen
Wohnhäusern, die alle traufständig unter Sattel-
dächern errichtet sind und auf der Ostseite eine
geschlossene Reihe ausbilden. Am nordöst-
lichen Beginn der Straße treten als beherr-
schende Gebäude die Flanken der Eckhäuser
auf der „Altstadt“ in Erscheinung, insbesondere
der hoch aufragende und mit seinen Schnitze-
reien dekorativ gestaltete Flügelbau des
Hauses Auf der Altstadt 43. Der 1970 abgebro-
chene und inzwischen durch einen Neubau
ersetzte Putzbau Nr. 1 trug Kennzeichen einer
klassizistischen Überformung. Weitere Ab-
brüche auf dieser Seite sind z.B. im Bereich des
vormaligen Barhofgangs zu vermerken, so
unter der Hausnummer 10 zwei Hintergebäude
mit Fachwerkobergeschoss. Zeichnete sich die
Schwelle des einen Gebäudes durch eine Ver-
zierung mit Perlstäben aus, war die Schwelle
des anderen mit einer „1600“ datierten Inschrift
nach dem Psalm 127, Vers 1 beschnitzt.
Auf der Westseite markiert die geschlossene
Gruppe von zweigeschossigen Traufenhäusern
mit einer Breite zwischen knapp vier Metern bis
4,70 Metern von nahezu einheitlicher Trauf- und
Firsthöhe (eine Ausnahme bildet das einge-
schossige Haus Nr. 16) eine vormalige Buden-
bebauung (Nr. 12, 13, 14, 15, 16 und 17). Sie
enthalten im Kellerbereich bzw. z.T. auch im
Aufgehenden noch Bausubstanz der frühen
Neuzeit, so z.B. das Haus Nr. 17, das im Erd-
geschoss 1570d datiert wurde. Teils massiv,
teils vor allem in den Obergeschossen aus
Fachwerk erbaut, überliefern sie außerdem in

Kubatur und zumeist bescheidener Fassaden-
gestaltung trotz mehrfacher Überformungen die
Struktur kleinbürgerlichen Wohnens. Unter
einem gemeinsamen First besitzen die Häuser
Nr. 12 und 13 ein Obergeschoss in Sicht-
fachwerk, das sich bei dem mit einer rekonstru-
ierten Erdgeschossauslucht ausgestatteten
Haus Nr. 12 in einer Konstruktion aus fünf
Ständern mit einfacher Verriegelung äußerst
schlicht ausnimmt, während das Nachbarhaus
Nr. 13 eine in dieser Zeile bemerkenswerte
barocke Überformung präsentiert. 1821 befand
es sich im Besitz eines Oberwächters der
Saline. Vermutlich mindestens im 16.Jh. ent-
standen und mit einer rechtsseitigen Erdge-
schossauslucht ausgestattet, wird es über
einen korbbogigen Eingang mit ornamentiertem
Keilstein und einer zweiflügeligen Barocktür mit
pilasterbesetztem Standflügel und verkröpften
Profilen auf dem Gehflügei erschlossen. Die vier
Ständer des Obergeschosses zieren ein Relief

von korinthischen Pilastern. Beide Gebäude
sind rückwärtig durch jüngere Anbauten im
Erdgeschoss verändert, Nr. 13 darüber hinaus
1969 durch ein neues Dachwerk.
Für die Entstehungszeit der drei folgenden
Häuser (Nr. 15, 16, 17), die über einen Keller
und im Erdgeschoss über eine Auslucht neben
der Eingangstür verfügen, gibt die dendrochro-
nologische Datierung des Erdgeschosses
(1570d) von Nr. 17 einen Anhaltspunkt. Das
unter hohem Dach aufgeführte und verputzte
Haus Nr. 16, rückwärtig 1909 aufgestockt, hat
straßenseitig die ursprüngliche Eingeschossig-
keit bewahrt, wie sie ebenfalls für die Nr. 15
charakteristisch war, die, zunächst nur hofseitig
ausgebaut, 1929 eine zweigeschossige Fassa-
de erhielt. Kennzeichnend für das Haus Nr. 17
über dem massiven, verputzten Unterbau des
16.Jh. ist eine bei der jüngsten Sanierung zu
Beginn der 1990er Jahre z.T. erneuerte Fach-
werkkonstruktion des 18.Jh., die straßenseitig


Obere Ohlingerstraße, Westseite, nördlicher Abschnitt

517
 
Annotationen