die der Terrakotta-Löwenfries oberhalb des ver-
änderten Erdgeschosses und der geputzte
Maßwerkbaldachin über dem rundbogigen
Eckeingang bereichern. Sorgfältige handwerkli-
che Ausführung kennzeichnet überdies die höl-
zerne Ausstattung des Innern wie Treppenhaus
und Türen.
Rote Straße 10. Bankgebäude, ehemalige
Reichsbanknebenstelle. Zweigeschossiger
Backsteinbau, erbaut 1908 durch den Reichs-
bankbauinspektor Jul. Habicht unter Mitarbeit
von Hartwig und Karsbaum nach Grundsätzen
der vom Werkbund beeinflussten Reform-
architektur. Das mit steilem Walmdach gedeck-
te Gebäude mit rückwärtig anschließendem
Trakt unter Zeltdach zeigt vor allem an seiner
straßenseitigen Fassade mit flachgebogenem,
zweigeschossigem Standerker einen Rückgriff
auf barockes Formengut und orientiert sich
dabei in für die Lüneburger Architektur singulä-
rer Weise, insbesondere mit seinem abgetrepp-
ten, volutengeschmückten Halsgiebel, an den
Hamburger Bürgerhäusern der Barockzeit. In
der Brüstungszone der schmalen, hochrecht-
eckigen Fenster an der Ostfassade sind ste-
hende ovale Blendfelder gereiht, während jenen
der Seitenmauern ein geometrisches Rauten-
muster aus Ziegeln aufgelegt ist. An der Süd-
seite des Vorderhauses erscheint der flachge-
bogene Erker wieder, an der Nordwestecke ein
halbrund ausgebildetes Treppenhaus mit poly-
gonalem Helm. Im Innern, das ursprünglich
außer den Geschäftsräumen der Bank im Erd-
geschoss großzügige Wohnräume für den
Bankdirektor aufnahm, die sich auf das Ober-
geschoss ausdehnten, hat sich das Treppen-
haus mit schmiedeeisernem Treppengeländer
in geometrischen Jugendstilformen, ferner eine
Tür mit Rautenmuster erhalten. Das Bankge-
bäude ist in einer Reihe mit weiteren, in den
ersten beiden Jahrzehnten des 20.Jh. überwie-
gend von J. Habicht stammenden Reichsbank-
nebenstellen zu sehen, die die Bank in reprä-
sentativer Weise im Reichsgebiet vertraten.
ROTEHAHNSTRASSE
Die zwischen Am Berge und Lüner Straße ver-
mittelnde gerade Nord-Süd-Verbindung, die
den westlich von der Koltmannstraße begrenz-
ten Baublock auf der Ostseite begleitet, erlangt
bereits durch ihren breiteren Querschnitt einen
über die Bedeutung als reine Nebenstraße hin-
ausgehenden Rang. Den mittleren Abschnitt
auf der Westseite, deren Eckgrundstücke zur
Lüner bzw. Rosenstraße gehören, dominiert der
Gebäudekomplex der Stiftung „Zum Roten
Hahn". Hervorgegangen aus dem gleichnami-
gen, 1478 erwähnten Haus des Ratmanns
Hinrik Erpensen, wurde der heutige Straßen-
name erst im 18.Jh. eingeführt, nachdem in
den Jahrhunderten zuvor die an dem Namen
eines Anwohners orientierte Bezeichnung
„Vogtstraße“ geläufig war. Bis in die Gegenwart
treten die Fachwerkgebäude des Hospitals
„Zum Roten Hahn“ mit ihren Giebeln als domi-
nierende Architektur auf der Westseite der
Straße hervor, deren Ausgänge von Bauten der
Rosenstraße und Lüner Straße (Nr. 5, u.a. mit
einem Neubau von 1972) begleitet werden.
Auf der Ostseite stehen ausnahmslos traufstän-
dige, zweigeschossige Wohnhäuser mit über-
wiegend massiven Fassaden unter Sattel-
dächern, die, zum Teil Kernsubstanz des
15./16.Jh. enthaltend, als Hinterwohnungen
und Wirtschaftsgebäude zu den Grundstücken
Auf dem Kauf entstanden und als solche noch
im 17./18.Jh. verzeichnet sind (Nr. 2/2a, 5, 6a,
6b, 6; Nr. 3, 4 modern überformt). Das zum frü-
heren Brauhaus Auf dem Kauf 17 gehörende,
langgestreckte Wohnhaus Nr. 2/2a (2000/01
saniert) ist ein ehemals mit einer Einfahrt ausge-
statteter Fachwerkbau mit massiver Fassade,
deren Putz samt den Faschenrahmungen der
Erdgeschossfenster und einem geschosstren-
nenden Gesims 1902 während eines ebenfalls
das Innere betreffenden Umbaus aufgebracht
wurde. Hingegen dokumentieren seine rück-
wärtige Fachwerkkonstruktion der Zeit um
1800, außerdem im Innern einige Türen in spät-
barocken und klassizistischen Formen sowie
eine Treppe mit Stabwerkgeländer eine ältere
Ausbauphase. Erst 1880 zur ausschließlichen
Wohnnutzung ausgebaut, enthielt das in der 2.
Hälfte des 18.Jh. als Hintergebäude zu Auf
dem Kauf 13 geführte Haus Nr. 5 außer
Wohnungen auch Salzräume. In seinem stark
überarbeiteten Erdgeschoss nimmt es außer
den vier Fenstern links eine breite Einfahrt auf
und besitzt ein vorkragendes Fachwerkober-
geschoss. Wiederum mit einer späthistoristisch
überformten Putzfassade wird die geschlosse-
ne Reihe in gleicher Traufhöhe von dem in der
Nordachse erschlossenen Haus Nr. 6a fortge-
setzt, dessen rechts gelegene Durchfahrt erst
1987 zur Ladenfläche mit Schaufenstereinbau
umfunktioniert wurde. Bereits zum Bestand des
ausgedehnten, blockübergreifenden Areals des
Lüner Hofs (Auf dem Kauf 9) zählt das stark
erneuerte Haus Nr. 6b, ein Massivbau zu fünf
Achsen mit einer wohl bereits zu Anfang des
20.Jh. überarbeiteten Fassade. Seine vermut-
lich ins 15.Jh. zurückreichende Bausubstanz
belegen die Konstruktion des Dachwerks mit
zweifacher, angeblatteter Kehlbalkenlage und
geblattetem First sowie eine Spitzbogenblende
im Nordgiebel. Die einst links gelegene
Durchfahrt hatte mit der Errichtung eines im Hof
angrenzenden Lager- und Remisengebäudes
1765 ihre Funktion verloren. Dem 1779 aus-
schließlich Lagerzwecken dienenden Gebäude
mit Salzräumen im Erdgeschoss schloss sich
ein zu dieser Zeit als Wohnhaus bezeichnetes
Gebäude an, wohl die heutige Nr. 6, ein niedri-
geres und weniger tiefes Haus mit geschlämm-
ter Fassade und rückwärtigem Fachwerk-
Rote Straße 10, Südostansicht
540
änderten Erdgeschosses und der geputzte
Maßwerkbaldachin über dem rundbogigen
Eckeingang bereichern. Sorgfältige handwerkli-
che Ausführung kennzeichnet überdies die höl-
zerne Ausstattung des Innern wie Treppenhaus
und Türen.
Rote Straße 10. Bankgebäude, ehemalige
Reichsbanknebenstelle. Zweigeschossiger
Backsteinbau, erbaut 1908 durch den Reichs-
bankbauinspektor Jul. Habicht unter Mitarbeit
von Hartwig und Karsbaum nach Grundsätzen
der vom Werkbund beeinflussten Reform-
architektur. Das mit steilem Walmdach gedeck-
te Gebäude mit rückwärtig anschließendem
Trakt unter Zeltdach zeigt vor allem an seiner
straßenseitigen Fassade mit flachgebogenem,
zweigeschossigem Standerker einen Rückgriff
auf barockes Formengut und orientiert sich
dabei in für die Lüneburger Architektur singulä-
rer Weise, insbesondere mit seinem abgetrepp-
ten, volutengeschmückten Halsgiebel, an den
Hamburger Bürgerhäusern der Barockzeit. In
der Brüstungszone der schmalen, hochrecht-
eckigen Fenster an der Ostfassade sind ste-
hende ovale Blendfelder gereiht, während jenen
der Seitenmauern ein geometrisches Rauten-
muster aus Ziegeln aufgelegt ist. An der Süd-
seite des Vorderhauses erscheint der flachge-
bogene Erker wieder, an der Nordwestecke ein
halbrund ausgebildetes Treppenhaus mit poly-
gonalem Helm. Im Innern, das ursprünglich
außer den Geschäftsräumen der Bank im Erd-
geschoss großzügige Wohnräume für den
Bankdirektor aufnahm, die sich auf das Ober-
geschoss ausdehnten, hat sich das Treppen-
haus mit schmiedeeisernem Treppengeländer
in geometrischen Jugendstilformen, ferner eine
Tür mit Rautenmuster erhalten. Das Bankge-
bäude ist in einer Reihe mit weiteren, in den
ersten beiden Jahrzehnten des 20.Jh. überwie-
gend von J. Habicht stammenden Reichsbank-
nebenstellen zu sehen, die die Bank in reprä-
sentativer Weise im Reichsgebiet vertraten.
ROTEHAHNSTRASSE
Die zwischen Am Berge und Lüner Straße ver-
mittelnde gerade Nord-Süd-Verbindung, die
den westlich von der Koltmannstraße begrenz-
ten Baublock auf der Ostseite begleitet, erlangt
bereits durch ihren breiteren Querschnitt einen
über die Bedeutung als reine Nebenstraße hin-
ausgehenden Rang. Den mittleren Abschnitt
auf der Westseite, deren Eckgrundstücke zur
Lüner bzw. Rosenstraße gehören, dominiert der
Gebäudekomplex der Stiftung „Zum Roten
Hahn". Hervorgegangen aus dem gleichnami-
gen, 1478 erwähnten Haus des Ratmanns
Hinrik Erpensen, wurde der heutige Straßen-
name erst im 18.Jh. eingeführt, nachdem in
den Jahrhunderten zuvor die an dem Namen
eines Anwohners orientierte Bezeichnung
„Vogtstraße“ geläufig war. Bis in die Gegenwart
treten die Fachwerkgebäude des Hospitals
„Zum Roten Hahn“ mit ihren Giebeln als domi-
nierende Architektur auf der Westseite der
Straße hervor, deren Ausgänge von Bauten der
Rosenstraße und Lüner Straße (Nr. 5, u.a. mit
einem Neubau von 1972) begleitet werden.
Auf der Ostseite stehen ausnahmslos traufstän-
dige, zweigeschossige Wohnhäuser mit über-
wiegend massiven Fassaden unter Sattel-
dächern, die, zum Teil Kernsubstanz des
15./16.Jh. enthaltend, als Hinterwohnungen
und Wirtschaftsgebäude zu den Grundstücken
Auf dem Kauf entstanden und als solche noch
im 17./18.Jh. verzeichnet sind (Nr. 2/2a, 5, 6a,
6b, 6; Nr. 3, 4 modern überformt). Das zum frü-
heren Brauhaus Auf dem Kauf 17 gehörende,
langgestreckte Wohnhaus Nr. 2/2a (2000/01
saniert) ist ein ehemals mit einer Einfahrt ausge-
statteter Fachwerkbau mit massiver Fassade,
deren Putz samt den Faschenrahmungen der
Erdgeschossfenster und einem geschosstren-
nenden Gesims 1902 während eines ebenfalls
das Innere betreffenden Umbaus aufgebracht
wurde. Hingegen dokumentieren seine rück-
wärtige Fachwerkkonstruktion der Zeit um
1800, außerdem im Innern einige Türen in spät-
barocken und klassizistischen Formen sowie
eine Treppe mit Stabwerkgeländer eine ältere
Ausbauphase. Erst 1880 zur ausschließlichen
Wohnnutzung ausgebaut, enthielt das in der 2.
Hälfte des 18.Jh. als Hintergebäude zu Auf
dem Kauf 13 geführte Haus Nr. 5 außer
Wohnungen auch Salzräume. In seinem stark
überarbeiteten Erdgeschoss nimmt es außer
den vier Fenstern links eine breite Einfahrt auf
und besitzt ein vorkragendes Fachwerkober-
geschoss. Wiederum mit einer späthistoristisch
überformten Putzfassade wird die geschlosse-
ne Reihe in gleicher Traufhöhe von dem in der
Nordachse erschlossenen Haus Nr. 6a fortge-
setzt, dessen rechts gelegene Durchfahrt erst
1987 zur Ladenfläche mit Schaufenstereinbau
umfunktioniert wurde. Bereits zum Bestand des
ausgedehnten, blockübergreifenden Areals des
Lüner Hofs (Auf dem Kauf 9) zählt das stark
erneuerte Haus Nr. 6b, ein Massivbau zu fünf
Achsen mit einer wohl bereits zu Anfang des
20.Jh. überarbeiteten Fassade. Seine vermut-
lich ins 15.Jh. zurückreichende Bausubstanz
belegen die Konstruktion des Dachwerks mit
zweifacher, angeblatteter Kehlbalkenlage und
geblattetem First sowie eine Spitzbogenblende
im Nordgiebel. Die einst links gelegene
Durchfahrt hatte mit der Errichtung eines im Hof
angrenzenden Lager- und Remisengebäudes
1765 ihre Funktion verloren. Dem 1779 aus-
schließlich Lagerzwecken dienenden Gebäude
mit Salzräumen im Erdgeschoss schloss sich
ein zu dieser Zeit als Wohnhaus bezeichnetes
Gebäude an, wohl die heutige Nr. 6, ein niedri-
geres und weniger tiefes Haus mit geschlämm-
ter Fassade und rückwärtigem Fachwerk-
Rote Straße 10, Südostansicht
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