Wandfärberstraße 8, Südwestansicht
schosses und des dreifach vorkragenden
Südgiebels paarig angeordnete Fußbänder. Der
Nordgiebel des Haupthauses über dem massiv
erneuerten Erdgeschoss verbrettert. Die Kons-
truktionsdetails, die sich unter städtebaulichem
Aspekt besonders wirksam am Südgiebel kon-
zentrieren, verleihen dem Gebäude eine seiner
Entstehungszeit entsprechende betont körper-
hafte Wirkung und verdeutlichen gleichzeitig
seinen hervorgehobenen Sozialstatus. Das
traufseitig erschlossene Innere 1980/81 durch
die Vergrößerung der Gaststube, den Einbau
eines Treppenhauses sowie von Wohnungen im
Ober- und Dachgeschoss verändert. Zwei von-
einander getrennte Kellerräume, jeweils von
einer Segmentbogentonne überwölbt, befinden
sich in der Nordost- und der Südostecke des
Hauses. Nach einem Brand 1974 Errichtung
eines neuen Dachwerks mit drei Schlepp-
gauben auf der westlichen Traufseite (erneut
durch Brand 1987 beschädigt), sodass von der
historischen Dachkonstruktion mit eingezapften
Kehlbalken nur wenige Reste überkommen
sind. Nach Osten schließt traufständig zur
Scherenschleiferstraße ein eingeschossiger
Fachwerkbau vermutlich des 18.Jh. an, der im
Dreieckgiebel mittig eine Mannfigur zeigt.
Wandfärberstraße 8. Ehemaliges Stadthaus
des Klosters Oldenstadt bzw. Oldenstädter
Amtshaus, das, nachdem es sich kurzzeitig im
Eigentum des Rates befunden hatte, 1780 in
bürgerlichen Besitz überführt und ab diesem
Zeitpunkt bis 1900 von Salztonnenböttchern
genutzt wurde. Der zweigeschossige, giebel-
ständige Backsteinbau, auf der Ostseite der
Straße rechts auf dem Grundstück freistehend,
laut dendrochronologischer Untersuchung
1496d erbaut und 1989-92 unter Grundriss-
änderungen durchgreifend saniert. Wie das
Walmdach des langgestreckten Gebäudes (ca.
10 x 23 m Grundfläche) belegen gleichermaßen
die spätbarocke Eingangstür und die hoch-
rechteckigen Fensteröffnungen unter Stich-
bogen im östlichen Hausbereich eine Umbau-
phase am Ende des 18.Jh. Eines dieser fünf
vierflügeligen Fenster an der südlichen Trauf-
seite erhalten. Die Fenster darüber im Ober-
geschoss verkürzt. Am Rückgiebel zur Belich-
tung des Dielenraums links ein langer Holzsturz
mit rekonstruierter großer Fensteranlage. Der
gegenüberliegende, östliche Abschnitt der
nördlichen Traufseite mit je drei Segmentbo-
genöffnungen in den beiden Geschossen ist
gegenüber dem nach Westen folgenden Teil
des Hauses leicht eingezogen. Die Traufseiten
sind abgesehen von Störungen, im Übergangs-
verband, die Fassade hingegen einheitlich im
Blockverband gemauert und im Obergeschoss
mit einer fünfteiligen Segmentbogenarkade aus
Viertelkreissteinen konstruiert, die einen Umbau
des 16./17.Jh. nahelegt. An der Westfassade
leicht außermittig rechts sitzendes Spitz-
bogenportal mit dreifach abgestufter Laibung
aus Wulststeinen; links daneben unter einem
Holzsturz die rekonstruierte Fensteranlage zur
Belichtung der dahinterliegenden Stube. Die
Tür des ausgehenden 18.Jh. in einer Aufteilung
2:3 mit einem pilastergeschmückten Standflü-
gel und geschwungenen Profilleisten auf dem
Schwingflügel. Von besonderer Qualität das
dem Spitzbogen angepasste Oberlicht mit einer
Tonne als Hinweis auf den Beruf des Besitzers.
Das Innere von einem mittigen Unterzug in bei-
den Geschossen gegliedert, wovon lediglich
derjenige des Erdgeschosses vollständig erhal-
ten ist. Seine beiden Stützen mit Sattelhölzern
und weit ausladenden Kopfbändern als Säulen
mit Sockel und Kapitell ausgebildet. An der
südlichen Traufwand deutet der Wechsel von
Fasensteinen an den drei westlichen Bogen zu
Viertelkreissteinen an den nach Osten folgen-
den möglicherweise auf unterschiedliche
Bauphasen hin. Den die Nordwestecke einneh-
menden Stubeneinbau trennt eine geschlämm-
te Fachwerkwand mit hochkantgestellten Stei-
nen ab. Beibehalten von einer Grundrissdis-
position vor 1901 (Datum einer kleinräumigen
Unterteilung) wurden die beiden Räume am
Ostgiebel. Im nordöstlichen, kleineren Raum an
der Nordwand der Rest eines Kamins sowie ein
gebogener Türsturz in der Südwand zum
Nachbarraum. Unter der östlichen Hauszone
ein zweischiffiger Teilkeller aus zwei firstparalle-
len Segmentbogentonnen, die durch eine heute
mit Ausnahme des westlichen Bogens vermau-
erte Viererarkatur verbunden waren, deren
Bögen aus Viertelkreisformsteinen bestehen.
Die nördliche Tonne mit vier formsteinlosen
Segmentbogennischen in der Nordwand intakt,
während der südliche Raum im westlichen
Abschnitt wohl 1901 mit neu geschaffenem
Innenaufgang und zwei preußischen Kappen
verändert wurde. Am Westende der südlichen
Tonne ehemals ein Hofaufgang, der in der drit-
ten Achse von Osten lag. Quer vor diesen bei-
den Kellerräumen wurde bei der letzten
Sanierung ein über die gesamte Hausbreite
reichender Keller in Nord-Süd-Richtung aus-
geschachtet, den aufgrund des fehlenden
Befundes eine Stahlbetondecke schließt. Das
Sparrendach, im ersten Dachgeschoss von
einem einfach stehenden Stuhl unterstützt, mit
drei angeblatteten Kehlbalkenlagen aufgeschla-
gen.
Wandfärberstraße 9. Zweigeschossiges Wohn-
haus unter Halbwalmdach, unmittelbar nördlich
an die Nr. 8 mit niedrigerem First anschließend.
1788 ließ Fähndrich Eberhard C. Kallmeyer, der
das Haus 1784 erworben hatte, das Gebäude
vermutlich nach einem Umbau für die Brand-
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