Am Domänenhof 1. So genannter Klosterkrug,
1570i errichtet durch Herzog Ernst II. von
Braunschweig-Lüneburg, nachdem die Refor-
mation im Kloster Lüne endgültig 1562 durch-
gesetzt werden konnte. Zweistöckig abgezim-
merter Fachwerkbau mit Halbwalmdach über
dem repräsentativ gestalteten Ostgiebel und
Vollwalm über dem im 18.Jh. im Westen ange-
fügten Gebäudeabschnitt. Dieser in beiden
Geschossen mit Schwelle-Ständer-Streben all-
seitig in den Eckgefachen konstruiert. Im Ge-
gensatz zu dem nur geringen und durch ein
Gesimsbrett kaschierten Geschossüberstand
kragt das Obergeschoss des Ursprungbaus
über Karniesknaggen vor. Seine Brüstungs-
gefache und das vorkragende Giebeltrapez
sind in Zierverbänden aus kleinformatigen
Ziegeln ausgemauert. Im Gegensatz zu dem
mit tiefsitzendem Brüstungsriegel in regelmäßi-
ger Ständerabfolge schlicht gehaltenen Erd-
geschoss besitzt das mit Fußbändern konstru-
ierte und ebenfalls einfach verriegelte Ober-
geschoss eine reiche ornamentale und vegeta-
bile Zierschnitzerei an Knaggen und Rosetten.
Besonders herausgehoben ist der Ostgiebel,
dessen Schwellen außer Rankenwerk nieder-
deutsche und lateinische Sinnsprüche tragen.
Mittig sind im Obergeschoss über den beiden
mittleren Ständern mit Fußwinkelhölzern die
Figur des Pantokrators und ein ihm sich zuwen-
dender Herrscher dargestellt, ein in Lüneburg
einmaliges Motiv, das den klerikalen Zusam-
menhang mit dem Kloster verdeutlicht.
Am Domänenhof 2, ehemalige Wassermühle, Nordgiebel, „1572“
die lateinisch bezeichneten Allegorien der fünf
Sinne auf ockerfarbenem Grund dargestellt.
Gerahmt werden sie vor blauem Grund durch
ein weißes Schweif- und Knorpelwerk mit
Tieren, Fruchtbündeln und Grotesken.
Gästehaus
Zweigeschossiger teils verputzter, teils ge-
schlämmter Bau unter Walmdach im Stil eines
Adelspalais. 1761 anlässlich des Besuchs
König Georgs II. anstelle eines mittelalterlichen
Vorgängers errichtet. Symmetrisch konzipierte
Nordfassade zu sieben Achsen. Ausgewogen
proportionierter Baukörper, den ein Band-
gesims und eine Scheinquaderung als Ein-
fassung der Ecken und der drei Mittelachsen
gliedern. Diese von einem nach dem Zweiten
Weltkrieg aufgesetzten Frontispiz überfangen.
Die zentrale Achse mit dem rechteckig gerahm-
ten Eingang durch eine die Vertikale zusam-
menbindende Gestaltung betont, indem der
profilierte Wellensturz des Erdgeschosses dem
geschweiften Spiegelfeld des Obergeschoss-
fensters als untere Begrenzung dient. Charak-
teristisch ist die formale Differenzierung zwi-
schen Erd- und Obergeschoss, das geohrte
Fensterfaschen als Beletage auszeichnen. Da
eine restauratorische Farbuntersuchung keinen
eindeutigen Befund zur ursprünglichen
Fassung erbrachte, wurden die Fassaden 2002
einheitlich in dem bereits vorhandenen, jedoch
nun der backsteinfarbenen Umgebung besser
angepassten Rosaton gefasst, von dem sich
die architektonischen Gliederungselemente
gebrochen weiß absetzen.
Am Domänenhof 2. Ehemalige Wassermühle,
1572i (Türsturz am Nordgiebel) mit Steilgiebel
im Norden und einem nach Süden abgewalm-
ten Dach. Über dem wohl in den 1950er Jahren
erneuerten Erdgeschoss aus Backstein erhebt
sich ein Fachwerkobergeschoss, das sich an
der westlichen Traufseite über 16 Gefache
erstreckt. Die Konstruktion ist hier mit einer
Riegelkette und paarig angeordneten Fußbän-
dern abgebunden und enthält fünf Paar gefach-
große Fenster an der Westseite, darüber vier
Schleppgauben. Aufwändiger ist der ähnlich
konstruierte Nordgiebel mittels einer dreifachen
Vorkragung gestaltet, wobei Füllhölzer und
Schwelle mit Schiffskehlen beschnitzt sind.
Ornamentalen Schmuck zeigen die karniesför-
migen Knaggen; besonders hervorgehoben
durch Masken bzw. Monddarstellungen sind
diejenigen zuseiten der beiden mittigen Spei-
chertüren unter geschweiftem Sturz in Ober-
und erstem Dachgeschoss. Mühlenwerk und
-rad, einst angetrieben von einem unter der
Propstei durchgehenden Mühlbach, sind seit
langem verschwunden. Innenraum in beiden
Geschossen durch eine mittlere Ständerreihe
längsgeteilt.
Am Domänenhof 4/Lüner Kirchweg 6. Propstei,
die als Kanzlei und Wohnung des Propstes
diente. 1980 umgebaut, 1989 saniert und zu
Wohnzwecken sowie als Restaurant genutzt.
Bestehend aus zwei zweigeschossigen Trakten
mit einheitlicher Kehlbalkenkonstruktion unter
abgewalmten Dächern. Der ältere, nördliche
Backsteinbau, lediglich durch Fenster struktu-
riert, bietet insbesondere an der nördlichen
Traufseite im Bereich der Öffnungen ein stark
gestörtes Mauerwerk in gotischem Verband
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