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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0125
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AHLDEN

Der Flecken Ahlden liegt im Allertal, etwa einen
Kilometer südwestlich vom Fluss, der hier, von
Süden aus dem Mündungsgebiet der Leine
kommend, in einem großen Bogen mäandrie-
rend nach Osten weiterfließt. Diese Lage nimmt
Ahlden erst seit 1618 ein, nachdem die ehemals
hart an der Ortslage vorbeifließende Aller infolge
zahlreicher Flusslaufveränderungen ihr heutiges
entfernteres Bett gefunden hatte. Um die daraus
folgenden wirtschaftliche Einbußen für den Ort
zu mildern, der bis dahin von Fischfang, Weg-
und Brückenzoll sowie einer Schiffsmühle gut
gelebt hatte, war 1630 mit Hilfe von Dämmen
vergeblich versucht worden, die Leine in das al-
te Allerbett umzuleiten. Nachdem sich diese
schon bald ihr eigenes Mündungsgebiet weiter
südlich bei Hademstorf gesucht hatte, verblieb
Ahlden an dem weitgehend ausgetrockneten
Flussbett mit dem „Alte Leine“ genannten Alt-
arm zurück.
Seit 1831 ist der Ort über die durch Auspfäh-
lung entstandene Landesstraße 157 in Ost- und
Westrichtung in kurzer Entfernung an den Orts-
teil Eilte bzw. an die Gemeinde Hodenhagen an-
gebunden sowie durch die L 191 nach Süden
an Büchten und Grethem. Eine Hochwasser un-
abhängige Anbindung Ahldens an Hodenhagen
und weiter in die Region wurde mit der 1883 an-
stelle der alten Allerfähre errichteten eichenen
Zugbrücke erreicht, die 1928 durch ein moder-
nes Brückenbauwerk ersetzt worden ist. Im Zu-
ge einer veränderten Trassenführung entstand
an der östlichen Ortseinfahrt eine neue Brücke
über die Alte Leine.
Mit einer Haltestelle am westlichen Ortsrand
(Bahnhofstraße, Am Bahnhof) war Ahlden zeit-
weilig über die 1905 errichtete Allertalbahn von

Verden nach Schwarmstedt an das regionale
und damit auch überregionale Eisenbahnnetz
angeschlossen.
Im Nordwesten der heutigen Landesstraße, die
von Osten in großem Bogen über die Brücke in
den Ort hineinführt und diesen dann in Ost-
West-Richtung durchquert, sind baumbewach-
sene Wallreste einer frühmittelalterlichen, ca.
1,5 ha großen und ehemals wohl halbkreisförmi-
gen Burganlage erkennbar, der sog. Bunken-
burg. Obwohl der Platz, wie Grabungen zeigten,
bereits im 9.-10. Jh. als besiedelt gelten kann,
wird die Burg erst 1310 erstmals erwähnt. Sie
löste die nördlich der Aller gelegene, als
Brückenkopf der Welfen gegen die westlichen
Nachbarn geltende Bierder Burg ab, die 1302
zerstört worden war. Seit dem 14. Jh. ist sie
nicht mehr erwähnt worden. Das sog. Brau-
haus, das in herausragender, baumbewachse-
ner Lage am Ufer der Alten Leine direkt gegenü-
ber dem Schloss liegt, markiert wohl ebenfalls
einen Teil des ehemaligen Ringwalles. Der lang-
gestreckte, auf einer hohen Sockelzone errichte-
te zweigeschossige Fachwerkbau des 18. Jh.
ist in jüngster Zeit durch massiv ersetzte Wand-
teile stark verändert worden. Er wird heute noch
von einem Abschnitt der alten, alleegesäumten
Landstraße nach Hodenhagen erschlossen.
Die in Ost-West-Richtung ausgedehnte Ortslage
erstreckt sich entlang der Durchfahrtsstraße zwi-
schen den bau- und kulturgeschichtlich wichti-
gen Polen einer mittelalterlichen Schlossanlage
im Osten und einer klassizistischen Villa inmitten
einer Parkanlage im Westen. Eine Siedlungsaus-
dehnung nach Süden ist erst im 20. Jh. erfolgt
und wird begrenzt von der ehemaligen Bahn-
trasse. Vom gegenüberliegenden Ufer zeigt sich
der von der Alten Leine begrenzte Ortsrand des
historischen Siedlungskerns mit der hinter tiefen

Wassergrundstücken zurücktretenden Bebau-
ung und der von Bäumen verdeckten, einheit-
lichen Dachlandschaft. Das Schloss im Osten
und der nahe Kirchturm treten deutlich hervor.
Überschwemmungen der ausgedehnten Wie-
sen- und Weidelandschaft reichen im Südosten
noch zeitweise bis an den Ortsrand heran und
lassen den Ort fast zu einer Insel werden.
Der kompakte, hufeisenförmige Schlossbereich
bildet mit der vorgelagerten Kirche und den ehe-
maligen Amtsgebäuden den wichtigsten Anzie-
hungspunkt Ahldens. Das Schloss ging aus
dem sog. Haupthof hervor, der seit 1285 als Teil
der 1140 in „Alethen“ belegten Besitzungen
Mindener Bischöfe an die Herren von Ahlden
verkauft worden war, und die bereits seit dem
Ende des 12. Jh. zahlreiche Lehen erhalten hat-
ten. Als nach langen Streitigkeiten mit den
kämpferischen Herren der Besitz 1431 an das
Herzogtum Braunschweig-Lüneburg überging,
entstand aus der Vereinigung der Ahldener
Vogtei mit der noch bestehenden Vogtei Bun-
kenburg auf der anderen Uferseite das Fürstli-
che Amt Ahlden. Dieses wurde seit der Mitte
des 16. Jh. von Ahlden aus von einem Land-
drosten verwaltet, dem in der Blütezeit im 17.
und 18. Jh. auch die Ämter Rethem und Wals-
rode unterstanden. Seit 1784, dem Ende dieser
gemeinsamen Verwaltung, nahm die Bedeutung
Ahldens ab, obwohl es noch für ein Jahrhundert
Amtssitz blieb. 1884 wurde im Zuge von Verwal-
tungsreformen das Amt Ahlden mit dem Amt
Fallingbostel zum Kreis Fallingbostel vereint, je-
doch blieb das Schloss bis in die jüngste Zeit
Sitz des Amtsgerichts. Heute dient es als
Kunstauktionshaus.


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