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Ziegelbau errichtet worden. Zeitgenössische
Eingangstüren und sparsame Ziegelsteinsetzun-
gen, ein korbbogiges mittiges Einfahrtstor sowie
vergrößerte Stallfenster auf der Nordostseite
kennzeichnen den auf Granitquadersockel
errichteten Baukörper mit inzwischen vielfach
erneuerten Fenstereinbauten.
Auf dem früheren Kothof „Baitgerhof“, Baitgers-
weg 8, der als einziger Jarlinger Hof jenseits der
Straße am östlichen Warnauufer liegt, ist im
hinteren westlichen Teil ein 1688 datierter, lang-
gestreckter, verbohlter Speicher mit Querdurch-
fahrt unversehrt erhalten geblieben. Zeittypische
Merkmale sind seine 1 1/2-geschossige Hoch-
rähmkonstruktion mit durchgesteckten Anker-
balken und geschweifte Türstürze mit Eselsrü-
ckenmotiv.

ken und mit Längsdurchfahrt errichtet worden
ist.
Die geschlossen wirkende feldsteingepflasterte
Hofanlage Nr. 3 wird von einem zentralen, lang-
gestreckten Wohnwirtschaftsgebäude einge-
nommen. An das 1839 als Vierständer-Hallen-
haus errichtete Fachwerkgebäude unter Halb-
walmdach mit mittiger Toreinfahrt hinter
Vorschauer (und zwei jüngeren Seitentoren) ist
vermutlich 1911 der quergestellte eingeschossi-
ge Wohnhaustrakt mit ausgebautem Drempel
angefügt worden. Er fällt durch seine repräsen-
tativ wirkende Gliederungs- und Gestaltungs-
merkmale, wie das mittige Zwerchhaus, Säulen
vor der Eingangsveranda am westlichen Giebel
sowie Ziersetzungen in den Gesimsbereichen
und am Ortgang auf.

Ebenfalls östlich der von Bruchwald umgebenen
Warnausenke am Übergang zu Ahrsen liegen
die benachbarten Hofanlagen „Brüsehof“ und
der „Wiechmannshof“, Brüsehof 2 und 3, die
weit von der Straße entfernt nur über einen
schmalen Rundweg zu erreichen sind. Sie sind
ursprünglich aus einer Vollhofstelle hervorgegan-
gen, die wahrscheinlich schon im 16.Jh. und
amtlich seit 1800 aufgeteilt worden ist.
Neben vielfach veränderten Hofgebäuden ist
südwestlich der Hofzufahrt zu Nr. 2 ein zweige-
schossiger Speicher zu finden, der 1836 wohl
unter Wiederverwendung von Gebäudeteilen
des Vorgängerbaus von 1681 erbaut worden ist.
Das vollständig verbohlte bzw. rückseitig
verbreiterte Unterrähmgerüst auf durchbroche-
nem Findlingssockel fällt auf durch das stark
vorkragende Dachgeschoss, unter dem die
giebelseitige Treppe angebracht ist. Die überein-
ander liegenden Türen werden hier von
geschweiften und reich beschnitzten Stürzen
mit Inschriften und Datierung gekennzeichnet.
Drei traufseitige Türen mit Inschriftbalken führen
in das mehrräumige Erdgeschoss. Außerhalb
der geschlossenen Hofstelle am Ende des
gepflasterten Weges weiter südlich steht der
Schafstall des Hofes, der 1809 hier als langge-
streckter, im unteren Bereich horizontal verbohl-
ter Zweiständerbau mit eingehälsten Ankerbal-

Die vier Vollhof-Anlagen westlich von Fluss und
Dorfstraße sind auch heute noch weit voneinan-
der entfernte, von zahlreichen Gebäuden
bestandene Streuhöfe, die, meist in den Ausläu-
fern des Ahrsener Sünder versteckt, nur über
gesonderte Zuwegungen zu erreichen sind.
Lediglich der sog. Hanshof, Dorfstraße 22,
bestimmt durch seine erhöhte Lage am nach
Nordosten steil ansteigenden Flusstalrand den
kurvigen Verlauf der mehrfach abzweigenden
Straße. Hinter einer jüngeren Scheune verdeckt
steht die stattliche, vollständig verbohlte
kübbungslose Dreiständerscheune des Hofes
unter steil aufragendem Halbwalmdach mit brei-
tem Dachüberstand nach Norden. Sie wurde
1820 auf einem Granitquadersockel mit asym-
metrischer Längsdurchfahrt errichtet. Auf dem
weiter nordwestlich gelegenen sog. Eickhof,
Eickhof 2, dessen Name sicherlich auf einen vor
Jahrhunderten großen Eichenbestand zurückzu-
führen ist, haben ein kleiner 1 1/2-stöckiger
unterkellerter Fachwerkstall/Speicher von 1864
mit Zierstreben im Giebelbereich den Struktur-
wandel mit den baulichen Veränderungen des
Hofes ohne Veränderungen überstanden sowie
ein ehemaliger Schafstall. Dieser ist 1788, wie
vielfach üblich, außerhalb des Hofgeländes
weiter westlich im Wald aufgestellt worden. Eine
mittige Längsdurchfahrt und eckständige
Fußstreben kennzeichnen das verbohlte, in


Ahrsen, Baitgersweg 8, Speicher, 1688

Oberrähmkonstruktion verzimmerte Gerüst des
Zweiständerbaus mit wohl nachträglich einge-
fügter seitlicher Ständerreihe.
Die beiden Höfe weiter nördlich, nahe der Kreis-
grenze, stellen in ihrer versteckten Lage jenseits
von Erlenwaldbestand im Bereich der Warnau
mit der typisch niedersächsischen, offenen
Gebäudestellung denkmalwerte Ensembles dar,
deren historische Bebauung im Laufe des
19.Jh. jedoch weitgehend ersetzt worden ist.
Auf dem „Strubenhof“, Dorfstraße 26, steht das
breitgelagerte Vierständerhaus von 1827 mit
seinen erhöhten Kübbungen und der mittigen
Toreinfahrt im Mittelpunkt. Die drei kleinen Dach-
häuschen mit Vorgespärre über dem hofseitigen
Eingang sowie das breite Zwerchhaus im Süden
sind wohl gegen Ende des 19.Jh. angefügt
worden. Der um die Mitte des 19.Jh. erbaute
Stall mit zahlreichen traufseitigen Türen und
mittigem Zwerchgiebel mit Ladeluke ist zur Zeit
ohne entsprechende Nutzung; ebenso wohl der
etwas abseits auf einer Anhöhe gelegene, ältere
verbohlte Schafstall unter Halbwalmdach. Das
kleine Deputatshaus, evtl, vom Beginn des
19.Jh., mit den gekrümmten Eckverstrebungen,
giebelseitigen Kopfbändern und eingehälsten
Ankerbalken ist wohl das älteste Gebäude des
Hofes.
Die Hofstelle Meyerhof 1, ganz im Norden ist
unter der Bezeichnung „Meyerhoff“ bereits in
der Kurhannoverschen Landesaufnahme von
1770 verzeichnet. Ihr großer, offener, feldstein-
gepflasterter Hofkomplex östlich der Warnau
wird von alten Eichenbaumgruppen und Solitär-
bestand geprägt. Beherrschend ist das zweige-
schossige Wohnhaus mit anschließendem Wirt-
schaftstrakt, das zentral zur südlichen Hauptzu-
fahrt ausgerichtet ist. Es wurde 1922 in der Art
eines Gutshauses anstelle des früheren Wirt-
schaftstraktes quer an das mächtige Wohnwirt-
schaftsgebäude von 1823 angesetzt, dessen
Wohntrakt ebenfalls unter Walmdach aufge-
stockt wurde. Die Eingangseite wird von dem
eingezogenen zweigeschossigen Mittelteil
symmetrisch gegliedert und durch einen hölzer-
nen Verandavorbau mit Zierhölzern betont.
Gestaltungsmerkmale, wie Y-förmige Verstre-

Ahrsen, Brüsehof 3, Wohnhaustrakt, 1911


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