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und deren baulicher Veränderung (Zweige-
schossigkeit) zu einer Kleinstadt verwandelt. Bei
einem erneuten Brand 1883 gingen allerdings
nochmals 30 Gebäude verloren. Die bereits
1908/10 in einem Bebauungsplan projektierten,
weitläufigen neuen Siedlungsbereiche, ausge-
hend von dem erschlossenen Gelände zwi-
schen dem zentralen Bereich und dem Bahnan-
schluss, wurden schnell bebaut. Noch 1846
hatte Fallingbostel aus fast 60 meist kleineren
und häufig neben handwerklichen Tätigkeiten
betriebenen Hofanlagen bestanden, deren
Schwerpunkt zu dem Zeitpunkt noch an der
Walsroder-, Vogteistraße sowie dem Kirchplatz
lag, sich aber schon entlang der Ausfallstraßen
auseinandergezogen hatte.
Von den ältesten Hofanlagen sind heute nur
einige, über das gesamte Stadtgebiet verteilte
Nebengebäude, die aufgrund mangelnder Nut-
zung dem starken Veränderungsdruck standge-
halten haben, erhalten. Nicht weit voneinander
entfernt stehen die beiden verbohlten oder auch
nachträglich verbreiterten 1 1/2-geschossigen
Treppenspeicher, Soltauer Straße 1 und 8,
deren ähnliche Hochrähmgerüste mit durchge-
steckten Ankerbalken zeitlich versetzt in der
2. Hälfte des 18.Jh. bzw. der 1. Hälfte des
19.Jh. aufgestellt worden sind (letzteres 1974
transloziert mit Reetdeckung). Auf der großen
alten Hofparzelle Scharnhorststraße 12 im Sü-
den des Zentrums, sind die ältesten Gebäude
ebenfalls die beiden unterschiedlich alten Spei-
cher östlich und westlich der großen Hauptge-
bäude. Der ältere, 1 1/2-geschossige, mit Boh-
lenausfachungen versehen, stammt von 1760
während der 1822 inmitten eines Eichenhains
zweigeschossig aufgebaute, geschossweise
verbohlte Treppenspeicher mit zwei Vorratsräu-
men, einer traufseitigen Doppeltüranlage und
einem überdachten, doppelläufigen Treppenauf-
gang am Nordgiebel auch von der Grundfläche
her größer ist.
Schon früh gehörte die ursprünglich als eine der
Einzelhofsiedlungen nordwestlich am Oerbker
Bach entstandene Hofanlage Untergrünhagen
5 zum Kernort Fallingbostel. Sie hat sich
zwischen der bewaldeten Hanglage und den

südlichen Böhmewiesen angesiedelt und ist
über eine lange, durch Wald führende Zuwe-
gung von Süden her erschlossen. Auf ihrer ein-
drucksvollen, mit Eichenwald bestandenen und
heute noch überwiegend mit Feldsteinen ge-
pflasterten, großen Hoffläche sind es neben den
erneuerten Wohn- und Wirtschaftsgebäuden
des frühen und mittleren 20.Jh. der aus Ziegeln
und Sandsteinsegmenten gemauerte Ziehbrun-
nen von 1691 sowie einige, zwischen Bäumen
verstreut liegende Treppenspeicher, die die vor-
angegangene historische Hofbebauung leben-
dig werden lassen.
Der 1785 erbaute Speicher ist ein für seine
Entstehungszeit typischer, auf groben Feldstei-
nen zweistöckig errichteter Fachwerkbau mit
allseitig auskragendem Obergeschoss und ge-
schossweiser Verbohlung, der von einer trauf-
seitigen Doppeltüranlage mit Inschrift und Datie-
rung sowie einer von Knaggen unterstützten
Dachgeschossvorkragung überdeckten giebel-
seitigen Treppe erschlossen wird.
Das im Ursprung wohl älteste denkmalwerte
Gebäude in der Kernstadt ist das frühere Forst-

haus, Michelsenstraße 1, dessen Hofstelle
möglicherweise eine der ersten nördlich der
Böhme war. Von der Oberförsterei Fallingbostel
wurde u.a. der Staatsforst Lieth als Teil der 1819
neu geordneten 23 Forstbezirke innerhalb der
Forstinspektion Walsrode verwaltet, der wie die
übrigen in der Region eine wichtige Einnahme-
quelle darstellte. Die umfangreichen Ländereien
des ehemaligen Forsthofes um die Soltauer
Straße sind seit 1920 bzw. 1936 als Bauland
aufgeteilt worden. Erhalten blieb das langge-
streckte, wohl schon zu Anfang des 18.Jh.
erbaute und wahrscheinlich schon früh zum
Wohnhaus umgebaute Wohnwirtschaftsgebäu-
de unter Halbwalmdach, das, hinter einem Vor-
garten liegend, die platzartige Situation an der
Straßenabbiegung der L 164 nach Norden zur B
440 (Michelsenstraße) und der Schlüterstraße
nach Westen beherrscht. Es ist vermutlich als
Zweiständerbau entstanden und im 19.Jh.
umgebaut worden. Eine kräftige Vorkragung mit
gerundeten Füllhölzern vor allem im Bereich des
ehemaligen Wirtschaftsgiebels im Süden sowie
eine einseitige, durchgehende Kübbung im
Westen kennzeichnen ihn heute ebenso wie die

Fallingbostel, Michelsenstr. 1, ehern. Forsthaus, Anf. 18.Jh.



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