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Scheune von 1743 unter hohem Halbwalmdach
mit südseitiger Kübbung, sowie ein kleiner Spei-
cher aus dem beginnenden 19.Jh. mit Innen-
treppe in der Dorfstraße 15 am nördlichen Dorf-
rand, dessen gut erhaltenes Gefüge schöne
Ziegelsteinsetzungen in den Giebeldreiecken
aufweist. In der Dorfmitte prägt das um 1910
errichtete zweigeschossige Wohnhaus des alten
Meierhofes Dorfstraße 18 das Bild, wo die
durch Zwerchhäuser und Gauben plastisch ge-
gliederte Dachzone sowie die filigranen, oft
mehrteiligen Fenster den fast quadratischen
Ziegelbau auflockern.
Die auf den Norden der Dorflage konzentrierte
Entwicklung ist neben der Neuansiedlung von
niedergebrannten Hofstellen vorwiegend auf die
Errichtung eines Kali-Bergwerkes mit Schächten
in beiden Ortsteilen zurückzuführen, das von
1910 bis 1924 eine große Anzahl von Arbeitern
anzog, für die Unterkünfte geschaffen werden
mussten. Neben typischen Straßennamen und
zahlreichen Arbeiterhäuschen sind es die beiden
sich gegenüberliegenden Direktoren-Wohnhäu-
ser, Hauptstraße 2 und 3, die auf diese kurze
Episode in der Gemeinde hinweisen. Diese
inmitten großer Grundstücke errichteten einge-
schossigen, in gleichem Villen-Stil 1910 errichte-
ten Gebäude mit Säulenportikus bzw. großzügi-
gem Fenstererker unter hohen ausgebauten
Mansarddächern markieren deutlich den öst-
lichen Ortseingang. Aber auch die 1913 errich-
tete neue Schule Schulstraße 1 (der Vorgänger-
bau stand in dem alten Dorfkern nördlich der
Dorfringstraße) prägt das Gesicht des Dorfes mit
dem weißen zweigeschossigen, reich geglieder-
ten Baukörper, den jeweils symmetrisch aufge-
bauten Fassaden und dem kupfergedeckten
Dachreiter mit Glocke und Uhr.
Wie in vielen Gemeinden erinnern auch in Groß
Häuslingen ein Ehrenfriedhof am nördlichen
Dorfausgang (Heesterberg) und ein Krieger-
denkmal an zentraler Stelle (Schulstraße/Ecke
Hauptstraße) an die Gefallenen des Ersten und
Zweiten Weltkriegs.
HÄUSLINGEN-KLEIN HÄUSLINGEN

Die frühere Haupterschließung durch den Land-
wirtschaftsweg von Groß Häuslingen übernimmt
heute die Landesstraße L 159 sowie die Anbin-
dung an das regionale Straßennetz, und nur bei
genauer Ortskenntnis findet man den kleinen
Weg (Schwarzer Weg), der durch den Wald in
Richtung Süden nach Klein Häuslingen führt.

Von dort auf die kleine, aus drei Hofanlagen be-
stehende Dorflage zukommend, fallen die ei-
chengesäumten Feldwege und Knicks rundher-
um auf.
Die zwei Gutshöfe I und II sowie die Hofanlage
IV wurden hier auf einer in die Allerniederung
vorgeschobenen sog. Nieder-Terrasse errichtet
und sind seit 1978 in der heutigen Form einge-
deicht, obwohl auch schon ab 1772 Sommer-
deiche angelegt wurden. Trotzdem reichen die
Winterhochwasser auch heute noch oft bis an
die Bauplätze heran.
Eine Kirche ist in der Dorflage nicht vorhanden;
sie gehört zur Kirchengemeinde Wittlohe, heute
Landkreis Verden.
Eine mittelalterliche Besiedlung begann, als wohl
auf dem Platz von Gut I zwischen den Wassern
eine umwallte Burg als Stammsitz der Familie
von Behr errichtet wurde. Nach einer ersten Er-
wähnung im Jahr 1137 ist sie seit 1287 ununter-
brochen im Besitz der Familie wie auch später
die Güter in Stellichte im Landkreis Soltau-
Fallingbostel und Hoya im Landkreis Nienburg.

Laut Erbregister werden für 1669 zwei Güter
und mehrere Kotstellen genannt, von denen die
Güter wohl 1840 durch Erbgang vereinigt und
erst 1946 wegen der drohenden Bodenreform
der Engländer in Gut I und Gut II geteilt wurden.
Im Laufe der wechselvollen Geschichte ist das
„alte Gut“ I evtl, das Vorwerk für das jüngere Gut
II gewesen.
Das wunderschön zwischen Teichanlagen und
Deich gelegene Gut I erreicht man über einen
von alten Eichen gesäumten, einige Deichwälle
überquerenden Stichweg, der von Norden
kommt und etwas weiter südlich in der Allernie-
derung endet.
Von den Gebäuden, die ehemals den großen
rechteckigen Hofplatz eng umstellten, wurden
einige entfernt (eine Scheune aus dem frühen
17. Jh. wurde nach Wolfsburg transloziert), ver-
ändert oder durch neue ersetzt. Unter dem
langgestreckten Stall im Westen sind Gewölbe-
keller von Vorgängerbauten erhalten.
Südlich der Hofstelle ist die Fläche der wohl im
18. Jh. entstandenen rechteckigen Gartenanlage
deutlich ablesbar.


Groß-Häuslingen, Hauptstr. 2, Gartenpavillon, um 1910

Groß-Häuslingen, Dorfstr. 31, Scheune


Groß-Häuslingen, Dorfstr. 31, Stall, 1717


Groß-Häuslingen, Dorfstr. 31, Stall, 1717


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