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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0232
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und A 27 nach Bremen). Auch der Haltepunkt
der Eisenbahn (heute Regionalbahn) von Han-
nover nach Soltau und weiter nach Hamburg
trägt wesentlich zu der starken Bevölkerungs-
entwicklung der Gemeinde besonders in den
letzten Jahren bei. Unterstützt wird dies durch
die Lage an der Aller, obwohl die Schifffahrt
heute vollkommen ohne Bedeutung ist. Diese
Vorteile haben eine Ansiedlung zahlreicher
großer Gewerbe- und Freizeitbetriebe ermög-
licht, Hodenhagen aber auch als Wohnstandort
interessant gemacht. Die starke bauliche Ent-
wicklung hat jedoch auch eine Veränderung der
historischen Bausubstanz zur Folge gehabt und
einem verkehrsgerechten Ausbau der Orts-
durchfahrten der Landesstraßen sind die
meisten Straßenbäume zum Opfer gefallen. In
vielen Bereichen ist der ehemals dörfliche Cha-
rakter zerstört.
Erstaunlich ist, dass erst 1883 mit der Errich-
tung einer hölzernen Zugbrücke die alte hoch-
wasserabhängige Fährverbindung in den Fle-
cken Ahlden ersetzt wurde. 1928 entstand
schließlich die heutige in Flachbogenform aus-
geführte Fachwerk-Brücke (km 32,686 an der
L191 aus vernieteten Stahlträgern, die trotz
Sprengung in den letzten Kriegstagen erhalten
blieb und als Ganzes auf z.T. neuen Betonpfei-
lern wiedererrichtet werden konnte.

Hudemühlen-Flecken
Die seit den sechziger Jahren vollständig einge-
deichte Insel-Siedlung Hudemühlen-Flecken
besteht noch heute hauptsächlich aus einer die
Ortsdurchfahrt (L 190) begleitenden Bebauung.
Die engstehenden, giebelständigen Gebäude an
der Straße wurden zum einen durch die bis an
die Aller heranreichende, von der Allerschifffahrt
und der Fischerei geprägten Siedlung auf dem
Brink erweitert, zum anderen durch die enge
Bebauung in dem ehemaligen Burg- oder
Schlossbereich an der Meiße.
Die meisten vorhandenen Gebäude stammen
aus der Zeit nach dem großen Brand von 1873,
bei dem mit 23 Wohn- und 27 Wirtschaftsge-

bäuden fast der gesamte historische Gebäude-
bestand verloren gegangen ist. Ein wesentlich
weniger verdichteter Wiederaufbau hatte die
Neuansiedlung von kleinen Hofstellen im Nord-
osten der Dorflage, Neues Dorf genannt, als
Auftakt für eine weitere Siedlungsentwicklung in
dieser Richtung zur Folge. Vom Brand verschont
blieb wohl die Bebauung auf dem Gelände der
ehemaligen Burg, die jedoch in jüngerer Zeit
inclusive eines vielfach erwähnten Pforthauses
weitgehend durch moderne Einfamilienwohn-
häuser ersetzt wurde.
Einziger Zeuge dieser historischen Bebauung ist
das kleine Wohnwirtschaftsgebäude Auf der
Burg 3. Dieses wurde für Handwerker, Fischer
und/oder Bedienstete gebaut und stand wohl
mit den Nachbarhäusern innerhalb des ehemals
befestigten Burg-Areals. Da das Erdgeschoss
aufgrund einer dendrochronologischen Datie-
rung wohl bereits um 1550 erbaut worden ist
und das heutige Giebeltrapez etwa 1597, kann
es als ältestes datiertes Fachwerkhaus des
gesamten Landkreises gelten. Es steht nord-
süd-gerichtet in einer Reihe ehemals wohl
ähnlicher Häuser, die inzwischen weitgehend
verändert und ersetzt worden sind.
Das Erdgeschoss des in Zweiständerbauweise
errichteten Gebäudes ist an den Giebelseiten
verputzt - nur vier fein profilierte Knaggen, die
die auf ebenfalls profilierten Balkenköpfen
ruhende kräftige Vorkragung stützen, springen
vor. Die Traufseiten sind in jüngerer Zeit teilweise
massiv ersetzt worden. Der insgesamt gedrun-
gene Eindruck des Gebäudes wird durch die
einseitige Verbreiterung der Kübbung mit
entsprechender Abschleppung des Daches
hervorgerufen. Anstelle einer Toreinfahrt ist in
dem straßenseitigen, abgewalmten Giebel eine
außermittige, nachträglich erhöhte Eingangstür
eingebaut, die die kleine Diele erschließt. An
ihrer Stirnseite ist, vermutlich im 19.Jh., ein
Kamin mit Räucherkammer angefügt worden -
daneben steht ein gemauerter Herd.
Der Kinderreichtum der Familie von Hodenberg
hat wohl schon im 14.Jh. zu der Erbteilung
geführt, aus der später die drei von Hodenberg-


Hodenhagen, Am Safaripark, Gedenkstein, 1856

sehen Gutshöfe in Hudemühlen hervorgegan-
gen sind und die den Stammsitz der Familie
bildeten, neben zahlreichen Besitzungen in
benachbarten Dörfern. Ihre genaue Entste-
hungszeit ist jedoch nicht bekannt. Ab 1752
werden sie u.a. in Chroniken erwähnt und sind
bereits in der Kurhannoverschen Landesaufnah-
me von 1771 gleichzeitig mit dem noch vorhan-
denen Schloss verzeichnet.

Gutsanlagen Hudemühlen
Das weitläufige Gutsgelände liegt am südlichen
Ortsrand östlich der Landesstraße 190 nach
Eickeloh/Celle und schließt sich südwestlich der
sog. Mühlenmeiße und den sog. Fischteichen
über den Kapellenweg an das frühere Burgge-
lände an. Im Norden des Gutsareals mit den im
Dreieck verteilten Höfen liegt die ehemalige
Gutskapelle. Weiter südlich verband eine Fähre,
deren Überreste heute noch vorhanden sind, die
Hofanlagen mit den Marschwiesen jenseits der
Aller.
Auf den ehemals herrschaftlichen Gutshöfen,
die zur Meiße hin von einer großzügigen, später
der Öffentlichkeit zugänglichen Garten- und
Parklandschaft umgeben waren, sind heute
noch die jeweiligen repräsentativen Villen bzw.
Wohnhäuser sowie zahlreiche ihrer ehemaligen
Wirtschafts- und sonstigen Nebengebäude er-
halten. Die meisten davon sind aufgrund von
Nutzungsänderungen baulich verändert worden.
Sie liegen eingebettet in eine teilweise dicht be-
wachsene Fluss- bzw. Waldlandschaft, in der
nur noch einige schöne alte, teilweise bis zu 300
Jahre alte Einzelbäume oder Baumgruppen so-
wie kleine angelegte Freiflächen nahe der Ge-
bäude an einen früheren Park erinnern.
Nach ihrem Verkauf in jüngerer Zeit werden die
Höfe nur noch teilweise landwirtschaftlich
genutzt, wie das südliche Gut III, oder sie sind
durch zahlreiche Neubauten ergänzt und erwei-
tert worden, wie das als Behindertenheim ge-
nutzte Gut II im Norden der Anlage direkt ge-
genüber der Kapelle, das dadurch seine Denk-
maleigenschaft eingebüßt hat. Das alte, wohl zu

Hodenhagen, Mausoleum, 1845


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