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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0235
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neben der Landwirtschaft der Schiffsbau, die
Frachtschifffahrt und die Flößerei eine große
Rolle für die Dorfentwicklung gespielt. Die erst-
mals 1330 erwähnte Siedlung „Rithagen“ an der
Straße Alt-Riethagen, deren Haufendorfstruktur
mit den zum Dorfplatz hin sich verjüngenden
Hofstellen heute noch deutlich zu erkennen ist,
umfasste wohl auch das Scheunenviertel Hude-
mühlens.
Aufgrund einer in den achtziger Jahren durchge-
führten Dorferneuerungsmaßnahme stellt sich
der alte Kern heute als Hodenhagens einziger
dörflich gebliebener Bereich dar, der von Dorf-
straßen in Kopfsteinpflaster und unterschiedlich
großen Baumgruppen sowie einem kleinen
Eichenhain gegliedert ist.
Bedeutendstes Gebäude ist das weitgehend
unveränderte Wohnwirtschaftsgebäude Nr. 12,
das laut datiertem, aber wohl hierher versetztem
Sturzriegel mit Eselsrückenmotiv bereits 1619 in
Vierständerbauweise errichtet worden ist. In der
2. Hälfte des 19.Jh. wurde es mit einem
rückseitigen, teilweise massiv ersetzten Wohn-
trakt verlängert. Das Gebäude kann somit zu
den ältesten erhaltenen Fachwerkhäusern des
Landkreises gezählt werden. Sein Dachstuhl ist
1916 wohl z.T. erneuert worden. Das Haus
beherrscht, von kleinen Nebengebäuden umge-
ben, mit seinem imposanten Schaugiebel den
kleinen Dorfplatz. Unter dem hohen Halbwalm-
dach kragt der Giebel zweifach vor und hebt
sich durch das harmonische Zusammenspiel
von reichem hölzernen Zierwerk, der doppelten
Kreuzbandreihe, dem Ziermauerwerk in den
Gefachen und dem zwischen Fußstreben ange-
ordneten parabelförmigen Einfahrtstor von den
üblicherweise schlichten Wirtschaftsgiebeln der
Umgebung ab. Das auf Sandsteinsockel errich-
tete Unterrähmgefüge ist auch im Innenraum
weitgehend intakt. Hier sind außer der
ursprünglichen Einteilung der Diele im Wohnteil
noch Räucherkammer und gemauerter Herd
erhalten. Zusätzlich weist die östliche Traufseite
reiches Schnitzwerk auf, wie Schrift und Zahn-
schnittornamente im Bereich des Rähms und
auf der von Deckenbalken getragenen vorkra-
genden Sparrenschwelle.
In Verlängerung der westlichen verbreiterten
Wetterseite ist giebelseitig zum Dorfplatz hin ein
kleiner, als Futterküche genutzter Stallanbau aus
dem 18.Jh. angesetzt. An der unverkleideten
Schauseite treten die eingehälsten Ankerbalken
des Oberrähmgefüges zwischen den Kopfbän-
dern der Tragständer hervor.
Der kleine Dorfplatz wird weiterhin durch die
westlich anschließenden, giebelständigen
Nebengebäude der früheren Vollmeier-Hofanla-
ge Nr. 11 gebildet, deren zurückliegendes
Haupthaus schon im 19.Jh. massiv erneuert
worden ist. Der ältere, etwas zurückliegende
ehemalige Hofschafstall ist 1733, die Längs-
durchfahrtsscheune 1765 in Dreiständerbau-
weise unter hohem Halbwalmdach errichtet
worden. Das auf Findlingsmauerwerk gegründe-
te Oberrähmgefüge des Schafstalls mit den
hochrechteckigen Gefachen ist queraufge-
schlossen; die Deckenbalken sind geteilt und
auf der mittleren Ständerreihe aufgekämmt,
während sie bei der Scheune wohl aus Platz-
gründen entfernt wurde. Traufseiten wie Giebel-

trapeze sind teilweise verbohlt bzw. mit Wellplat-
ten verkleidet. Hier gliedern und charakterisieren
zahlreiche K-Streben den symmetrischen, von
zwei Längsdurchfahrten erschlossenen Baukör-
per.
Etwa gleichzeitig, in der Mitte des 18.Jh., wurde
auch die langgestreckte Dreiständer-Fachwerk-
scheune auf Granitquadersockel auf der großen
Hofstelle Nr. 8 im Norden der Dorfanlage errich-
tet. Sie zeigt mit dem verlängerten Wirtschafts-
giebel auf die Ortsdurchfahrt der L 191. Eine der
beiden Längsdurchfahrten ist in jüngster Zeit
zugesetzt worden und die mittlere Ständerreihe
wurde wohl aus Platzgründen versetzt. Auffällig
ist das Giebeltrapez auf der älteren Südseite mit
Dreiviertelwalm, dessen untere Gefache horizon-
tal verbohlt sind.

LINDWEDEL

Die Gemeinde besteht aus den beiden Ortstei-
len Lindwedel und Hope und ragt im äußersten
Süden des Landkreises Soltau-Fallingbostel in
den Landkreis Hannover hinein. Sie erstreckt
sich zwischen dem ausgedehnten Waldgebiet
im Nordosten bis zur Allerniederung und den
feuchten Marschwiesen der in die Leine fließen-
den Grindau im Süden. Aufgrund der günstigen
Erreichbarkeit über einen nahen Autobahnan-
schluss an die A7 sowie über die parallel geführ-
te Landesstraße 190 von Hannover nach Wals-
rode ist die Gemeinde Teil des Erholungsgebie-
tes des Aller-Leinetals.
Die nahe an den Ortsteilen vorbeiführende
Bahnlinie Hannover-Walsrode mit noch heute
funktionierenden Haltepunkten hat bereits nach
ihrer Eröffnung 1896 zu einem wirtschaftlichen

Aufschwung auch innerhalb dieser Gemeinde
geführt. Dazu beigetragen hat die Kaligewin-
nung, die, mit Unterbrechungen seit 1899 bzw.
1906, sogar bis 1982 angedauert hat. Die
Schächte zu den bedeutenden Salzlagern lagen
am Rande beider Dörfer und zeitweise waren
600 Arbeiter beschäftigt. Dementsprechend
fand eine rege Siedlungstätigkeit statt und die
Einwohnerzahlen stiegen von 129 im Jahre
1885 im Ortsteil Lindwedel auf heute 1.600.
Das gegenüber Hope weitaus größere Lindwe-
del ist seit 1304 als „Lindwede“, urkundlich
erwähnt worden. Im 16./17.Jh. gab es zwei Voll-
und sechs Halbmeierhöfe sowie drei Kothen
und noch 1858 existierten zwölf pflichtige
Hofstellen und eine Schule. Diese gehörten der
Amtsvogtei Essel an und kamen mit dieser
zunächst zu Bissendorf und 1852 zum Amt
Ahlden. Kirchlich war Lindwedel Teil des Kirch-
spiels Schwarmstedt und erst seit den fünfziger
Jahren des 2O.Jh. hat die Gemeinde einen
Friedhof mit einer Kapelle. Eine urgeschichtliche
Besiedlung auch dieses Bereiches kann
aufgrund seiner günstigen, hochwasserge-
schützten Lage zwischen den fruchtbaren
feuchten Marschwiesen der südlich vorbeiflie-
ßenden Grindau und den ausgedehnten nörd-
lichen Waldflächen mit den vielfältigen
Nutzungsmöglichkeiten angenommen werden.
Von dieser Zeit zeugt ein vorgeschichtlicher
Mahlstein, der im Fußboden eines alten, ehema-
ligen Treppenspeichers am südlichen Dorfrand
gefunden wurde. Noch vor dem Dreißigjährigen
Krieg soll die Siedlung weiter nördlich entlang
der Wege nach Hope und Buchholz gelegen
haben, so dass die heutige, aus zwei Siedlungs-
kernen zusammengewachsene Dorfanlage wohl
jünger ist. Der ehemals bewaldete Zwischenbe-
reich ist erst in jüngster Zeit parzelliert und
bebaut worden.

Hodenhagen, Alt Riethagen 12, Wohnwirtschaftsgebäude, frühes 17.Jh.


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