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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0285
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geschützte und aufgrund seiner aufwendigen
Konstruktion einer der besonders beachtens-
werten Speicher der Gemeinde. Er zeigt mit
seinem langgestreckten, einräumigen Gesamt-
aufbau unter Vollwalmdach mit den weiten
Dachüberständen an beiden Giebelseiten eine
seltene Ausprägung eines Treppenspeichers.
Sein 1 1/2-geschossiges, verbohltes und auf
einzelnen Feldsteinen aufgebautes Hochrähm-
gerüst wird von durchgesteckten Ankerbalken
und Innenkopfbändern gehalten, während kopf-
bandunterstützte Säulen die weiten Dachüber-
stände tragen. An den traufseitigen Tragstän-
dern sind jeweils mit Renaissanceornamenten
profilierte Knaggen zu finden, die die Balkenköp-
fe des ausladenden Daches unterstützen. Wei-
tere Profilierungen sind an den Konsolen und
Geländerdoggen des Treppenpodestes unter-
halb des breiteren Dachüberstandes zu finden
sowie an dem Türsturz des einzigen traufseiti-
gen Eingangs. Unterhalb des schmaleren Über-
stands sind Vorrichtungen zur Trocknung ange-
bracht.
Auch der große Hofschafstall, der die dem
Haupthaus vorgelagerte Hoffläche ostseitig be-

Heber, Bockheber, Treppenspeicher, Aufgang, 1662


Heber, Bockheber, Plattenofen, 1811


grenzt, ist ein seltener Gebäudetyp, der aus
dem späten 17.Jh. stammen könnte. Seine
besonders weiten Gefache und die ungewöhnli-
che Mischung aus teilweise vertikaler Verboh-
lung und Lehmstakung deuten darauf hin. Er
diente bis 1960 einer der großen Heid-
schnuckenherden der Region, die aufgrund zu-
nehmender Zerstörungen des Bodenbewuch-
ses und somit der Schnuckenweiden endgültig
abgeschafft werden mussten. Große Teile der
Weiden befanden sich in dem westlich anschlie-
ßenden militärischen Übungsgebiet, dessen zer-
störte Landschaft seit dem 1994 vollzogenen
Abzug der britischen Truppen wieder in ein
Heidegebiet zurückgeführt wird.
Das außerordentlich langgestreckte und wahr-
scheinlich in zwei Bauabschnitten errichtete
Zweiständergerüst des Stalles basiert auf einer
von Kopfbändern unterstützten, weit ausladen-
den Oberrähmkonstruktion unter Dreiviertel-
walmdach, die beidseitig breite Kübbungen er-
möglichte. Der symmetrisch aufgebaute Südgie-
bel weist zwischen den beiden Tragständern ei-
ne Längsdurchfahrt auf, darüber offene Gefache

im Giebeltrapez. Der gefachweise vollständig
verbohlte Nordgiebel mit heruntergezogenem
Dach besitzt eine nachträglich eingebaute, mitti-
ge Ladeluke.
Neben dem 1913 vom Naturschutzverein VNP
in historisierendem Stil aufgebauten Schweine-
stall in Fachwerkkonstruktion vervollständigt ein
wohl schon 1860 erbautes Scheunengebäude
die Hofstelle. Es entstand in massivem Mauer-
werk mit schlichten Zierziegeldetails an Giebel
und Traufe und ist heute durch nachträgliche
Tore quer- und längserschlossen. 1950 ersetzte
das Häuslingshaus in angepasster Fachwerk-
Bauweise einen Vorgängerbau.
Auf den noch tiefer im Schutzgebiet liegenden
benachbarten Einzelhofanlagen Tütsberg und
Wulfsberg entsprechen nur einzelne historische
Nebengebäude den heutigen Denkmalkriterien.
Je ein Treppenspeicher aus dem 18.Jh blieb
weitgehend unverändert, während die Haupt-
gebäude umgebaut oder durch Umnutzung
verändert worden sind.
Beide idyllisch gelegenen Höfe wurden auf insel-
artigen, bis über 100 Meter hohen Hügelkuppen


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Heber, Bockheber, Treppenspeicher, 1662

Heber, Bockheber, Hofanlage


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