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schossweise verbohltes Gerüst mit zwei Ein-
gangstüren steht auf einzelnen breiten Granit-
quadern und ist wieder mit Reet eingedeckt
worden. Der Erbauungszeit entsprechende Pro-
filierungen findet man an den Knaggen unter-
halb der Giebelauskragungen sowie im Bereich
der traufseitigen Türstürze.
Die vier haufendorfartig aneinander gebauten
Höfe von Ellingen sind angeblich durch Teilung
aus einem ursprünglichen Edelhof der Familie
von Eiling hervorgegangen. Im Kreuzungsbe-
reich an der Verbindungsstraße nach Wolterdin-
gen ist seit den sechziger Jahren vor einem klei-
nen Teich ein Grenzstein aufgestellt worden, der
die ehemals nahe Grenze zwischen dem
Fürstentum Lüneburg und dem Bistum Verden
bezeichnet. Die in den hochrechteckigen Stein
als Flachreliefs gemeißelten verwitterten Wap-
pen sind vermutlich im 17.Jh. entstanden.
Ein Gedenkstein zur Erinnerung an die 1519
geführte Schlacht um Soltau steht weiter nörd-
lich in der Nähe der kleinen jungen Siedlung
Wieheholz in einem Waldstück an der Straße (K
40) nach Wolterdingen. Die Bebauung des Or-
tes ist frühestens im 19.Jh. am Rande des alten,
unter verschiedenen Interessenten aufgeteilten
Waldgebietes Wiehe- oder Wiedeholz entstan-
den.

SOLTAU-WOLTEM

Die ursprünglich dem Kirchspiel Dorfmark in der
Amtsvogtei Fallingbostel angehörende Bauern-
schaft und spätere selbstständige Gemeinde
Woltem ist erst seit der 1974 beschlossenen
Gemeindereform Ortsteil der Stadt Soltau ge-
worden. Sie liegt ganz im Westen des Stadtge-
bietes an der Grenze zum Landkreis Rotenburg
in ca. 9 bis 14 Kilometern Entfernung zur Kern-
stadt. Der Ortsteil mit ungefähr 330 Einwohnern
besteht aus den historischen Siedlungen Frielin-
gen, Woltem und Bostel mit den einstelligen
Höfen Avern, Springhorn und Eitze und bildet
mit den kleinen, in den zwanziger/dreißiger Jah-
ren des 20.Jh. und in jüngster Zeit am Rande
hinzugefügten Neubausiedlungen eine baulich
weitgehend ungestörte Einheit.

In der hügligen, eiszeitlich geprägten Landschaft
am Oberlauf der Bomlitz reihen sich die alten
Hofanlagen von Frielingen im Norden bis Bostel
in kleinen haufendorfähnlichen Gruppen am
Westufer des bewaldeten Flusstals aneinander.
Die Siedlungsbedingungen waren hier auf den
zwar erhöhten aber nach Osten geschützten
Talsanden des feuchten Bomlitztals am güns-
tigsten und die ehemals westlich anschließende,
sanft gewellte Heidelandschaft, die seit dem
19.Jh. ausgedehnten Acker- und Waldflächen
gewichen ist, bot Weideland für die großen
Schafherden. Am gegenüberliegenden Ostufer
war der Boden aufgrund seines Lehmanteils
besser als Ackerland geeignet und so wurden
die den Höfen gegenüberliegenden Flächen jen-
seits des Baches urbar gemacht und bewirt-
schaftet. Nur die beiden, wahrscheinlich etwas
später entstandenen o.g. Einzelhöfe fanden ne-
ben den Ackerflächen hier am Ostufer des Flus-
ses Platz.
Die beiden Kreisstraßen 17 und 142 laufen je-
weils parallel zum Siedlungsband auf beiden
Seiten des Flusslaufs und binden die abseits
größerer Verkehrsströme gelegene Ortschaft an
Neuenkirchen im Norden und über die B 440 im
Süden an Dorfmark bzw. über die K 16 an Sol-
tau an. Das Gebiet wird in Ost-West-Richtung
durchquert von der 1874 von Soltau nach Vis-
selhövede (Berlin nach Bremen) ausgebauten
und heute weitgehend stillgelegten Eisenbahn-
strecke mit einem Haltepunkt nördlich von Frie-
lingen.
Im Anschluss an die sog. Woltemer Siedlung ist
1921 inmitten eines hufeisenförmigen Parkes ein
Kriegerdenkmal aus Bruchsteinen mit einer Ge-
denktafel für Gefallene des Ersten Weltkrieges
und nach Erweiterung 1950 auch des Zweiten
Weltkrieges aufgestellt worden.
Die als Rodungsorte bezeichneten Siedlungen
Woltem und Bostel sind, laut einer Schenkungs-
urkunde aus der Zeit um 835 an das Kloster
Corvey, zusammen mit dem benachbarten,
nach Bomlitz gehörenden Ort Bommelsen die
ältesten, nachweisbaren, wohl um 800 gegrün-
deten Orte in der Region. Frielingen soll etwas
später, um 900, gegründet worden sein und war

Woltem, Woltem 4, Wohnwirtschaftsgebäude. 1870 u. 1921


als „Freier“Hof nicht an das Kloster gebunden.
Eine dauerhafte vorgeschichtliche Besiedelung
des Bereiches wird erst frühestens gegen Ende
der Bronzezeit um 700 v.Chr. aufgrund von
Hügelgräberfunden angenommen.
Auch heute noch bilden die gegen Ende des
18.Jh. verzeichneten, von Westen erschlosse-
nen sechs Hofstellen Woltems die fast aus-
schließliche Bebauung des Ortes. Die Lage und
Ausdehnung ihrer Parzellen erscheint wenig
verändert und wurden nur durch vereinzelte
Neubauten ergänzt. Obwohl sich die Gebäude-
stellung auf einigen Hofstellen infolge der Mo-
dernisierung der Landwirtschaft seit dem 19.Jh.
von den locker um das Hauptgebäude verstreu-
ten kleinen Wirtschaftsgebäuden zu einer eher
rechtwinklig ausgerichteten Anlage mit weitaus
größeren landwirtschaftlichen Gebäuden hin
verändert hat, lässt die Bebauung mancher Hö-
fe eine zwei- bis dreihundertjährige Geschichte
erkennen.
Die drei feldsteingepflasterten und baumbestan-
denen Höfe Woltem 4,11 und 22 weisen einen
überwiegend im 19.Jh. entstandenen, auf die
zentralen Wohnwirtschaftsgebäude ausgerichte-
ten Gebäudebestand ohne größere Störungen
auf, der teilweise durch Sandsteinbrunnen und
Erdkeller vervollständigt wird. Der Vollhof Nr. 4
soll als Teil eines herrschaftlichen Doppelhofes
mit Nr. 3 auf den im 9.Jh erwähnten Stammhof
des Ortes zurückgehen. Sowohl das Hauptge-
bäude von Nr. 4, wie auch das des erst im
17.Jh. nachgewiesenen Halbhofes Nr. 11 und
auch des wohl erst im 17.Jh. neu hinzugekom-
menen (Kötner-) Hofes Nr. 22 im Norden sind im
frühen 19.Jh. an Stelle von Vorgängerbauten
errichtet worden (Nr. 4 1824, Nr. 22 1823). Es
sind schöne, in regelmäßigem Fachwerk auf
behauenen Findlingen aufgebaute und mit
gefachhohen Verstrebungen errichtete Zwei-
ständer-Hallenhäuser unter hohen Halbwalmdä-
chern mit schmalen, teilweise einseitig vorgezo-
genen Kübbungen und symmetrisch angeleg-
ten, mittigen Einfahrtstoren. Zumeist sind sie
nachträglich etwas umgebaut (1899 Wohntrakt
von Nr. 22, Anbau an den 1930 Wirtschaftstrakt
von Nr. 4) und entsprechend den veränderten
Ansprüchen erweitert und repräsentativer ge-
staltet worden, u.a. durch ein breites Zwerch-
haus mit Zierfachwerk (Nr. 4 1870 und 1921)
oder durch ein quer angesetztes Wohnhaus in
massiver Bauweise mit Ziegeldekor und mitti-
gem Zwerchhaus (Nr. 11 1903). Neben den
typischen Wirtschaftsgebäuden des 19.Jh., hier
besonders erwähnenswert die 1876 bis 1911 in
massiver Ziegelbauweise mit wenigen Dekorele-
menten errichteten, zumeist langgestreckten
Schweineställe, und den großen Fachwerk-
scheunen von um 1910, fällt ein 1840 entstan-
dener Speicher auf Hof Nr. 4 auf. Sein auf ein-
zelnen behauenen Findlingen aufgeführtes, verti-
kal verbohltes 1 1/2-geschossiges Hochrähm-
gerüst mit eingehälsten Ankerbalken ist von
stattlicher Größe. Neben den traufseitigen exis-
tieren drei giebelseitige Türen. Im Bereich des
Giebeltrapezes kragt das Dreiviertelwalmdach
auf mehreren profilierten Kragbändern aus.
Die ältesten erhaltenen Gebäude stehen im Hin-
tergrund der nördlichsten, quadratisch abgeteil-
ten Hofparzelle von Nr. 22. Hier ist es wiederum
ein bereits 1689 erbauter kleiner Treppenspei-

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