Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Mithoff errichtete zweigeschossige Kanzelaltar
sowie die umlaufende zweigeschossige Empo-
renanlage, die das Fassungsvermögen der ur-
sprünglich für ca. 1800 Personen erbauten
Garnisonskirche vergrößerte. Die Orgel auf der
zweijochigen Westempore ist 1849 durch E. W.
Meyer, Hannover, aufgestellt worden. Im Altar-
raum gegenüber des vom Ende des lö.Jh.
stammenden, expressionistisch wirkenden Kru-
zifixes (sog. Walsroder Kreuz) sind vier Evange-
listenstatuen von einer 1702 von C. H. Bartel
aus Celle geschaffenen Kanzel angebracht wor-
den. Gedenktafeln und Epitaphe aus dem 17.
und 18.Jh. ergänzen die historische Kirchenein-
richtung.
Ev. Damenstift St. Johannis
Den Übergang zu dem von einer Mauer um-
schlossenen inneren Klosterbezirk (Kirchplatz
2), dessen Grundriss seit dem frühen 13.Jh. im
wesentlichen unverändert geblieben ist, bildet
der an die Südwand der Stadtkirche angesetzte
Kirchenflügel. Dieser ungegliederte, über einem

ost-west-gerichtetem, rechteckigen Grundriss
aufgestellte Backsteinbau des sog. Klostercho-
res bildete den südlichen Querflügel einer frühe-
ren romanischen Basilika, die wohl bereits am
Ende des 13.Jh. und zu Beginn des 14. nach
Osten und Westen erweitert worden ist und
nach dem Niederbrennen von Kloster und Kir-
che 1482 in den gotischen Wiederaufbau einbe-
zogen wurde. Direkte Zugänge bestehen zu
dem Äbtissinnenhaus im Osten und dem Wohn-
haus der Konventualinnen, das im Süden an-
schließt. Dieser Chor diente zur Teilnahme des
Konvents am Gottesdienst in der Pfarrkirche.
Nachdem die ehemals große rundbogige Öff-
nung in der Vierung des Vorgängerbaus seit
dem Kirchenneubau durch eine Wand mit Fens-
tern und verglasten Durchgängen geschlossen
wird, ist er zu einem Kirchenraum für besondere
Anlässe geworden. Bei der von 1737 bis 1776
andauernden Renovierung ist das hohe Walm-
dach mit dem Dachreiter entstanden sowie ein
großer Teil der Innenausstattung, wie der Äbtis-
sinnenstuhl von 1751 und die 1776 überwie-
gend in blauer Farbe ornamental bemalte flache
Holzdecke. Der barocke Altaraufsatz von 1744

Walsrode, Kirchpl. 2, Klosteranlage, ehern. Äbtissinnenhaus und Remter


Walsrode, Kloster, Haupttor, 1780, Gitter, 1907


Walsrode, Kloster, sog. Klosterchor, 1482


bezieht das dreiteilige, spätgotische Kreuzi-
gungsfenster dahinter mit ein. Ihre auch farblich
eindrucksvollen Glasmalereien gelten zusam-
men mit denen der seitlichen Maßwerkfenster
(Joh. der Täufer, der Hl. Benedikt, dat. 1483) als
die bedeutendsten im ehemaligen Fürstentum
Lüneburg. Auf der Südseite sind weitere Spitz-
bogenfenster mit Wappen und bildlichen
Darstellungen aus der Zeit des Wiederaufbaus
von 1490, aber auch des 16. und 17.Jh. erhal-
ten. Obwohl viele der im Laufe der Jahrhunderte
angesammelten Kunstgegenstände des Klos-
ters 1532 bei der Übernahme dem Herzog
ausgeliefert werden mussten bzw. zur Zeit der
französischen Besatzung versteigert wurden,
beherbergt die Kirche auch heute noch bedeu-
tende Kunstschätze. Dies sind u.a. eine zu Be-
ginn des 14,Jh. erschaffene und 1909 neuge-
fasste Holzfigur des Stifters Wale mit dem
Kirchenmodell in der Hand, eine Statuette des
bekleideten Christusknaben vom E. des 15.Jh.,
ein Reliquienschrein mit schachbrettartiger An-
ordnung von Blüten und Reliquienfassungen
und gotischer Bekrönung aus der gleichen Zeit
sowie das kleine farbig gefasste Holzrelief des
Abendmahls aus der Zeit um 1520, das mögli-
cherweise Teil eines Altars gewesen ist. Das
wohl zu Beginn des 19.Jh. entstandene Holzge-
stühl ist weiß gestrichen.
An den Chor schließt beidseitig eine hohe Um-
fassungsmauer aus Backsteinen an, die min-
destens seit dem 18.Jh. den inneren Bezirk des
alten Klosters umfasst und diesen auch heute
noch zu einem Ort der Stille werden lässt. Zahl-
reiche Wohn-, Wirtschafts- und Nebengebäude,
überwiegend des 18.Jh., stehen inmitten von
gepflegten, aber teilweise tiefliegenden Garten-
flächen, die früher von einem in die Böhme
mündenden Graben durchzogen wurden. Die
ältesten Abschnitte der Backsteinmauer, die
durch eine schräge Ziegelabdeckung über den
Ziegelsteinsetzungen sowie regelmäßige Aus-
steifungen gekennzeichnet sind, grenzen das
Klosters gegen die ehemaligen Klosten/viesen
ab, die erst in jüngerer Zeit zu einem See ausge-
hoben wurden. Der zur Innenstadt gewandte
Mauerabschnitt ist aufgrund der Fahrbahnverle-
gung seit 1958 in historischem Stil wiedererrich-


Walsrode, Kloster, sog. Langes Haus, Längsflur

330
 
Annotationen