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Albrecht, Heike [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0191
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Alten Landes mit den Schwerpunkten Landes-
vertretung, Gericht, Obstbau und Handwerk.
Hier tagte seit 1659 das höchste Gericht und
kamen die Landstände zusammen, zuletzt im
Saal des sog. Portauschen Hauses, wo auch
das 1852 gegründete Amt seinen Sitz hatte.
Von 1885 bis 1932 war Jork Kreisstadt, bevor
es in den neugebildeten Kreis Stade integriert
wurde.
Die bei weitem größte Wirtschaftskraft der Re-
gion stellt heute der Obstbau dar. Schon 1657
nennen die Steuerlisten der Jorker Hauptmann-
schaft insgesamt 102 Obsthöfe mit 51 Hektar
Fläche, etwa einem Viertel der gesamten Altlän-
der Obstbaufläche. Die Gründungen der Jorker
Kreisobstbauschule 1897 und der Obstbauver-
suchsanstalt 1935 förderten seinen weiteren
Aufschwung. Parallel konnte sich auch das
Handwerk ohne Einengung durch das Zunftwe-
sen frei entwickeln. So sind 1740 gut ein Drittel
der rund 150 Jorker Hausstellen mit Handwer-
kern aus 20 verschiedenen Berufen besetzt.

Heute ist Jork als zentraler Ort des Alten Lan-
des zu einem bevorzugten Wohnort geworden,
der durch kleinere Baugebiete, die hauptsäch-
lich südlich des Obstmarschenweges liegen,
und eine große Ortserweiterung im Nordwesten
in den letzten Jahren stark gewachsen ist.
Das Siedlungsbild Jorks wird bis heute durch
den 3,8 Kilometer langen Straßenzug Oster-
bzw. Westerjork als Teil der Landesstraße 140
und die kleinteilige Bebauung rund um die Kir-
che im Zentrum bestimmt. Während der Orts-
kern früher vor allem von sich kreuzenden Was-
serwegen geprägt war, wird er heute von stark
befahrenen Straßen beherrscht. Zunächst war
beim Ausbau der ost-west gerichteten Orts-
durchfahrt um 1960 die parallele Wettern zuge-
schüttet und die nördliche Baumreihe gefällt
worden, wodurch wesentliche charakteristische
Elemente des Straßenbildes verloren gingen. Ei-
ne abermalige Korrektur der Verkehrswege mit
einem gleichzeitigen massiven Eingriff in die ge-

wachsenen Strukturen erfolgte 1989, als östlich
der zentralen Kreuzung eine neue Trasse paral-
lel zum geschwungenen Straßenzug Bürgerei
angelegt wurde. Seither ist der räumliche Be-
zug zwischen dem ehemaligen Herrenhof (Am
Gräfengericht 2), das als Rathaus eine neue
Nutzung erhielt und dem südlich der Strasse
stehenden alten Gerichtshaus in der Bürgerei
aufgehoben.
Die Geschichte des Herrenhofes, heute auch
als Gräfenhof bezeichnet, reicht bis in die Zeit
der Landnahme zurück, als der Kolonistenfüh-
rer, der sog. Lokator, eine Doppelhufe nördlich
der Kirche zugewiesen bekam, mit deren Besitz
weitere Vergünstigungen verbunden waren.
Dieser Stammsitz der Familie von Jork, die
schon im 13.Jh. Richtung Osten abgewandert
war, wurde 1648 kurz nach Ende des Dreißig-
jährigen Krieges durch den Gräfen Matthias von
Haren erworben. Er ließ kurze Zeit später, wohl
1651, das heutige Herrenhaus in ähnlicher Wei-

Jork, Kurhannoversche Landesaufnahme, 1769 (Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen)



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