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Albrecht, Heike [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 26,1): Landkreis Stade: ohne die Städte Stade und Buxtehude — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44441#0202
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samt erhaltene Herrensitz des Alten Landes,
der sog. Wehrtsche Hof, zu dem zeitweise
auch die Mühle und eine Krugwirtschaft gehör-
ten. Seine erste Erwähnung fällt in das Jahr
1275, als er sich in Besitz des Bremer Erzbi-
schofs Gieselbert befand. Nach einem mehr-
maligen Wechsel der Besitzer, u.a. gehörte er
zwischen 1657 und 1677 dem schwedischen
Grafen Königsmarck, taucht 1790 erstmals der
Name der heutigen Eigentümerfamilie auf.
Errichtet wurde die T-förmige Anlage von dem
Gräfen Nicolaus Dehmel bald nachdem der
Vorgängerbau 1632 niedergebrannt war. Zur
Straße hin ist ein zweigeschossiges Herrenhaus
mit Pfannendeckung angeordnet, an das öst-
lich ein 30 Meter langer Wirtschaftsteil in Form
eines Zweiständerbaus mit Reetdeckung
anschließt. Seinen unveränderten Giebel
schmückt ein gleichmäßiges Fachwerkgefüge,
in dem kräftige Hauptständer mit Kopfbändern
hervortreten.
Am Herrenhaus, dessen Obergeschoß dreisei-
tig vorspringt, ist lediglich der zur Elbe weisen-
de Nordgiebel im ursprünglichen Zustand über-
kommen. Seine drei Auskragungen auf Stich-
gebälk werden von kräftig profilierten und
aufwendig geschnitzten Konsolen unterstützt.
Hingegen sind die anderen Fassaden verein-
facht, z.T. auch massiv erneuert worden. Als
Zeugnis landständischer Wohnkultur des Früh-
barock kann die bemerkenswerte Innenausstat-
tung gelten. Von der Mittelhalle führen eine
Wendeltreppe zum Obergeschoß, eine breite
sechsstufige Zwischentreppe zu hochgelegten
Stuben sowie mehrere Türen in das Langhaus.
Ihre Wangen, Füllungen, Umrahmungen und
Bekrönungen zeigen qualitätvolle Schnitzarbei-
ten.
Die erwähnte Krugwirtschaft des Hofes war
vermutlich in dem südlichen Nachbarbau
Große Seite 9 untergebracht. Dieser womög-
lich im 17.Jh.errichtete, ebenfalls traufständig
plazierte, zweigeschossige Fachwerkbau, des-
sen Obergeschoß auf unterschiedlich ausgebil-
deten Konstruktionen allseitig vorkragt, ist um
1800 durch einen rückwärtigen Anbau mit
Mansarddach erweitert worden. Seit einer Re-
novierung 1970 ist hier das Gemeindebüro der
Ev. St. Nikolaikirche untergebracht. Die Kirche
selber ist inmitten von mächtigem Baumbe-
stand auf der südlich anschließenden Fried-
hofswurt plaziert. Ebenfalls von hohen Bäumen
gerahmt wird das Pfarrhaus, welches 1775 als
Ersatz für einen abgebrannten Vorgängerbau
entstanden war. In dem mehrfach umgebauten
Haus blieb die Fachwerkkonstruktion des
18.Jh. mit profilierten Schalbrettern einzig in der
Nordansicht erhalten (Große Seite 16).

Ev. Kirche St. Nikolai
Über die Borsteler Kirche wird erstmalig im Jah-
re 1400 berichtet. Spuren dieses wohl kurz zu-
vor fertiggestellten Bauwerks haben sich vor al-
lem im Westgiebel, in dem über fünf Seiten ei-
nes Zehnecks ausgebildeten Chorpolygon und
im unteren Teil des südlichen Langhauses er-
halten (Große Seite).
Ansonsten ist der fünfachsige Backsteinsaal mit
abschließendem Pfannendach mehrfach umge-

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