trennt wird, hat seine ursprüngliche Pilaster-
gliederung mit dem leicht vorkragenden Ge-
bälk bewahrt. Das zweigeschossige Haus Nr.
2 in Neurenaissanceformen mit gerade ab-
schließendem Giebel errichtete man 1898
anstelle eines Stalles. Während Dach- und
Obergeschoß vierachsig gestaltet sind, be-
saß das ehemals mit Fugenschnitt versehene
Erdgeschoß zwischen jeweils zwei Seiten-
achsen eine große stichbogige Durchfahrt
zum rückwärtigen Wirtschaftshof.
POSTSTRASSE
Den größten gestalteten Grünbereich der
Wallanlagen mit Laubhölzern im westlichen
Bereich und Koniferen auf der Ostspitze bil-
dete der sogenannte Jordan auf der ehemali-
gen Stauschanze. Hier wurde 1831 eine Ba-
deanstalt und im folgenden Jahr auf Kosten
des Prinzen Constantin Friedrich Peter durch
H. Strack ein an palladianischer Architektur
orientiertes „Römisches Badehaus“ errich-
tet. Die Halbinsel war lediglich über die Stau-
torbrücke im Norden und die Hohe Brücke bei
der Kornmühle im Süden (etwa in Höhe der
Amalienstraße) zu erreichen. Die Notwendig-
keit einer besseren Zuwegung ergab sich
1855 anläßlich der Erbauung eines Postge-
bäudes auf dem Jordan nach Plänen von H.
D. Hillerns. Aufgrund langwieriger Verhand-
lungen geschah der Durchbruch einer Straße,
der eine Abtragung des Wallrestes an der Ho-
hen Brücke erforderte, erst im Jahre 1874.
Die neue Straße verlief ab der Staustraße in
West-Ost-Richtung nördlich des Neubaus,
bog an seiner Ostseite nach Süden ab und
führte in Richtung Mühlenstraße bis zum Pa-
radewall. Im Bereich des Jordan folgte sie da-
mit dem vorhandenen Weg der Grünanlage.
Die Kornmühle an der Hohen Brücke auf dem
linken Hunteufer brach man 1892 ab, wäh-
rend die kleinere, weiter südlich gelegene
Feinmühle am rechten Hunteufer schon 1846
abgerissen worden war. Für die „Durch-
bruchsstraße“ bürgerte sich allmählich der
Name Poststraße ein und wurde von der Stadt
übernommen, als die Straße 1883 an sie
überging.
Von 1900 bis 1902 wurde unter Leitung des
Regierungsbaumeisters Wittholt anstelle des
alten Posthofes das Gebäude der kaiserli-
chen Oberpostdirektion Oldenburg errichtet,
das die bis dahin auf verschiedene Häuser
verteilten Dienststellen in einem staatlichen
Repräsentationsbau vereinigte (Poststr. 1).
Nach zeitgenössischem Urteil eines der
großartigsten und schönsten Bauwerke des
Landes Oldenburg, bildet das jetzige Fern-
meldeamt in rotem Ziegel den beherrschen-
den Blickpunkt am Zusammentreffen von
Stau, Staulinie und Poststraße. In Anlehnung
an barocke Schloßbauten konzipierten die Ar-
chitekten beim Reichspostamt in Berlin Hake
und Frh. v. Rechenberg das dreigeschossige
Gebäude als dreiflügelige Anlage, deren in
Sandstein ausgeführte Einzelformen der We-
serrenaissance entlehnt sind. Die monu-
mentale Hauptfront zieht sich entlang der
nördlichen Poststraße. Zwischen den zum
südlichen Innenhof hin verputzten Seitenflü-
geln spannt sich parallel zum Hauptbau ein
mit diesem verbundener Zwischentrakt, so
daß zwei Lichthöfe entstehen.
Die symmetrische Hauptfassade, deren Erd-
geschoß eine Verblendung in Sandsteinqua-
derung besitzt, dominiert ein ausladender
Mittelrisalit, überragt von einem obeliskenbe-
setzten Rollwerkgiebel mit der Wappenkartu-
sche des preußischen Reichsadlers. Der hier
liegende Eingang wird durch eine zweijochige
Säulenhalle mit reich verzierter Balkonbrü-
stung im ersten Obergeschoß betont. Zu bei-
den Seiten des Risalits erstrecktsich der Bau-
körper über fünf Fensterachsen, deren
Kreuzstockfenster in Werkstein gearbeitet
sind. Die beiden Außenachsen nehmen je-
weils ein ädikulagerahmtes Rundbogenportal
auf. Die auf dem Gebälk über den Säulen ste-
henden Figuren des Bildhauers Otto Stichling
stellen verschiedene Berufe dar. Polygonale
haubenbekrönte Ecktürme leiten zu den Sei-
tenflügeln über, die ebenfalls zu beiden Sei-
ten eines dreiachsigen Mittelrisalits fünf Ach-
sen umfassen. Der Risalit des Ostflügels
zeichnet sich durch einen zweigeschossigen
Erker aus. An der Südwestecke dieses Flü-
gels tritt ein halbrunder Treppenturm hervor,
zu dem an der gegenüberliegenden Ecke des
Westflügels der mit einer laternenbekrönten
Haube abgeschlossene, ehemalige Telegra-
fenturm über quadratischem Grundriß korre-
spondiert.
Die Bezeichnung „Jordan“ ist heute auf das
Endstück der seit 1924 verrohrten Mühlen-
hunte am Ostflügel des Postgebäudes über-
gegangen, die in Höhe der zur Amalienstraße
führenden Brücke als Springbrunnenbecken
gestaltet ist. Mit der Übertunnelung (1925)
des ursprünglich bis vor den Haupteingang
der Post reichenden Hafenbeckens ging
schließlich der Inselcharakter des Jordan voll-
ständig verloren.
Auf der Nordostspitze des Jordan, wo vor-
mals das Badehaus stand, wurde 1948 ein
Kreisverkehr, der Stautorkreisel, angelegt
und gleichzeitig auf derVerkehrsinsel überei-
nem Bunker ein von K. J. Pfeiffer entworfenes
Cafe an städtebaulich exponierter Stelle er-
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gliederung mit dem leicht vorkragenden Ge-
bälk bewahrt. Das zweigeschossige Haus Nr.
2 in Neurenaissanceformen mit gerade ab-
schließendem Giebel errichtete man 1898
anstelle eines Stalles. Während Dach- und
Obergeschoß vierachsig gestaltet sind, be-
saß das ehemals mit Fugenschnitt versehene
Erdgeschoß zwischen jeweils zwei Seiten-
achsen eine große stichbogige Durchfahrt
zum rückwärtigen Wirtschaftshof.
POSTSTRASSE
Den größten gestalteten Grünbereich der
Wallanlagen mit Laubhölzern im westlichen
Bereich und Koniferen auf der Ostspitze bil-
dete der sogenannte Jordan auf der ehemali-
gen Stauschanze. Hier wurde 1831 eine Ba-
deanstalt und im folgenden Jahr auf Kosten
des Prinzen Constantin Friedrich Peter durch
H. Strack ein an palladianischer Architektur
orientiertes „Römisches Badehaus“ errich-
tet. Die Halbinsel war lediglich über die Stau-
torbrücke im Norden und die Hohe Brücke bei
der Kornmühle im Süden (etwa in Höhe der
Amalienstraße) zu erreichen. Die Notwendig-
keit einer besseren Zuwegung ergab sich
1855 anläßlich der Erbauung eines Postge-
bäudes auf dem Jordan nach Plänen von H.
D. Hillerns. Aufgrund langwieriger Verhand-
lungen geschah der Durchbruch einer Straße,
der eine Abtragung des Wallrestes an der Ho-
hen Brücke erforderte, erst im Jahre 1874.
Die neue Straße verlief ab der Staustraße in
West-Ost-Richtung nördlich des Neubaus,
bog an seiner Ostseite nach Süden ab und
führte in Richtung Mühlenstraße bis zum Pa-
radewall. Im Bereich des Jordan folgte sie da-
mit dem vorhandenen Weg der Grünanlage.
Die Kornmühle an der Hohen Brücke auf dem
linken Hunteufer brach man 1892 ab, wäh-
rend die kleinere, weiter südlich gelegene
Feinmühle am rechten Hunteufer schon 1846
abgerissen worden war. Für die „Durch-
bruchsstraße“ bürgerte sich allmählich der
Name Poststraße ein und wurde von der Stadt
übernommen, als die Straße 1883 an sie
überging.
Von 1900 bis 1902 wurde unter Leitung des
Regierungsbaumeisters Wittholt anstelle des
alten Posthofes das Gebäude der kaiserli-
chen Oberpostdirektion Oldenburg errichtet,
das die bis dahin auf verschiedene Häuser
verteilten Dienststellen in einem staatlichen
Repräsentationsbau vereinigte (Poststr. 1).
Nach zeitgenössischem Urteil eines der
großartigsten und schönsten Bauwerke des
Landes Oldenburg, bildet das jetzige Fern-
meldeamt in rotem Ziegel den beherrschen-
den Blickpunkt am Zusammentreffen von
Stau, Staulinie und Poststraße. In Anlehnung
an barocke Schloßbauten konzipierten die Ar-
chitekten beim Reichspostamt in Berlin Hake
und Frh. v. Rechenberg das dreigeschossige
Gebäude als dreiflügelige Anlage, deren in
Sandstein ausgeführte Einzelformen der We-
serrenaissance entlehnt sind. Die monu-
mentale Hauptfront zieht sich entlang der
nördlichen Poststraße. Zwischen den zum
südlichen Innenhof hin verputzten Seitenflü-
geln spannt sich parallel zum Hauptbau ein
mit diesem verbundener Zwischentrakt, so
daß zwei Lichthöfe entstehen.
Die symmetrische Hauptfassade, deren Erd-
geschoß eine Verblendung in Sandsteinqua-
derung besitzt, dominiert ein ausladender
Mittelrisalit, überragt von einem obeliskenbe-
setzten Rollwerkgiebel mit der Wappenkartu-
sche des preußischen Reichsadlers. Der hier
liegende Eingang wird durch eine zweijochige
Säulenhalle mit reich verzierter Balkonbrü-
stung im ersten Obergeschoß betont. Zu bei-
den Seiten des Risalits erstrecktsich der Bau-
körper über fünf Fensterachsen, deren
Kreuzstockfenster in Werkstein gearbeitet
sind. Die beiden Außenachsen nehmen je-
weils ein ädikulagerahmtes Rundbogenportal
auf. Die auf dem Gebälk über den Säulen ste-
henden Figuren des Bildhauers Otto Stichling
stellen verschiedene Berufe dar. Polygonale
haubenbekrönte Ecktürme leiten zu den Sei-
tenflügeln über, die ebenfalls zu beiden Sei-
ten eines dreiachsigen Mittelrisalits fünf Ach-
sen umfassen. Der Risalit des Ostflügels
zeichnet sich durch einen zweigeschossigen
Erker aus. An der Südwestecke dieses Flü-
gels tritt ein halbrunder Treppenturm hervor,
zu dem an der gegenüberliegenden Ecke des
Westflügels der mit einer laternenbekrönten
Haube abgeschlossene, ehemalige Telegra-
fenturm über quadratischem Grundriß korre-
spondiert.
Die Bezeichnung „Jordan“ ist heute auf das
Endstück der seit 1924 verrohrten Mühlen-
hunte am Ostflügel des Postgebäudes über-
gegangen, die in Höhe der zur Amalienstraße
führenden Brücke als Springbrunnenbecken
gestaltet ist. Mit der Übertunnelung (1925)
des ursprünglich bis vor den Haupteingang
der Post reichenden Hafenbeckens ging
schließlich der Inselcharakter des Jordan voll-
ständig verloren.
Auf der Nordostspitze des Jordan, wo vor-
mals das Badehaus stand, wurde 1948 ein
Kreisverkehr, der Stautorkreisel, angelegt
und gleichzeitig auf derVerkehrsinsel überei-
nem Bunker ein von K. J. Pfeiffer entworfenes
Cafe an städtebaulich exponierter Stelle er-
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