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Böker, Doris [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 31): Stadt Oldenburg (Oldenburg) — Braunschweig, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.44439#0185
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Auffallend durch seine spätklassizistische
Formensprache ragt Haus Nr. 4 heraus, das
seine Gestaltung wohl G. Schnitger verdankt,
in dessen Besitz es 1870 durch Tausch ge-
langtwar. Den zweigeschossigen Walmdach-
bau mit Attikageschoß dominiert der dreiach-
sige und dreigeschossige Mittelrisalit mit ab-
schließender Balusterbrüstung. Ihm ist ein
auf ionischen Säulen ruhender Balkon vorge-
lagert, zu dem die Halbsäulen und rahmen-
den Pilaster mit korinthischen Kapitellen des
zweiten Risalitobergeschosses korrespon-
dieren.
Auch das Oldenburger Giebelhaus findet sich
an der Ofener Straße (Nr. 26, erb. 1885/86)
und präsentiert sich in dieser Umgebung mit
entsprechend aufwendiger Ausstattung
durch Pilasterrahmung der rundbogigen
Drempelgeschoßfenster. In der Attitüde ei-
nes herrschaftlichen Landhauses wurde
1913/14 das zweigeschossige Haus Nr. 54
durch A. D. Oetken unter hohem Walmdach
erbaut, das die Verarbeitung neoklassizisti-
scherTendenzen in der symmetrischen Glie-
derung durch ein mittiges Zwerchhaus mit

Segmentbogengiebel und seitliche, einge-
schossige Vorbauten auf korbbogigem Grun-
driß reflektiert.
Weitaus bescheidener gibt sich die Architek-
tur der Ammerländer Heerstraße, welche die
Ofener Straße fortsetzt und seit 1900 schwer-
punktmäßig mit einfachen giebelständigen
Häusern besetzt wurde. Herausragendes
Gebäude ist hier der 1897 von L. Sievers als
Landhaus in derTradition der Hannoverschen
Schule innerhalb eines Gartens errichtete
Backsteinbau Nr. 60 mit der charakteristi-
schen malerischen Silhouette, die durch den
raumgreifenden Baukörper und im Aufriß ins-
besondere durch den unter einem Zeltdach
aufgeführten Turm des Eingangsbereichs er-
zielt wird. Holzelemente wie der Balkon im
Turmobergeschoß und das in Fachwerk auf-
geführte Drempelgeschoß des Turms mit ve-
getabiler Ornamentik und der Darstellung ei-
nes Hirsches in den Gefachen verweisen auf
die ehemalige Nutzung als Forsthaus.

DIE BEBAUUNG ZWISCHEN PETER-
STRASSE, OFENER STRASSE UND
PHILOSOPHENWEG
Im Haareneschviertel, dessen relativ
schmale, von Vorgärten gesäumte Straßen
noch heute ein beschauliches Bild vermitteln,
ließen sich mit der schwerpunktmäßig ab
1860 einsetzenden Wohnhausbebauung in
erster Linie Rentner, Beamte, Handwerker
und Militärangehörige geringer Dienstgrade
nieder. Bis in die neunziger Jahre des 19. Jh.
dominierte den Wohnhausbau das giebel-
ständige Haus mit Drempel unter Satteldach,
das je nach Baugrund bzw. finanziellen Mög-
lichkeiten mit oder ohne Souterrain errichtet
wurde. Es wird allgemein westlich der Au-
guststraße in den ab der Jahrhundertwende
bebauten Verlängerungen vorhandener Stra-
ßen durch zweigeschossige Gebäude unter
Walm- bzw. Mansarddach abgelöst. Daher
sind die unterschiedlichen Bauphasen in eini-
gen Straßenzügen gut ablesbar, z.B. in der
Kastanienallee, wo der östliche ältere Ab-
schnitt, der vorwiegend zwischen 1878 und
1880 bebaut wurde, durch das Oldenburger


Ofener Str. 19, 1897/98


Ammerländer Heerstr. 60,1897, Architekt L. Sievers


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