Das lange Überdauern historistischer Archi-
tekturauffassung und Repräsentationsbe-
dürfnisses in einem für Oldenburg unge-
wöhnlichen Formenvokabular veranschau-
licht Bismarckstraße 31, ein 1883 errichtetes
vierachsiges Gebäude, das sein, heute in
einigen Bereichen geändertes, Erschei-
nungsbild einem von J. H. Brandes 1909 aus-
geführten Umbau verdankt. Er erweiterte den
Ursprungsbau um zwei südliche Achsen mit
nur leicht vorgezogenem Risalit, dem ereinen
konkav einschwingenden Altan mit abschlie-
ßender Balusterbrüstung vorlegte, und ge-
staltete die von Kolossallisenen mit Fugen-
schnitt eingefaßte Fassade in einer zierlichen
Rokokoornamentik.
Wohngebäude des Hofbaumeisters
G. Schnitger
Besondere Beachtung verdienen im Dob-
benviertel die mit exakt strukturierten Fassa-
den und wirkungsvoll eingesetzten Details
Haarenufer 5, 1896, Architekt L. Sievers
Roonstr. 1, 1878, Architekt Logemann, 1898 Um-
bau
anspruchsvoll projektierten Bauten des Hof-
baumeisters G. Schnitger. Als Beispiel eines
Wohnhauses von herrschaftlichem Gepräge
sei Herbartstraße 13 mit seinem asymme-
trisch konzipierten Baukörper genannt (erb.
1896). Die in einem ausgewogenen Verhält-
nis zueinander stehenden Gliederungsele-
mente - in der Horizontalen die Gesimse und
die Rauhputzbänder des Erdgeschosses, in
der Vertikalen die Fensterachsen mit starker
Profilierung des Bogens - überziehen die
Fassade mit einem festen Ordnungsgefüge.
Die Oberlichter der Altanfenster in Achtpaß-
form unterstreichen die exponierte Stellung
dieses Bauteils. Spiegelt sich hier, ebenso
wie in dem gleichzeitig von Schnitger errich-
teten Nachbarhaus Herbartstraße 14, die
späthistoristische Vorliebe für eine kräftige
Plastizität wider, gehört Herbartstraße 25 zu
den Werken in Schnitgers Oeuvre, die ihn
insbesondere in der Proportionierung der Ge-
bäude als herausragenden Vertreter spät-
klassizistischer Architekturprinzipien auswei-
sen, der eine nuancenreiche, auf die Bedeu-
tung einzelner Bauteile eingehende Instru-
mentierung beherrscht.
Schnitger ließ 1871 an der Herbartstraße 25
über einem Sockel einen zweigeschossigen
Baukörper errichten. Die dem Haarenufer zu-
gewandte fünfachsige Hauptfassade, die ein
horizontaler Putzfugenschnitt überzieht, ak-
zentuiert westlich ein zweiachsiger Eckrisalit
mit abschließendem Dreiecksgiebel. Ein
Gurtgesims mit Mäanderfries trennt das
schlicht gehaltene Erdgeschoß vom Oberge-
schoß, das durch Rundbogenfenster mit hori-
zontaler Verdachung ausgezeichnet ist.
Übereckgesetzte, korinthisierende Pilaster
und eine Säule zwischen den Fenstern heben
das Obergeschoß des Risalits optisch hervor.
Den oberen Wandabschluß bildet ein von Ad-
lern gehaltener Festonfries. Die von Schnit-
ger intendierte spannungsvolle Beziehung
zwischen dreiachsigem Trakt und Risalit ging
1883 durch den Anbau eines identischen
Trakts auf der Ostseite in einer symmetri-
schen Gestaltung auf. Zwischen die Risalite
wurde ein offener Altan auf schlanken, gußei-
sernen Säulchen eingefügt; der darüberlie-
gende Balkon mit Glasdach besitzt in der
kunsthandwerklich qualitätvollen Arbeit der
durchbrochenen Eisenbrüstung mit Anthe-
Haarenufer 5, 6, 7
Haarenufer 15/16, 1898/99, Architekt Töbelmann
Herbartstr. 25,1871, Architekt G. Schnitger, 1883 Erweiterung
214
tekturauffassung und Repräsentationsbe-
dürfnisses in einem für Oldenburg unge-
wöhnlichen Formenvokabular veranschau-
licht Bismarckstraße 31, ein 1883 errichtetes
vierachsiges Gebäude, das sein, heute in
einigen Bereichen geändertes, Erschei-
nungsbild einem von J. H. Brandes 1909 aus-
geführten Umbau verdankt. Er erweiterte den
Ursprungsbau um zwei südliche Achsen mit
nur leicht vorgezogenem Risalit, dem ereinen
konkav einschwingenden Altan mit abschlie-
ßender Balusterbrüstung vorlegte, und ge-
staltete die von Kolossallisenen mit Fugen-
schnitt eingefaßte Fassade in einer zierlichen
Rokokoornamentik.
Wohngebäude des Hofbaumeisters
G. Schnitger
Besondere Beachtung verdienen im Dob-
benviertel die mit exakt strukturierten Fassa-
den und wirkungsvoll eingesetzten Details
Haarenufer 5, 1896, Architekt L. Sievers
Roonstr. 1, 1878, Architekt Logemann, 1898 Um-
bau
anspruchsvoll projektierten Bauten des Hof-
baumeisters G. Schnitger. Als Beispiel eines
Wohnhauses von herrschaftlichem Gepräge
sei Herbartstraße 13 mit seinem asymme-
trisch konzipierten Baukörper genannt (erb.
1896). Die in einem ausgewogenen Verhält-
nis zueinander stehenden Gliederungsele-
mente - in der Horizontalen die Gesimse und
die Rauhputzbänder des Erdgeschosses, in
der Vertikalen die Fensterachsen mit starker
Profilierung des Bogens - überziehen die
Fassade mit einem festen Ordnungsgefüge.
Die Oberlichter der Altanfenster in Achtpaß-
form unterstreichen die exponierte Stellung
dieses Bauteils. Spiegelt sich hier, ebenso
wie in dem gleichzeitig von Schnitger errich-
teten Nachbarhaus Herbartstraße 14, die
späthistoristische Vorliebe für eine kräftige
Plastizität wider, gehört Herbartstraße 25 zu
den Werken in Schnitgers Oeuvre, die ihn
insbesondere in der Proportionierung der Ge-
bäude als herausragenden Vertreter spät-
klassizistischer Architekturprinzipien auswei-
sen, der eine nuancenreiche, auf die Bedeu-
tung einzelner Bauteile eingehende Instru-
mentierung beherrscht.
Schnitger ließ 1871 an der Herbartstraße 25
über einem Sockel einen zweigeschossigen
Baukörper errichten. Die dem Haarenufer zu-
gewandte fünfachsige Hauptfassade, die ein
horizontaler Putzfugenschnitt überzieht, ak-
zentuiert westlich ein zweiachsiger Eckrisalit
mit abschließendem Dreiecksgiebel. Ein
Gurtgesims mit Mäanderfries trennt das
schlicht gehaltene Erdgeschoß vom Oberge-
schoß, das durch Rundbogenfenster mit hori-
zontaler Verdachung ausgezeichnet ist.
Übereckgesetzte, korinthisierende Pilaster
und eine Säule zwischen den Fenstern heben
das Obergeschoß des Risalits optisch hervor.
Den oberen Wandabschluß bildet ein von Ad-
lern gehaltener Festonfries. Die von Schnit-
ger intendierte spannungsvolle Beziehung
zwischen dreiachsigem Trakt und Risalit ging
1883 durch den Anbau eines identischen
Trakts auf der Ostseite in einer symmetri-
schen Gestaltung auf. Zwischen die Risalite
wurde ein offener Altan auf schlanken, gußei-
sernen Säulchen eingefügt; der darüberlie-
gende Balkon mit Glasdach besitzt in der
kunsthandwerklich qualitätvollen Arbeit der
durchbrochenen Eisenbrüstung mit Anthe-
Haarenufer 5, 6, 7
Haarenufer 15/16, 1898/99, Architekt Töbelmann
Herbartstr. 25,1871, Architekt G. Schnitger, 1883 Erweiterung
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