giebel über Taustabknaggen zweimal vor-
kragt und von einem später hinzugefügten
Krüppelwalm abgeschlossen wird. Verwandte
Gestalt zeigt Kleine Gildewart 9 von 1709,
gleichfalls eingeschossig mit ausluchtartigem
zweigeschossigen Vorbau von drei Gefachen,
der links neben der schmucklosen Dielenein-
fahrt angeordnet ist. Die Vorkragungen des
Giebels stützen geschwungene und profilierte
Konsolenknaggen in den Formen der Barock-
zeit. Das Haus, das seinen ursprünglichen
Standort am Kamp 25 in der südlichen Altstadt
hatte, wurde 1974 in die Kleine Gildewart ver-
setzt.
BOCKS- UND ROLANDSMAUER
Beide Straßen folgen dem Verlauf des Befesti-
gungsrings, den die Altstadt im 12./13. Jh. er-
hielt. Ihre Bebauung bestand in der Haupt-
sache in bescheideneren Baulichkeiten, dar-
unter einer größeren Zahl von Nebengebäu-
den zu Anwesen der angrenzenden Straßen.
Dies scheint insbesondere an der Bocksmau-
er der Fall gewesen zu sein, an der um die Mit-
te des 19. Jh. allein sieben Grundstücke auf-
gezählt werden, deren Gebäude als Stallun-
gen genutzt wurden. Es ist daher kein Zufall,
daß die hier vorhandene meist geringwertige
Bausubstanz im Verlauf des 19. und der er-
sten Hälfte des 20. Jh. überwiegend umge-
baut bzw. erneuert wurde. Bocksmauer und
nördlicher Abschnitt der Rolandsmauer über-
standen die Kriegszerstörungen relativ gut.
Mit der Vielgestaltigkeit ihrer Bebauung und
durch Wahrung der überkommenen Parzel-
lenstruktur bieten sie noch das lebendige Bild
eines gewachsenen Altstadtbereichs, der mit
den benachbarten Straßenzügen von Großer
Gildewart, Heger und Marienstraße eine Ein-
heit bildet.
Älteste Anlage an der Bocksmauer ist die Zei-
le der ehemaligen Armenhäuser Bocksmauer
11-18, eine der früher zahlreichen, bereits im
Mittelalter begründeten Einrichtungen in der
Stadt, die sich der Fürsorge der Armen und
Hilfsbedürftigen widmeten. Die hier vorhande-
nen Bauten gehörten zur Anlage des ehemali-
gen Herrenhofs der Grafen von Tecklenburg,
dessen heute verschwundenes Hauptgebäu-
de sich an der Großen Gildewart befand. 1620
erwarb die Stadt den Hof für die Einrichtung
eines Armenhauses, aus welchem der evan-
gelische Waisenhof hervorging, den die Ge-
bäude noch bis in den Anfang des 19. Jh.
beherbergten. Die bei großer Unregelmäßig-
keit des Gemäuers straßenseitig zu einem
einheitlichen zweigeschossigen und traufen-
ständigen Baukörper zusammengezogene
Zeile erweist sich als Zusammenbau mehre-
rer Häuser, die unter einem langgezogenen
gemeinsamen Satteldach vereint sind. Das in
Bruchstein mit Sandsteineinfassungen errich-
tete und verputzte Gebäude, das in seinen
verschiedenen Teilen vermutlich ins 16. Jh.
zurückgeht, ist heute zum Haus der Jugend
ausgebaut. Ein Ochsenkopf mit Beilen weist
am Haus noch darauf hin, daß sich hier in älte-
ster Zeit der Scharren der Schlächter befand,
bevor er im 13. Jh. an den Markt verlegt wur-
de.
Die übrigen Gebäude der Bocksmauer ent-
stammen dem 19. und 20. Jh. und stellen zum
Teil Umbauten älterer Neben- und Wirt-
schaftsgebäude dar, wie zum Beispiel das
schmucklose Wohnhaus Bocksmauer Nr. 6 A,
ein nüchterner dreigeschossiger Bruchstein-
bau, der 1868 durch Umbau und Aufstockung
einer Scheune entstand.
An der Rolandsmauer gibt das heute isoliert
im weitgehend kriegszerstörten südlichen
Bocksmauer nach Süden
Große Gildewart von Heger Straße nach Norden
Kleine Gildewart 11,9
Rolandsmauer 9,1819
80
kragt und von einem später hinzugefügten
Krüppelwalm abgeschlossen wird. Verwandte
Gestalt zeigt Kleine Gildewart 9 von 1709,
gleichfalls eingeschossig mit ausluchtartigem
zweigeschossigen Vorbau von drei Gefachen,
der links neben der schmucklosen Dielenein-
fahrt angeordnet ist. Die Vorkragungen des
Giebels stützen geschwungene und profilierte
Konsolenknaggen in den Formen der Barock-
zeit. Das Haus, das seinen ursprünglichen
Standort am Kamp 25 in der südlichen Altstadt
hatte, wurde 1974 in die Kleine Gildewart ver-
setzt.
BOCKS- UND ROLANDSMAUER
Beide Straßen folgen dem Verlauf des Befesti-
gungsrings, den die Altstadt im 12./13. Jh. er-
hielt. Ihre Bebauung bestand in der Haupt-
sache in bescheideneren Baulichkeiten, dar-
unter einer größeren Zahl von Nebengebäu-
den zu Anwesen der angrenzenden Straßen.
Dies scheint insbesondere an der Bocksmau-
er der Fall gewesen zu sein, an der um die Mit-
te des 19. Jh. allein sieben Grundstücke auf-
gezählt werden, deren Gebäude als Stallun-
gen genutzt wurden. Es ist daher kein Zufall,
daß die hier vorhandene meist geringwertige
Bausubstanz im Verlauf des 19. und der er-
sten Hälfte des 20. Jh. überwiegend umge-
baut bzw. erneuert wurde. Bocksmauer und
nördlicher Abschnitt der Rolandsmauer über-
standen die Kriegszerstörungen relativ gut.
Mit der Vielgestaltigkeit ihrer Bebauung und
durch Wahrung der überkommenen Parzel-
lenstruktur bieten sie noch das lebendige Bild
eines gewachsenen Altstadtbereichs, der mit
den benachbarten Straßenzügen von Großer
Gildewart, Heger und Marienstraße eine Ein-
heit bildet.
Älteste Anlage an der Bocksmauer ist die Zei-
le der ehemaligen Armenhäuser Bocksmauer
11-18, eine der früher zahlreichen, bereits im
Mittelalter begründeten Einrichtungen in der
Stadt, die sich der Fürsorge der Armen und
Hilfsbedürftigen widmeten. Die hier vorhande-
nen Bauten gehörten zur Anlage des ehemali-
gen Herrenhofs der Grafen von Tecklenburg,
dessen heute verschwundenes Hauptgebäu-
de sich an der Großen Gildewart befand. 1620
erwarb die Stadt den Hof für die Einrichtung
eines Armenhauses, aus welchem der evan-
gelische Waisenhof hervorging, den die Ge-
bäude noch bis in den Anfang des 19. Jh.
beherbergten. Die bei großer Unregelmäßig-
keit des Gemäuers straßenseitig zu einem
einheitlichen zweigeschossigen und traufen-
ständigen Baukörper zusammengezogene
Zeile erweist sich als Zusammenbau mehre-
rer Häuser, die unter einem langgezogenen
gemeinsamen Satteldach vereint sind. Das in
Bruchstein mit Sandsteineinfassungen errich-
tete und verputzte Gebäude, das in seinen
verschiedenen Teilen vermutlich ins 16. Jh.
zurückgeht, ist heute zum Haus der Jugend
ausgebaut. Ein Ochsenkopf mit Beilen weist
am Haus noch darauf hin, daß sich hier in älte-
ster Zeit der Scharren der Schlächter befand,
bevor er im 13. Jh. an den Markt verlegt wur-
de.
Die übrigen Gebäude der Bocksmauer ent-
stammen dem 19. und 20. Jh. und stellen zum
Teil Umbauten älterer Neben- und Wirt-
schaftsgebäude dar, wie zum Beispiel das
schmucklose Wohnhaus Bocksmauer Nr. 6 A,
ein nüchterner dreigeschossiger Bruchstein-
bau, der 1868 durch Umbau und Aufstockung
einer Scheune entstand.
An der Rolandsmauer gibt das heute isoliert
im weitgehend kriegszerstörten südlichen
Bocksmauer nach Süden
Große Gildewart von Heger Straße nach Norden
Kleine Gildewart 11,9
Rolandsmauer 9,1819
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