(1911, teilweise zerstört) und schließlich das
Hochhaus der städt. Krankenanstalten am
Natruper-Tor-Wall (1928/29).
Hochhaus der Städtischen Krankenanstalten
Die Reihe der öffentlichen Bauten an den
Wallpromenaden beginnt im Norden mit der
ehemaligen evangelischen Volksschule vor
dem Natruper Tor, einem stark veränderten
und erneuerten Bau, der heute den städt.
Krankenanstalten am Natruper-Tor-Wall ein-
gegliedert ist. Die Ostseite dieses Wallab-
schnitts wird von der altstädtischen Bebauung
der Bocksmauer eingenommen, während die
Begrenzung der stadtabgewandten Seite der
Wallpromenade durch die hohe Futtermauer
des ehemaligen Stadtgrabens gegeben war,
die hier tief in den Hang des unmittelbar vor
der Altstadt ansteigendes Westerberges ein-
schnitt. Auf dem Hang oberhalb der Mauer
entstanden, ausgehend von dem Gebäude
des ersten städtischen Krankenhauses vor
dem Heger Tor (Bergstraße 8, s. S. 114f.), die
Anlagen der Krankenanstalten, die sich im
Verlauf der ersten Hälfte des 20. Jh. allmäh-
lich nach Norden hin über das ehemalige Gar-
tengebiet auf dem Osthang des Berges zwi-
schen Natruper und Lotter Straße ausdehn-
ten. Als Teil des Krankenhauskomplexes ent-
stand 1928/29 nach dem Entwurf des Stadt-
bauamts unter Friedrich Lehmann das erste
Hochhaus der Stadt, das ursprünglich sieben-
geschossige, nach späterer Aufstockung
achtgeschossige Bettenhaus, ein aus den
Vorstellungen des „Neuen Bauens“ entwik-
kelter, kühl wirkender Klinkerbau, dem die Os-
nabrücker Architektur der Zeit sonst kaum ver-
gleichbares an die Seite zu stellen vermag
(Natruper-Tor-Wall, Städt. Kliniken). Das Ge-
sicht des großen Hauses, das seine vierzehn
Achsen umfassende breite Hauptseite dem
Wall zuwendet, wird durch fein ausgewogene
Verhältnisse bestimmt. Über einem abwei-
chend vom übrigen Bau gestalteten, durch
einheitliche Ziegelstreifung abgesetzten Sok-
kelgeschoß wird die Gliederung der großen
Gebäudeflächen von den horizontalen Bän-
dern breiter, dicht beieinander stehender Fen-
ster bewirkt. Seine volle Ausgewogenheit ge-
winnt der mächtige blockförmige Baukörper
durch den kantigen Aufbau von eineinhalb
Geschossen über der Mittelpartie des Hau-
ses, in dem das Maschinenhaus unterge-
bracht ist, ein Bauteil, der heute durch die Auf-
stockung und den Ausbau der Dachterasse
etwas in seiner Wirkung gestört ist.
Museum
Südlich vor dem Heger Tor erbaute die Stadt
mit wesentlicher Hilfe der preußischen Regie-
rung 1888/89 das Museum, in welchem die
Sammlungen des 1879 gegründeten Osna-
brücker Museums-Vereins ihre Aufstellung
fanden (Kulturgeschichtliches Museum, He-
ger-Tor-Wall 28). Es ist ein neun Achsen brei-
ter, zweigeschossiger Bau auf hohem Sockel,
der, den örtlichen Baugewohnheiten entspre-
chend, in Muschelkalk-Haustein mit Sand-
steineinfassungen und -gliederungen ausge-
führt wurde. Das von Stadtbaumeister Emil
Hackländer entworfene Haus wiederholt bei
geringeren Dimensionen und Zweigeschos-
sigkeit des Aufbaus grundsätzlich die Fassa-
dendisposition des benachbarten ersten städ-
tischen Krankenhauses vor dem Heger Tor in
einer klassizistischen Übersetzung, die im
einzelnen, wie in den Rahmungen der Fen-
ster, um Renaissance-Motive bereichert ist.
Die aus Zwang zur Sparsamkeit relativ
schlichten Fassaden, deren Gestaltung über
die eines zeitgenössischen Schulhauses nur
wenig hinausgeht, erfahren an der Wallseite
eine repräsentative Steigerung in einem drei-
achsigen Mittelrisalit, dessen in Werkstein
ausgeführtes Obergeschoß durch eine Pila-
sterstellung bereichert und von einem Fronti-
spiz bekrönt ist.
Ehemaliges Königl. Regierungsgebäude
Weiter südlich an einer der breitesten Partien
der Wallstraße entstand wenige Jahre später
das Gebäude der Königl. Regierung, das die
bis dahin auf verschiedene Häuser verteilten
Dienststellen in einem großen staatlichen Re-
präsentationsbau vereinigte (Bezirksregie-
rung, Heger-Tor-Wall 18). Der von Oberbau-
rat Zastrau im Ministerium der Öffentlichen Ar-
beiten in Berlin erstellte Entwurf einer langge-
streckten Dreiflügelanlage, die mit ihrer
Hauptfront die gesamte Breite des Baublocks
am Wall zwischen Katharinenstraße und da-
mals neu angelegter Rolandstraße (Alte
Synagogenstraße) einnimmt, wurde 1893-96
unter Baurat Reissner durch den Regierungs-
Baumeister Baltzer ausgeführt. Die Gesamt-
anlage des Gebäudes, dessen oberstes Halb-
geschoß nachträglich hinzugefügt wurde,
orientiert sich am fürstlichen Schloßbau und
ist in den Einzelformen mit den Elementen der
Renaissance und des Barock gestaltet. Seine
symmetrische Hauptfassade wird beherrscht
von dem großen, um ein Geschoß erhöhten
Mittelbau, dessen hoher, reich geschwunge-
ner Giebel von Ecktürmen mit hoch aufragen-
den Turmhauben flankiert wird und durch des-
sen großes Rundbogenportal der Zugang zum
monumentalen Haupttreppenhaus führt. Die
ganz in Sandstein ausgeführten Straßenfas-
saden beschränken ihren Schmuck auf weni-
ge Details. Größeren gestalterischen Auf-
wand erfahren nur Mittelbau und Eckrisalite,
die über den mehrteiligen Obergeschoßfen-
stern zusätzlich geschmückt sind mit Lünet-
ten, in denen sich, von reichem Laubwerk um-
Heger-Tor-Wall 28, Museum, 1888/89, Architekt Emil Hackländer
Heger-Tor-Wall 18, ehern. Kgl. Regierungsgebäude, 1893-96, Architekt Zastrau
95
Hochhaus der städt. Krankenanstalten am
Natruper-Tor-Wall (1928/29).
Hochhaus der Städtischen Krankenanstalten
Die Reihe der öffentlichen Bauten an den
Wallpromenaden beginnt im Norden mit der
ehemaligen evangelischen Volksschule vor
dem Natruper Tor, einem stark veränderten
und erneuerten Bau, der heute den städt.
Krankenanstalten am Natruper-Tor-Wall ein-
gegliedert ist. Die Ostseite dieses Wallab-
schnitts wird von der altstädtischen Bebauung
der Bocksmauer eingenommen, während die
Begrenzung der stadtabgewandten Seite der
Wallpromenade durch die hohe Futtermauer
des ehemaligen Stadtgrabens gegeben war,
die hier tief in den Hang des unmittelbar vor
der Altstadt ansteigendes Westerberges ein-
schnitt. Auf dem Hang oberhalb der Mauer
entstanden, ausgehend von dem Gebäude
des ersten städtischen Krankenhauses vor
dem Heger Tor (Bergstraße 8, s. S. 114f.), die
Anlagen der Krankenanstalten, die sich im
Verlauf der ersten Hälfte des 20. Jh. allmäh-
lich nach Norden hin über das ehemalige Gar-
tengebiet auf dem Osthang des Berges zwi-
schen Natruper und Lotter Straße ausdehn-
ten. Als Teil des Krankenhauskomplexes ent-
stand 1928/29 nach dem Entwurf des Stadt-
bauamts unter Friedrich Lehmann das erste
Hochhaus der Stadt, das ursprünglich sieben-
geschossige, nach späterer Aufstockung
achtgeschossige Bettenhaus, ein aus den
Vorstellungen des „Neuen Bauens“ entwik-
kelter, kühl wirkender Klinkerbau, dem die Os-
nabrücker Architektur der Zeit sonst kaum ver-
gleichbares an die Seite zu stellen vermag
(Natruper-Tor-Wall, Städt. Kliniken). Das Ge-
sicht des großen Hauses, das seine vierzehn
Achsen umfassende breite Hauptseite dem
Wall zuwendet, wird durch fein ausgewogene
Verhältnisse bestimmt. Über einem abwei-
chend vom übrigen Bau gestalteten, durch
einheitliche Ziegelstreifung abgesetzten Sok-
kelgeschoß wird die Gliederung der großen
Gebäudeflächen von den horizontalen Bän-
dern breiter, dicht beieinander stehender Fen-
ster bewirkt. Seine volle Ausgewogenheit ge-
winnt der mächtige blockförmige Baukörper
durch den kantigen Aufbau von eineinhalb
Geschossen über der Mittelpartie des Hau-
ses, in dem das Maschinenhaus unterge-
bracht ist, ein Bauteil, der heute durch die Auf-
stockung und den Ausbau der Dachterasse
etwas in seiner Wirkung gestört ist.
Museum
Südlich vor dem Heger Tor erbaute die Stadt
mit wesentlicher Hilfe der preußischen Regie-
rung 1888/89 das Museum, in welchem die
Sammlungen des 1879 gegründeten Osna-
brücker Museums-Vereins ihre Aufstellung
fanden (Kulturgeschichtliches Museum, He-
ger-Tor-Wall 28). Es ist ein neun Achsen brei-
ter, zweigeschossiger Bau auf hohem Sockel,
der, den örtlichen Baugewohnheiten entspre-
chend, in Muschelkalk-Haustein mit Sand-
steineinfassungen und -gliederungen ausge-
führt wurde. Das von Stadtbaumeister Emil
Hackländer entworfene Haus wiederholt bei
geringeren Dimensionen und Zweigeschos-
sigkeit des Aufbaus grundsätzlich die Fassa-
dendisposition des benachbarten ersten städ-
tischen Krankenhauses vor dem Heger Tor in
einer klassizistischen Übersetzung, die im
einzelnen, wie in den Rahmungen der Fen-
ster, um Renaissance-Motive bereichert ist.
Die aus Zwang zur Sparsamkeit relativ
schlichten Fassaden, deren Gestaltung über
die eines zeitgenössischen Schulhauses nur
wenig hinausgeht, erfahren an der Wallseite
eine repräsentative Steigerung in einem drei-
achsigen Mittelrisalit, dessen in Werkstein
ausgeführtes Obergeschoß durch eine Pila-
sterstellung bereichert und von einem Fronti-
spiz bekrönt ist.
Ehemaliges Königl. Regierungsgebäude
Weiter südlich an einer der breitesten Partien
der Wallstraße entstand wenige Jahre später
das Gebäude der Königl. Regierung, das die
bis dahin auf verschiedene Häuser verteilten
Dienststellen in einem großen staatlichen Re-
präsentationsbau vereinigte (Bezirksregie-
rung, Heger-Tor-Wall 18). Der von Oberbau-
rat Zastrau im Ministerium der Öffentlichen Ar-
beiten in Berlin erstellte Entwurf einer langge-
streckten Dreiflügelanlage, die mit ihrer
Hauptfront die gesamte Breite des Baublocks
am Wall zwischen Katharinenstraße und da-
mals neu angelegter Rolandstraße (Alte
Synagogenstraße) einnimmt, wurde 1893-96
unter Baurat Reissner durch den Regierungs-
Baumeister Baltzer ausgeführt. Die Gesamt-
anlage des Gebäudes, dessen oberstes Halb-
geschoß nachträglich hinzugefügt wurde,
orientiert sich am fürstlichen Schloßbau und
ist in den Einzelformen mit den Elementen der
Renaissance und des Barock gestaltet. Seine
symmetrische Hauptfassade wird beherrscht
von dem großen, um ein Geschoß erhöhten
Mittelbau, dessen hoher, reich geschwunge-
ner Giebel von Ecktürmen mit hoch aufragen-
den Turmhauben flankiert wird und durch des-
sen großes Rundbogenportal der Zugang zum
monumentalen Haupttreppenhaus führt. Die
ganz in Sandstein ausgeführten Straßenfas-
saden beschränken ihren Schmuck auf weni-
ge Details. Größeren gestalterischen Auf-
wand erfahren nur Mittelbau und Eckrisalite,
die über den mehrteiligen Obergeschoßfen-
stern zusätzlich geschmückt sind mit Lünet-
ten, in denen sich, von reichem Laubwerk um-
Heger-Tor-Wall 28, Museum, 1888/89, Architekt Emil Hackländer
Heger-Tor-Wall 18, ehern. Kgl. Regierungsgebäude, 1893-96, Architekt Zastrau
95



