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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0154
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Osnabrücker Stadtflur der Hase zuzufließen.
Von Nord nach Süd durchquert die alte Straße
nach Münster und Warendorf bzw. Bielefeld -
Paderborn die Nahner Gemarkung (Alte Bau-
ernschaft-Frankfurter Heerstraße). Die Stra-
ße wurde 1714 durch eine neue Chaussee er-
setzt, die am Nordrand Nahnes von der alten
Heerstraße abzweigt und weiter westlich über
den Harderberg nach Iburg führt (Iburger Stra-
ße). Im äußersten Westen wird die Gemar-
kung von der Straße nach Hagen berührt
(Sutthauser Straße), im Nordosten von der
Fernstraße nach Melle-Herford geschnitten
(Meller Straße).
Die ursprüngliche Siedlungsstruktur der 1147
erstmals urkundlich erwähnten Bauerschaft
hat sich in den Grundzügen noch erhalten.
Der Siedlungskern befindet sich am rechten
Ufer des (heute zum Teil verrohrten) Rieden-
bachs mit einer geschlossenen Gruppe von
vier Erbhöfen am Südwestrand des Schöler-
berges zu beiden Seiten der alten Frankfurter
Heerstraße. Abseits weiter südlich an der
Straße nach Iburg liegt die Siedlung Entrup mit
zwei Höfen in einer Gruppe, verstreut im We-
sten der Bauerschaft befinden sich mehrere
alleinliegende Einzelhöfe. Den schmalen

Streifen im Nordosten nimmt die zu Nahne ge-
rechnete Bauerschaft Hettlich mit drei Erbhö-
fen am Huxmühlenbach beiderseits der Meller
Straße ein. Quer über die Nahner Gemarkung
verlief ehemals die Linie der Osnabrücker
Landwehr, ein Teil der Höfe der Bauerschaft
lag daher innerhalb des mittelalterlichen
Landwehrgürtels. Geringe Reste dieser Anla-
ge haben sich am Westrand Nahnes in einem
Waldstück erhalten (s. S. 98).
Das Gesicht der Bauerschaft begann sich
nach der Jahrhundertwende zu verändern.
Von der Stadt her drangen seit dem Ersten
Weltkrieg und verstärkt nach 1945 geschlos-
sene Neusiedlungen und einzelne Industrie-
zonen auf ihr Gebiet vor. Die dem Tal folgende
Autobahn A 30 und die ausgebaute Iburger
Straße, die sich im Herzen Nahnes kreuzen,
bilden heute breite Verkehrsschneisen, die
das Landschaftsbild nachteilig prägen.
Die Bausubstanz der Nahner Höfe wurde im
Verlauf des 19. und 20. Jh., besonders nach
dem Zweiten Weltkrieg sehr stark verändert
und erneuert. Der Bereich der Altsiedlung am
Schölerberg beginnt durch benachbarte Indu-
strieansiedlung und den angrenzenden Neu-

Nahne, Alte Bauerschaft 18, Speicher von 1826


Pye, Süberweg 4, Wohnwirtschaftsgebäude, 1885


Nahne, Wehinghausweg 40, Wohnwirtschaftsgebäude mit Wirtschaftsgiebel von 1826


bau der Kreisverwaltung seinen dörflichen
Charakter zu verlieren. Einziges, noch insge-
samt gut erhaltenes großes Hallenhaus in der
Bauerschaft ist das Erbwohnhaus des Hofes
Wehinghausweg 40 am Südwestrand Nah-
nes, ein Zweiständerbau mit Wohnteil der
zweiten Hälfte des 18. Jh. und Wirtschaftsgie-
bel von 1826. Auch die älteren Nebengebäu-
de fielen in der Regel Erneuerungen zum
Opfer. Ein schöner zweigeschossiger Bruch-
steinspeicher mit Sandsteineinfassungen, er-
baut 1826, befindet sich auf dem Hof Alte Bau-
ernschaft 18 in der Kernsiedlung am Schöler-
berg.
Unweit des Dorfes baute der Osnabrücker
Maler Franz Hecker (1871-1944) in land-
schaftlich schöner Lage am Westhang des
Schölerberges sein Wohnhaus, das er bis zu
seinem Tode bewohnte (Klaus-Strick-Weg
28).
OSNABRÜCK-PYE

Die ehemalige Landgemeinde im äußersten
Nordwesten des Osnabrücker Stadtgebiets
wurde 1972 der Stadt eingegliedert. Sie nimmt
ein hügeliges, zum Teil bewaldetes Gebiet
ein, das im Osten zum Piesberg (175 m) hin
ansteigt, im Norden dagegen zur Nassen Hei-
de und im Südwesten zum Hasetal abfällt. Ein
Teil des Piesbergs gehört zur Pyer Gemar-
kung, deren Ostgrenze gegen Haste quer
über die Höhe des Berges verläuft.
Die locker besiedelte Bauerschaft, die 1160
erstmals urkundlich erwähnt wurde, zerfällt in
zwei alte, an ihrem Südwestrand im Hasetal
gelegene Siedlungsbereiche, die durch die
Höhe Pyer Ding (90 m) voneinander geschie-
den sind. Westlich der Anhöhe befindet sich
die Altsiedlung Pye mit vier Erbhöfen am rech-
ten Haseufer. Östlich des Hügels liegt der
Siedlungsbereich Süven mit zwei Höfen in ei-
ner Gruppe am rechten Haseufer und einem
weiter nördlich im Herzen der Gemarkung lie-
genden Einzelhof. Mehrere Höfe des jüngeren
Siedlungsausbaus befinden sich am Ostrand
der Mark am Fuße des Piesbergs.
Die ursprüngliche Siedlungsstruktur der Bau-
erschaft und ihr landwirtschaftliches Gepräge
blieb trotz geschlossener Neusiedlungen, die
sich nach dem Zweiten Weltkrieg an verschie-
denen Stellen der Gemarkung ausbreiteten,
im wesentlichen bestehen. Die alten Hofanla-
gen wurden im 19. und 20. Jh. in großem Um-
fang erneuert, so daß heute kein intaktes gro-
ßes Hallenhaus mehr anzutreffen ist. Einen
Teil der Erbwohnhäuser ersetzte man bereits
in der zweiten Hälfte des 19. Jh. durch Massiv-
bauten, die im üblichen Muschelkalk-Bruch-
stein ausgeführt wurden. Ein handwerklich gut
gestaltetes Wohnwirtschaftsgebäude dieser
Zeit ist das Haupthaus des Hofes Süberweg 4
in Süven, ein 1885 errichteter Bruchsteinbau
mit Sandsteineinfassungen, bei welchem das
alte Raumschema des Hallenhauses nicht
mehr übernommen, sondern durch eine mo-
dernere, getrennte Anordnung von Wohnhaus
und Wirtschaftsteil ersetzt wurde, wie sie in
der zweiten Hälfte des Jahrhunderts um Os-
nabrück häufiger anzutreffen ist. Auch die in
der Mark verstreut liegenden Heuerlingshäu-
ser wurden zum Teil im 19. Jh. massiv ersetzt.

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