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Nach Süden, Westen und Nordwesten fällt
das Gelände kräfig ab, so daß Kirche und
Kirchhof weit über dem Niveau der nach
Osten ansteigenden Straße liegen: Keine
der Göttinger Kirchen findet sich städtebau-
lich an solch wirksamer Position zur unmit-
telbaren Umgebung und zur Altstadt.
Die zurückliegende Kirche und der begrünte
Kirchhof mit Futtermauer bilden die Nord-
seite des Albanikirchhofs, eines dreieckigen
Platzes, der den Ausgang aus der Altstadt
nach Osten (Albanitor, heute Albaniplatz)
markiert, und auf dem die alten Straßen
Obere Karspüle, Wendenstraße und Lange
Geismar Straße zusammenlaufen. Bis auf
die Wendenstraße wurde das Gebiet bereits
in den Schoßlisten von 1419 genannt, was
das Vorhandensein von Besiedlung beweist.
Von der älteren Besiedlungsschicht ist
heute nichts mehr vorhanden. Das wird ver-
ständlich, wenn man die Lage unmittelbar
am Befestigungsring und die Entwicklung im
17. Jh. bedenkt: In der Periode des Dreißig-
jährigen Krieges fielen in Göttingen zahl-
reiche Grundstücke brach, vorwiegend
solche am Stadtrand.

Zu Beginn des 18. Jh. trugen die Straßen die
Namen In den Karspühlen, Wennecken-
straße, Lange Geismarstraße und Ziegen-
markt und waren bebaut. Am Ziegenmarkt
lagen das zur Kirche gehörende Pfarrhaus
(Nr. 9, der jetzige Bau stammt mit dem Nach-
bargebäude Nr. 10 aus dem späteren 18. Jh.),
die Schwan-Badestube und die Ratsfische-
rei mit Fischteich (Grundstück Nr. 7 und 8,
heute Personn-Schule).
Einen Eindruck der um 1700 ziemlich einheit-
lichen Wiederbesiedlung geben die Häuser
Lange Geismar Straße 1, 3-6, 81 und 82,
Obere Karspüle 5-13 und 2, 8, 10: Es sind
traufständige, ursprünglich zweistöckige
Fachwerkhäuser mit niedrigen Stockwer-
ken, z. T. mit Vorkragungen und „asymmetri-
schen” Fassaden, die augenblicklich leider
in den meisten Fällen verkleidet sind. Sie
repräsentieren bis auf Nr. 81, 82 den Typ des
Hauses für bescheidende Ansprüche, z. B.
für Tagelöhner, der relativ unverändert wohl
nur noch an der Oberen Maschstraße (Nr. 13,
14) und Neustadt (Nr. 35) zu finden ist.
Das etwas später entstandene Haus Wen-
denstraße 11 dokumentiert mit den gegenü-

berliegenden Gebäuden Nr. 2,4 (beide Ende
des 18. Jh. erbaut) und Nr. 5 (aus dem 2. Vier-
tel des 19. Jh.) die alte Bauflucht der Wen-
denstraße östlich vom Graben der inneren
Befestigung.
Um die Jahrhundertwende begann man
auch in diesem engeren Bereich der Albani-
kirche die alte Fachwerksubstanz durch
massive, mehrgeschossige Miethäuser zu
ersetzen, und die Stadt baute die Mittel-
schule für Mädchen (Albanikirchhof 7, 8;
1901 erbaut nach Plänen von Gerber, Anbau
von ca. 1955) auf dem Gelände der ehemali-
gen Ratsfischerei.
Lange Geismar Straße und Kurze Geismar
Straße
Die Lange Geismar Straße ist die anstei-
gende, leicht gebogene alte Verbindung
vom Zentrum zum östlichen Stadttor; sie
besteht aus zwei historischen Abschnitten:
Der westliche Teil - die Güldenstraße -
führte von der Groner Straße auf das Tor in
der inneren Mauer, das zwischen Lange
Geismar Straße 34 und 49 stand; am östli-
chen Teil zog sich das alte Dorf hin.

Lange Geismar Straße 41, Mitte 17. Jh.


Lange Geismar Straße von Nr. 35 in Richtung
Kurze Geismar Straße


Wendenstr. 11, 10 ff und Rote Straße 41


(Albanikirchhof 4), Wendenstr. 1 ff



Lange Geismar Straße von Kurze Geismar Straße 22 nach Westen

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