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Haupt; auf derSüdseite findet sich die Sakri-
stei.
Den einfachen Außenbau gliedern Strebe-
pfeiler mit Gesims und das umlaufende
Sohlbankgesims der hohen Fenster. Diese
sind dreibahnig mit einem aus Drei-und Vier-
pässen gebildeten Maßwerk; lediglich in den
Kopfseiten der Seitenschiffe tauchen zwei-
bahnige Fenster auf.
Die Kirche hatte ursprünglich eine Doppel-
turmfassade, die z. T. 1777 einstürzte und an-
schließend abgetragen wurde. 1781 ent-
standen die provisorische Westlösung aus
Bruchsteinmauerwerk, das Walmdach und
das Dach über dem Chor (ursprünglich stei-
leres Satteldach).
1802 teilte die Landeskirche die Kirchspiele
in Göttingen neu ein; dabei hob man Pfarre
und Kirche St. Nikolai auf, denn die Ge-
meinde war geschrumpft und verarmt. Die
Kirche diente zunächst als Magazin, wurde
aber 1822 nach Plänen von Universitätsbau-
meister Justus Heinrich Müller ausgebaut
und als Universitätskirche geweiht. Die heu-
tige Innengestaltung entspricht in großen
Teilen einer Erneuerung von der Mitte des 19.
Jh. nach Plänen von C. W. Hase.
Ursprünglich lag um die Kirche der Gottes-
acker; 1783 stellte der Rat der Stadt den bei-
den Gemeinden St. Nikolai und St. Albani die
„Bleicher Schanz” als neuen Friedhof zur
Verfügung (vgl. Die Entfestigung der Stadt),
seitdem verschwanden die alten Grabstel-
len. Der Kirchplatz hat die Größe des Kirch-
hofs und im Westen den schmalen Verbin-
dungsgang zur Düsteren Straße beibehal-
ten, diesen fassen heute allerdings dreiein-
halbgeschossige massive Ersatzbauten von
ca. 1904 ein.
Die Nord- und Ostseite des Platzes bilden
Neubauten bzw. Ersatzbauten, die kurz nach
1900 entstanden (Nikolaistraße 12, 18), ein
Verputzes Fachwerkhaus vermutlich aus
dem 19. Jh. und das brachliegende Grund-
stück (Parkplatz) des Pfarrhofes. Dagegen
bietet sich die Südfront als eine geschlos-
sene Reihe bescheidener Fachwerkhäuser
aus dem 16. bis 18. Jh. dar (Nikolaikirchhof
1-8, Nikolaistraße 19, 20) und verdeutlicht
das traditionelle Größenverhältnis und
Bedeutungsgefälle zwischen dominieren-
dem Kirchenbau und Bürgerwohnung. In
dieser Gruppe verdienen die beiden Ge-
schoßbauten aus dem frühen 16. Jh. (Nr. 1, 2
- trotz der Sanierung) wegen ihrer sonst
nicht mehr überlieferten Konstruktion
besonderes Interesse.
Nikolaistraße
Vom „circulus” ausgehend erschloß die alte
Nikolaistraße das Quartier bis zur Turm-
straße, wo sie gegen die innere Stadtmauer
stieß (vgl. Turmstraße). Um die Mitte des 19.
Jh. schuf man die Verbindung bis zum Wall,
an dessen Innenseite seit 1862 das „kgl.
Amtshaus” (ehemals Landratsamt, Nr. 29)
steht, ein typischer Zweckbau dieser Zeit in
Tuff- und Sandstein mit sparsamer Lisenen-
und Sohlbankgesimsgliederung, mit Ele-
menten des Rundbogenstils und einigen
gotisierenden Schmuckformen.

Nikolaikirche, Grundriß, Maßstab 1 : 500, Zeichnung K.-H. Bielefeld


Nikolaikirche von Südosten


Nikolaikirchhof, Südseite (Nikolaistraße 19, Nikolaikirchhof 1, 2 ff)


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