ADELEBSEN-LÖDINGSEN
Reihendorfes mit seinen schmalen, im Norden
bis zum Liethweg reichenden annähernd
gleichgroßen Hofgrundstücken und der aus der
1. Hälfte des 18. Jh. stammenden Pfarrkirche
St. Martini. Beide Straßen, durch kurze Neben-
straßen miteinander verbunden, durchziehen
angerartig den Ort von Nordosten nach Süd-
westen. Auch Güntersen gehörte von 1347 bis
1852 zum adeligen Gericht Adelebsen. Von den
nach 1600 für Güntersen nachweisbaren 13
Hofanlagen war der überwiegende Teil in
grundherrlichem Besitz der Herren von Adeleb-
sen.
Die Ortserweiterung setzte zunächst an der
Barteröder Straße ein. Es folgten geschlos-
sene, planmäßig angelegte Siedlungsbereiche
mit Einfamilienhausbebauung am nördlichen
Ortsrand zwischen Tannenwinkel und Birken-
weg und entlang des Eberhäuser Weges sowie
am südlichen Ortsausgang am Dransfelder
Weg.
Das Ortsbild von Güntersen wird im wesentli-
chen von der Bebauung der Bachstraße und
Hauptstraße geprägt, die, nach Ausweis der
„Einschätzungskupons” von 1872 nur im südli-
chen Abschnitt, zwischen Brennereistraße und
Dransfelder Weg in der 2. Hälfte des 19. Jh.
nahezu geschlossen bebaut war. Die giebel-
ständig ausgerichteten Hauptgebäude verbin-
den sich mit den quergestellten, von der Stra-
ßenflucht zurückgesetzten Wirtschaftsgebäu-
den zu kleinteiligen Hakenhöfen. Der überwie-
gende Teil der schlichten zweigeschossigen
Fachwerkbauten entstand im frühen 19. Jh.,
die jedoch durch spätere Umbaumaßnahmen
und neuzeitlichen Fassadenbehang viel von ih-
rer ursprünglichen Wirkung verloren haben und
insgesamt zu einem sehr heterogenen Ortsbild
beitragen.
Aus dem Baubestand Güntersens ragt auf-
grund ihrer Größe die um die Jahrhundert-
wende angelegte und nach 1920 erweiterte
ehemalige Kornbrennerei (Hauptstraße 11) her-
aus, deren parallel zur Brennereistraße errich-
teten Wirtschaftsgebäude straßenbildbeherr-
schend sind.
Denkmalqualität besitzen nur wenige Bauten:
die nach 1900 erbaute Schule Bachstraße 12
mit zeittypischem Zierfachwerk im Oberstock
und Giebeldreieck sowie die ebenfalls auf der
Bachstraße gelegenen zweigeschossigen
Fachwerkbauten Nr. 4 aus der 2. Hälfte des
18. Jh. und Nr. 26 aus der Mitte des 19. Jh.,
ferner der an der Straßengabelung Haupt-
straße/Bachstraße um 1850 entstandene Fach-
werkbau.
Ev. Pfarrkirche St. Martini
Inmitten des Ortskerns wurde 1734 die dreiach-
sige schlichte Saalkirche aus Bruchsandstein
mit dezenter Werksteingliederung errichtet, die
im frühen 19. Jh. verändert wurde. Hohe Rund-
bogenfenster durch abgesetzte Kämpfer und
Schlußsteine betont, gliedern den Außenbau,
dessen mächtiges Satteldach von einem dach-
reiterartigen Glockenturm bekrönt wird.
Von überregionaler Bedeutung ist der aus dem
frühen 16. Jh. stammende Flügelaltar, der 1754
aus der Kirche in Göttingen/Grone angekauft
wurde. Der aus Eiche gefertigte Altar zeigt im
Schrein eine geschnitzte Kreuzigungsdarstel-
lung, auf den Flügelinnenseiten vier Passions-
reliefs, wohl südniedersächsisch mit Salzbur-
ger Einflüssen; außen vier gemalte Szenen der
Jugendgeschichte Christi (salzburgisch um
1510) sowie in der Predella eine Abendmahldar-
stellung. Ursprünglich mit der Kanzelwand ver-
bunden, wurde der Altar, 1955-56 restauriert,
aus dem Umbau gelöst und frei aufgestellt.
Güntersen, Bachstraße 4, Wohnhaus,
2. Hälfte 18. Jh.
Güntersen, Bachstraße 26, Hofanlage
Lödingsen, Heertorstraße 7ff
Lödingsen, erstmals 990 urkundlich als „Lui-
dingeshusen” erwähnt, liegt im Nordosten des
Fleckens Adelebsen unweit des Landkreises
Northeim. Die topographische Lage wird weit-
gehend durch den Verlauf der Schwülme be-
stimmt, die den Ort von Nordosten nach We-
sten durchfließt. Die als Acker- und Weideland
genutzte Talsenke wird unterbrochen von den
bewaldeten Hängen im Osten und Süden. Der
Taleinschnitt im Südosten nimmt die Haupt-
durchgangsstraße in Richtung Lenglern-Bo-
venden und die 1910 fertiggestellte Eisenbahn-
linie Göttingen-Bodenfelde auf.
Der historische Plan des adeligen Gerichts
Adelebsen von 1720, der nur in einer groben,
schematischen Darstellung den Ort skizziert
und die weitaus exakter die Ortsstruktur wie-
dergebende Kurhannoversche Landesauf-
nahme aus dem Ende des 18. Jh. zeigen jeweils
dichtgedrängte Bebauung, die sich um die Kir-
che, beidseitig der Lindenallee bis zum Verlauf
der Schwülme und am östlichen Teil des Stein-
weges verdichtet.
Die Ortserweiterung setzte im letzten Drittel
des 19. Jh. zunächst im südöstlichen Abschnitt
der Adelebser Straße, bis etwa zur Einmün-
dung Auf dem Kampe, und am nordöstlichen
Ortsrand an der Hettenser Straße ein. 1910 ent-
stand die neue Schule an der Ecke Lindenallee/
Hettenser Straße 1, auf der gegenüberliegen-
den Seite 1911 der stattliche Vierseithof Lin-
denallee 22. Beide Baumaßnahmen gehen ein-
her mit der Einrichtung der Bahnlinie Göttin-
gen-Bodenfelde, die am südlichen Ortsrand
vorbeiführt. Zwei weitere Siedlungsbereiche
mit Einfamilienhausbauten auf nahezu gleich-
mäßig parzellierten Grundstücken entstanden
nach 1945 im Südosten (Gartenstraße) und im
Nordwesten (Rischangerweg/Am Sande) von
Lödingsen.
Güntersen, Bachstraße 12, Schule, um 1900
Güntersen, Flügelaltar der Martinikirche,
frühes 16. Jh.
Lödingsen, Hettenser Straße 1, Schule, 1910
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