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Lufen, Peter Ferdinand [Oth.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0114
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Steintorstraße 17, Fächerrosetten in der Brüstungszone des Oberstocks

Steintorstraße 28, 26, 24, 22, 20, Bauten des frühen 17.Jh.


Den Charakter des heutigen Straßenbildes be-
stimmen neben der in Sandstein gearbeiteten
Sandwasserbrücke zwei- und dreigeschossige,
zumeist stockwerkweise abgezimmerte, trauf-
ständig ausgerichtete Fachwerkbauten mit ho-
hen Satteldächern bzw. Mansarddächern, die
sich auf schmalen Streifenparzellen aufreihen.
Besondere Bedeutung kommt dem Straßenab-
schnitt zwischen Rosengasse und Sandwasser
zu, dessen nahezu einheitlich durchgestalteten
Bauten mit ihren vielgestaltigen Fächerrosetten,
die in die Zeit zwischen 1600 und 1650 zu da-
tieren sind, in erheblichem Maße zur Gesamt-
wirkung der Steintorstraße beitragen. Aufgrund
seiner exponierten Lage ist der dreigeschossige
Bau Nr. 20 aus diesem Ensemble herauszustel-
len, da er die räumliche Verengung der nördli-
chen Steintorstraße einleitet. Während seine
südliche Giebelseite noch Rudimente (Fächer-
rosetten) des Kernbaus zeigt, ist die weitaus
schlichtere, zum Sandwasser ausgerichtete
Giebelfront durch spätere Eingriffe gekenn-
zeichnet. Die unmittelbar angrenzenden Bauten
Nr. 22-28 sind durch das Fächerrosetten-Mo-
tiv, das die vorkragenden Brüstungsfelder der
Oberstöcke überzieht, verbunden.
Zu den ältesten überkommenen Bürgerhäusern
der Steintorstraße gehört zweifellos der Trau-
fenbau Nr. 2 aus der Zeit um 1500. Er ist als
Ständer-Geschoßbau ausgeführt, auf dem in
typischer Stockwerkmanier der vorkragende
Oberstock ruht. Abgefangen werden Oberstock
und Dachüberstand durch tiefgekehlte Knag-
gen, die am unteren Ende profiliert sind. Etwa
zeitgleich entstanden wohl die Bauten Nr.
16/18 und 55, 57, 59, die jedoch durch spätere
bauliche Eingriffe in erheblichem Maße über-
formt sind.
Herauszustellen sind der dreiachsige Fachwerk-
bau Nr. 56 mit seinen plastisch durchgearbeite-
ten Blendarkaturen in den Brüstungsplatten,
das Doppelhaus Nr. 60/62, dessen fassaden-
beherrschende Bauzier die Fächerrosette bildet
sowie der inschriftlich 1554 datierte Fachwerk-
bau Nr. 51 - ein dreigeschossiger Traufenbau
mit zweiachsigem erkerartigem Ausbau und
den zeittypischen, friesartig aneinandergereih-
ten Fächerrosetten in den Brüstungsfeldern des
über Knaggen vorkragenden Oberstocks, der
zu den vielbeachteten Bauten der Steintor-
straße zählt.
Westertorstraße
Neben Steintor und Obertor gehört auch die
Westertorstraße zu den mittelalterlichen „Vor-
städten“, deren Bewohner, im Gegensatz zu
den Duderstädter Vollbürgern, Bürger geringe-
ren Rechts waren, kein Braurecht besaßen, je-
doch wie die Vollbürger zur Schoßzahlung und
weiteren städtischen Pflichten herangezogen
wurden. Nach den Schoßlisten des Jahres
1397 zählte die Vorstadt Westertor 68 Gebäu-
de, die sich längs der Straße aufreihten und die
in der Folgezeit durch den äußeren Wall-Graben
gesichert wurden.
Straßenbeherrschend ist noch heute der ein-
drucksvolle Westertorturm von 1343 mit sei-
nem hohen, schraubenförmig gedrehten Turm-
helm, der weithin sichtbar die kleinteiligen Bür-
gerhäuser überragt und einen stadträumlich
wichtigen Akzent am Beginn der Westertor-

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