Gutsanlage (Lindenberg)
Den Zustand der Gutsanlage im 17.Jh. zeigt
der Merian-Stich von 1654, der neben der to-
pographischen Einbindung des von der Alten
Niedeck überragten „Adel Sitzes Retmarshau-
sen“, die dicht gedrängten kleinteiligen Fach-
werkbauten des Dorfes, die großzügig bemes-
sene stattliche Gutsanlage und den steil aufra-
genden massiven Turm der Kirche wiedergibt,
die mit dem repräsentativen Blendgiebel des et-
was abseits gelegenen schloßartigen Baues
kontrastiert. Der doppelgeschossige Massivbau
mit den paarweise angeordneten Fenstern ist
das dominierende Gebäude des Herrensitzes,
dessen Grundstein 1583 gelegt wurde.
Nach dem Tode des Hans Wilhelm von Kerstlin-
gerode (1603) verliefen die Bauarbeiten des
Schlosses nicht stringent: Im Jahre 1654 war
nur der Ostflügel vollendet und zum Westflügel
erst der Grundstein gelegt.
Im Jahre 1707 erwarb der Hofmarschall und
Kammerpräsident Friedrich Wilhelm Freiherr
von Schlitz, genannt von Görtz, die Schloßanla-
ge mit Gutsgebäude, deren baulicher Zustand
nicht befriedigen konnte, da, so heißt es, der
Ostgiebel geborsten und die Wirtschaftsgebäu-
de verfallen waren. Kurzerhand ließ er offenbar
wesentliche Teile des Schlosses abtragen und
durch den hannoverschen Baumeister Sudfeld
Vick 1708-16 das heutige repräsentative Her-
renhaus unter Einbindung älterer Gebäudeteile
errichten. Der für den Plan verantwortlich zeich-
nende S. Vick, der die Baumaßnahme des
Westturms der hannoverschen Ägidienkirche
(1703-17) und die Erneuerung des Vierungs-
turms .des Hildesheimer Domes St. Maria von
1718-21 durchführte, schuf in Rittmarshausen
einen streng achsialsymmetrisch aufgebauten
doppelgeschossigen, siebenachsigen Putzbau
mit Werksteingliederungen unter hohem Walm-
dach. Akzentuiert wird die zum Wirtschaftshof
ausgerichtete Fassade durch einen dreiachsi-
gen, leicht aus der Bauflucht vortretenden Mit-
telrisalit, der mit Mezzanin und Dreieckgiebel
ausgezeichnet ist. Ausgefüllt ist das Giebelfeld
mit dem bekrönten Allianzwappen des Bauher-
ren und seiner Gemahlin und der Jahreszahl
1714. Oberhalb des durch Putzfugenschnitt ak-
zentuierten Hauptportalgewändes ist das Fen-
ster der Mittelachse supraportartig durch Be-
schlagwerk eingefaßt und schließt mit einem
Segmentgiebel ab, unter dem eine lateinische
Bibelinschrift (1. Mose 32, 11) angebracht ist.
An das Hauptgebäude schließt auf der rück-
wärtigen Südseite ein Nebenflügel an, der in
Aufbau und Gestaltung dem Hauptgebäude
gleicht.
Ursprünglich waren Schloß und Garten von ei-
nem tiefen Graben umgeben. Nach dem Bau
des Herrenhauses wurde die Anlage um mehre-
re Gebäude erweitert. Hierzu gehörten Amts-
haus, Gewächshaus, Brauhaus und außerhalb
des Hofes das Wirtschaftshaus. Die 1852 ein-
gerichtete Brennerei und Likörfabrik stellten
nach dem Ersten Weltkrieg ihre Produktion ein.
Umschlossen wird der nahezu quadratische
Gutshof von schlichten Wirtschaftsgebäuden in
Massivbauweise z.T. mit Fachwerkoberstöcken.
Rittmarshausen, Gutsanlage (Lindenberg), ehern. Brennerei, 1852
283
Den Zustand der Gutsanlage im 17.Jh. zeigt
der Merian-Stich von 1654, der neben der to-
pographischen Einbindung des von der Alten
Niedeck überragten „Adel Sitzes Retmarshau-
sen“, die dicht gedrängten kleinteiligen Fach-
werkbauten des Dorfes, die großzügig bemes-
sene stattliche Gutsanlage und den steil aufra-
genden massiven Turm der Kirche wiedergibt,
die mit dem repräsentativen Blendgiebel des et-
was abseits gelegenen schloßartigen Baues
kontrastiert. Der doppelgeschossige Massivbau
mit den paarweise angeordneten Fenstern ist
das dominierende Gebäude des Herrensitzes,
dessen Grundstein 1583 gelegt wurde.
Nach dem Tode des Hans Wilhelm von Kerstlin-
gerode (1603) verliefen die Bauarbeiten des
Schlosses nicht stringent: Im Jahre 1654 war
nur der Ostflügel vollendet und zum Westflügel
erst der Grundstein gelegt.
Im Jahre 1707 erwarb der Hofmarschall und
Kammerpräsident Friedrich Wilhelm Freiherr
von Schlitz, genannt von Görtz, die Schloßanla-
ge mit Gutsgebäude, deren baulicher Zustand
nicht befriedigen konnte, da, so heißt es, der
Ostgiebel geborsten und die Wirtschaftsgebäu-
de verfallen waren. Kurzerhand ließ er offenbar
wesentliche Teile des Schlosses abtragen und
durch den hannoverschen Baumeister Sudfeld
Vick 1708-16 das heutige repräsentative Her-
renhaus unter Einbindung älterer Gebäudeteile
errichten. Der für den Plan verantwortlich zeich-
nende S. Vick, der die Baumaßnahme des
Westturms der hannoverschen Ägidienkirche
(1703-17) und die Erneuerung des Vierungs-
turms .des Hildesheimer Domes St. Maria von
1718-21 durchführte, schuf in Rittmarshausen
einen streng achsialsymmetrisch aufgebauten
doppelgeschossigen, siebenachsigen Putzbau
mit Werksteingliederungen unter hohem Walm-
dach. Akzentuiert wird die zum Wirtschaftshof
ausgerichtete Fassade durch einen dreiachsi-
gen, leicht aus der Bauflucht vortretenden Mit-
telrisalit, der mit Mezzanin und Dreieckgiebel
ausgezeichnet ist. Ausgefüllt ist das Giebelfeld
mit dem bekrönten Allianzwappen des Bauher-
ren und seiner Gemahlin und der Jahreszahl
1714. Oberhalb des durch Putzfugenschnitt ak-
zentuierten Hauptportalgewändes ist das Fen-
ster der Mittelachse supraportartig durch Be-
schlagwerk eingefaßt und schließt mit einem
Segmentgiebel ab, unter dem eine lateinische
Bibelinschrift (1. Mose 32, 11) angebracht ist.
An das Hauptgebäude schließt auf der rück-
wärtigen Südseite ein Nebenflügel an, der in
Aufbau und Gestaltung dem Hauptgebäude
gleicht.
Ursprünglich waren Schloß und Garten von ei-
nem tiefen Graben umgeben. Nach dem Bau
des Herrenhauses wurde die Anlage um mehre-
re Gebäude erweitert. Hierzu gehörten Amts-
haus, Gewächshaus, Brauhaus und außerhalb
des Hofes das Wirtschaftshaus. Die 1852 ein-
gerichtete Brennerei und Likörfabrik stellten
nach dem Ersten Weltkrieg ihre Produktion ein.
Umschlossen wird der nahezu quadratische
Gutshof von schlichten Wirtschaftsgebäuden in
Massivbauweise z.T. mit Fachwerkoberstöcken.
Rittmarshausen, Gutsanlage (Lindenberg), ehern. Brennerei, 1852
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