KATLENBURG-LINDAU/KATLENBURG
Wichtige Altstraßen, die hier den Durchbruch
des Rhumetales passierten, nahmen in erheb-
lichem Maße Einfluss auf die Entwicklung
Katlenburgs. Neben den Fernhandelsstraßen
kam in der 2. Hälfte des 19.Jh. die Eisenbahn-
linie der Teilstrecke Northeim über Wulften nach
Herzberg hinzu, die zugleich die verkehrs-
geografische Bedeutung des Ortes steigerte.
Die Ausrichtung der 1868 eröffneten Bahnlinie
ist erstmals in der Königl.-Preuss. Landesauf-
nahme von 1876 kartiert, die darüber hinaus
die Ortsstruktur des ausgehenden 19.Jh. ver-
anschaulicht. Den straßendorfartigen Charakter
des Ortes dokumentieren der Lageplan von
1775 und die Kurhannoversche Landesauf-
nahme von 1785. Kartiert sind neben Verteilung
und Ausrichtung der Hofstellen vor allem die
Domäne Katlenburg am äußeren Südrand.
Diese ortsbildbeherrschende mehrgliedrige
Anlage auf dem steil zur Flussniederung
errichteten Burgberg erlebte eine wechselvolle
Geschichte. Die Grafen von Catlenburg, Gau-
grafen des Lisgaues, ließen auf dem steil abfall-
lenden Bergplateau eine Burganlage erbauen.
Nachdem 1105 auf dem Burgareal ein Augus-
tinerchorherrenstift durch Graf Dietrich III. ge-
stiftet wurde, wandelte man bereits 1140 die
Anlage in ein Nonnenkloster um. Von diesen
Bauten ist nichts mehr erhalten, da 1346 eine
Feuersbrunst die Klostergebäude in Asche
legte. Nach der Reformation wurde aus dem
Kloster ein welfischer Fürstensitz. Herzog
Philipp II. von Grubenhagen ließ an gleicher
Stelle 1558 ein Schloss erbauen, das aber
1626 von dänischen Truppen niedergebrannt
wurde. Zwischen 1647 und 1650 wurde die
Klosterkirche wieder aufgebaut, die noch heu-
te, weithin sichtbar, das dominierende Gebäu-
de auf dem Burgberg darstellt. Dem auf
Fernsicht angelegten Gotteshaus ordnen sich
das „Magazin-Gebäude“, das unmittelbar an-
grenzende ehemalige Brauhaus, das „Gefäng-
nis“, die Schmiede sowie das „Schlösschen“
unter. Die Bauten nehmen die gesamte
nördliche Fläche des Bergrückens ein, sind
locker, nahezu regellos aufgegliedert, überragt
und beherrscht von der Kirche St. Johannes.
Das Rückgrat des Katlenburger Ortsnetzes
bilden Herzberger Straße und Northeimer Stra-
ße, die in der B 247 und B 241 ihre Fortsetzung
finden. Westlich der Herzberger Straße setzt die
Mitte des 16.Jh. errichtete Friedhofskapelle
einen besonderen baulichen Akzent. Unter
Herzog Wilhelm d. J. entstanden, zeigt die
Fachwerkkapelle einen polygonalen Ostab-
schluss. Ein schlichtes Krüppelwalmdach über-
spannt den Kirchenraum.
Herauszustellen ist das lang gestreckte
Wohnwirtschaftsgebäude Klosterhof 1, dessen
Kern offenbar aus der Zeit um 1700 stammt. Im
19.Jh. ist dem Wohnhaus ein Wirtschaftsteil
angefügt worden. Den gleichen konstruktiv-
gestalterischen Fachwerkaufbau zeigt das
Wohnhaus Klosterhof 3, das wohl zeitgleich
entstand.
Bis in das frühe 14.Jh. reichen die Anfänge der
aus einer Mahlmühle hervorgegangenen Was-
sermühle Herzberger Straße 27 am Fuße des
Burgbergs zurück. Das inschriftlich 1855/56
datierte, im Kern ältere Mühlengebäude, prä-
sentiert sich als stattlicher Sandsteinquader-
bau, der von einem Fachwerkanbau überragt wird.
Kartengrundlage: Deutsche Grundkarte 1 : 5000 - Blätter 4326/3, 4326/8 und 4326/9, verkleinert auf 1:10 000.
Vervielfältigungserlaubnis erteilt am 3. April 2001 durch die VKB Südniedersachsen, Katasteramt Northeim.
KATLENBURG-LINDAU/LINDAU
Lindau, der nördlichste Ort des Eichsfeldes,
liegt am äußeren südöstlichen Rand des
Bearbeitungsgebietes nahe der häufig von
Hochwasser bedrohten Niederung von Rhume
und Oder mit einer Gemarkung von fast
10 km.
Im frühen Mittelalter gehörte Lindau zur
Gebietsgemeinschaft des Lisgaus und war
wohl im Besitz der Immedinger und später der
Grafen von Katlenburg. Der Siedlungsplatz wird
erstmals 1184 urkundlich erwähnt. Überliefert
ist, dass Bischof Otto II. von Hildesheim nach
1322 einen uneinnehmbaren Palas mit hohen
Mauern errichten ließ, das heute noch vorhan-
dene Mushaus, einen mehrgeschossigen
wehrhaften Bruchsteinbau, der zu den ältesten,
weitgehend erhaltenen Profanbauten Nieder-
sachsens zählt.
In Mainzer Zeit wurde Lindau Gerichts- und
Verwaltungssitz eines der drei untereichsfeldi-
schen Ämter, in „westphälischer Zeit“ Sitz des
Kantons Lindau. Nach dem Übergang an das
Königreich Hannover erfolgte der Zusammen-
schluss mit dem Amt Gieboldehausen, von
1832-1859 wurde Lindau Sitz des Amtes
Catlenburg-Lindau. In der Folgezeit zunächst
Teil des Kreises Duderstadt kam Lindau durch
die Verwaltungsreform 1973 als einziger Ort
des Eichsfeldes zum Landkreis Northeim.
Die Königl.-Preuss.-Landesaufnahme zeigt die
herausgehobene Stellung der Flecken-, der
Markt- und der Sackstraße, die das Haupt-
straßengerüst bilden. Ihren Verknüpfungspunkt
stellt der exponiert gelegene Marktplatz dar,
überragt von der ortsbildbeherrschenden kath.
Pfarrkirche St. Peter und Paul. Ihre Bauge-
schichte lässt sich bis ins frühe Mittelalter
zurückverfolgen. Vom Marktplatz zweigen
strahlenförmig Erschließungsstraßen ab, die im
Norden bis zur Bundesstraße reichen. Westlich
des Marktplatzes entstand der Marienplatz,
ausgezeichnet durch die Mariensäule, die an
den verheerenden Brand von 1911 erinnern
soll.
Etwa 1820 setzte in Lindau die Pechfabrikation
ein; 1872 entstand hier eine führende Jute- und
Bindfadenfabrik. Auf ihrem Areal, unmittelbar
am Mühlengraben, liegt das Mushaus. Nach
dem Zweiten Weltkrieg wurde Lindau Sitz eines
Frauenhofer Instituts, aus dem sich das Max-
Planck-Institut entwickelte.
Aus denkmalpflegerischer Sicht sind die folgen-
den Objekte herauszustellen: die Pfarrkirche
St. Peter und Paul am Bischof-Diederich-Platz,
die Kreuzkirche an der B 41, das Wohnwirt-
schaftsgebäude an der B 86, das Pfarrhaus
Fleckenstraße 8, das Friedhofskruzifix, die
Mariensäule am Marienplatz, das Gasthaus
Markt 8, das Wohnwirtschaftsgebäude Sack-
straße 3, das Wohnhaus Torstraße 5 sowie die
Doppelhäuser Marktstraße 2, 4, 6.
Kartengrundlage: Deutsche Grundkarte 1 : 5000 - Blätter 4326/14 und 4326/15, verkleinert auf 1 : 10.000.
Vervielfältigungserlaubnis erteilt am 3. April 2001 durch die VKB Südniedersachsen, Katasteramt Northeim.
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Wichtige Altstraßen, die hier den Durchbruch
des Rhumetales passierten, nahmen in erheb-
lichem Maße Einfluss auf die Entwicklung
Katlenburgs. Neben den Fernhandelsstraßen
kam in der 2. Hälfte des 19.Jh. die Eisenbahn-
linie der Teilstrecke Northeim über Wulften nach
Herzberg hinzu, die zugleich die verkehrs-
geografische Bedeutung des Ortes steigerte.
Die Ausrichtung der 1868 eröffneten Bahnlinie
ist erstmals in der Königl.-Preuss. Landesauf-
nahme von 1876 kartiert, die darüber hinaus
die Ortsstruktur des ausgehenden 19.Jh. ver-
anschaulicht. Den straßendorfartigen Charakter
des Ortes dokumentieren der Lageplan von
1775 und die Kurhannoversche Landesauf-
nahme von 1785. Kartiert sind neben Verteilung
und Ausrichtung der Hofstellen vor allem die
Domäne Katlenburg am äußeren Südrand.
Diese ortsbildbeherrschende mehrgliedrige
Anlage auf dem steil zur Flussniederung
errichteten Burgberg erlebte eine wechselvolle
Geschichte. Die Grafen von Catlenburg, Gau-
grafen des Lisgaues, ließen auf dem steil abfall-
lenden Bergplateau eine Burganlage erbauen.
Nachdem 1105 auf dem Burgareal ein Augus-
tinerchorherrenstift durch Graf Dietrich III. ge-
stiftet wurde, wandelte man bereits 1140 die
Anlage in ein Nonnenkloster um. Von diesen
Bauten ist nichts mehr erhalten, da 1346 eine
Feuersbrunst die Klostergebäude in Asche
legte. Nach der Reformation wurde aus dem
Kloster ein welfischer Fürstensitz. Herzog
Philipp II. von Grubenhagen ließ an gleicher
Stelle 1558 ein Schloss erbauen, das aber
1626 von dänischen Truppen niedergebrannt
wurde. Zwischen 1647 und 1650 wurde die
Klosterkirche wieder aufgebaut, die noch heu-
te, weithin sichtbar, das dominierende Gebäu-
de auf dem Burgberg darstellt. Dem auf
Fernsicht angelegten Gotteshaus ordnen sich
das „Magazin-Gebäude“, das unmittelbar an-
grenzende ehemalige Brauhaus, das „Gefäng-
nis“, die Schmiede sowie das „Schlösschen“
unter. Die Bauten nehmen die gesamte
nördliche Fläche des Bergrückens ein, sind
locker, nahezu regellos aufgegliedert, überragt
und beherrscht von der Kirche St. Johannes.
Das Rückgrat des Katlenburger Ortsnetzes
bilden Herzberger Straße und Northeimer Stra-
ße, die in der B 247 und B 241 ihre Fortsetzung
finden. Westlich der Herzberger Straße setzt die
Mitte des 16.Jh. errichtete Friedhofskapelle
einen besonderen baulichen Akzent. Unter
Herzog Wilhelm d. J. entstanden, zeigt die
Fachwerkkapelle einen polygonalen Ostab-
schluss. Ein schlichtes Krüppelwalmdach über-
spannt den Kirchenraum.
Herauszustellen ist das lang gestreckte
Wohnwirtschaftsgebäude Klosterhof 1, dessen
Kern offenbar aus der Zeit um 1700 stammt. Im
19.Jh. ist dem Wohnhaus ein Wirtschaftsteil
angefügt worden. Den gleichen konstruktiv-
gestalterischen Fachwerkaufbau zeigt das
Wohnhaus Klosterhof 3, das wohl zeitgleich
entstand.
Bis in das frühe 14.Jh. reichen die Anfänge der
aus einer Mahlmühle hervorgegangenen Was-
sermühle Herzberger Straße 27 am Fuße des
Burgbergs zurück. Das inschriftlich 1855/56
datierte, im Kern ältere Mühlengebäude, prä-
sentiert sich als stattlicher Sandsteinquader-
bau, der von einem Fachwerkanbau überragt wird.
Kartengrundlage: Deutsche Grundkarte 1 : 5000 - Blätter 4326/3, 4326/8 und 4326/9, verkleinert auf 1:10 000.
Vervielfältigungserlaubnis erteilt am 3. April 2001 durch die VKB Südniedersachsen, Katasteramt Northeim.
KATLENBURG-LINDAU/LINDAU
Lindau, der nördlichste Ort des Eichsfeldes,
liegt am äußeren südöstlichen Rand des
Bearbeitungsgebietes nahe der häufig von
Hochwasser bedrohten Niederung von Rhume
und Oder mit einer Gemarkung von fast
10 km.
Im frühen Mittelalter gehörte Lindau zur
Gebietsgemeinschaft des Lisgaus und war
wohl im Besitz der Immedinger und später der
Grafen von Katlenburg. Der Siedlungsplatz wird
erstmals 1184 urkundlich erwähnt. Überliefert
ist, dass Bischof Otto II. von Hildesheim nach
1322 einen uneinnehmbaren Palas mit hohen
Mauern errichten ließ, das heute noch vorhan-
dene Mushaus, einen mehrgeschossigen
wehrhaften Bruchsteinbau, der zu den ältesten,
weitgehend erhaltenen Profanbauten Nieder-
sachsens zählt.
In Mainzer Zeit wurde Lindau Gerichts- und
Verwaltungssitz eines der drei untereichsfeldi-
schen Ämter, in „westphälischer Zeit“ Sitz des
Kantons Lindau. Nach dem Übergang an das
Königreich Hannover erfolgte der Zusammen-
schluss mit dem Amt Gieboldehausen, von
1832-1859 wurde Lindau Sitz des Amtes
Catlenburg-Lindau. In der Folgezeit zunächst
Teil des Kreises Duderstadt kam Lindau durch
die Verwaltungsreform 1973 als einziger Ort
des Eichsfeldes zum Landkreis Northeim.
Die Königl.-Preuss.-Landesaufnahme zeigt die
herausgehobene Stellung der Flecken-, der
Markt- und der Sackstraße, die das Haupt-
straßengerüst bilden. Ihren Verknüpfungspunkt
stellt der exponiert gelegene Marktplatz dar,
überragt von der ortsbildbeherrschenden kath.
Pfarrkirche St. Peter und Paul. Ihre Bauge-
schichte lässt sich bis ins frühe Mittelalter
zurückverfolgen. Vom Marktplatz zweigen
strahlenförmig Erschließungsstraßen ab, die im
Norden bis zur Bundesstraße reichen. Westlich
des Marktplatzes entstand der Marienplatz,
ausgezeichnet durch die Mariensäule, die an
den verheerenden Brand von 1911 erinnern
soll.
Etwa 1820 setzte in Lindau die Pechfabrikation
ein; 1872 entstand hier eine führende Jute- und
Bindfadenfabrik. Auf ihrem Areal, unmittelbar
am Mühlengraben, liegt das Mushaus. Nach
dem Zweiten Weltkrieg wurde Lindau Sitz eines
Frauenhofer Instituts, aus dem sich das Max-
Planck-Institut entwickelte.
Aus denkmalpflegerischer Sicht sind die folgen-
den Objekte herauszustellen: die Pfarrkirche
St. Peter und Paul am Bischof-Diederich-Platz,
die Kreuzkirche an der B 41, das Wohnwirt-
schaftsgebäude an der B 86, das Pfarrhaus
Fleckenstraße 8, das Friedhofskruzifix, die
Mariensäule am Marienplatz, das Gasthaus
Markt 8, das Wohnwirtschaftsgebäude Sack-
straße 3, das Wohnhaus Torstraße 5 sowie die
Doppelhäuser Marktstraße 2, 4, 6.
Kartengrundlage: Deutsche Grundkarte 1 : 5000 - Blätter 4326/14 und 4326/15, verkleinert auf 1 : 10.000.
Vervielfältigungserlaubnis erteilt am 3. April 2001 durch die VKB Südniedersachsen, Katasteramt Northeim.
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