Gruiidrils
Martinikirche, Grundriß mit Rekonstruktion der Seitenschiffe und der Gewölbe des Mittelschiffes (C.W.Hase, um
1870), aus: Die mittelalterlichen Baudenkmäler Niedersachsens, Bd. 3, 1883
Martinikirche, Ansicht von Nordosten
Das Ortsbild ist städtebaulich geprägt durch die
Neuanlage des 18.Jh. mit ihren geradlinigen,
relativ breiten Straßen und den nüchternen
Reihen gleichartiger schmuckloser Traufenhäu-
ser. Allerdings hat die jüngere bauliche Ent-
wicklung vor allem der Nachkriegszeit dazu
geführt, dass gut erhaltene Beispiele des typi-
schen sehr schlichten zweigeschossigen Fach-
werkhauses der barocken Stadtplanung nicht
mehr zahlreich im Ortsbild vertreten sind, wenn
auch dieses Typenhaus - vielfach verändert
und modernisiert - das Straßenbiid der Stadt
noch immer prägt. Die beachtlicheren
baulichen Zeugnisse der Moringer Geschichte
liegen vereinzelt innerhalb eines sonst
anspruchslosen Stadtbildes, das vorwiegend
im Süden im Bereich um die Stadtkirche und
den Amtshof noch Geschlossenheit und
besondere Qualität gewinnt.
Martinikirche und Oberdorf
Ganz am Westrand des Oberdorfes befindet
sich der alte Kirchhof mit der ehemaligen
Pfarrkirche St. Martini (Am alten Kirchhof 1). Der
Kirchenstandort ist vermutlich sehr alt und mag
in die Frühzeit der vom Erzbistum Mainz ausge-
henden Christianisierung der Region zurückge-
hen. Erste gesicherte urkundliche Erwähnung
findet eine Kirche an diesem Ort im Jahr 1125,
als Erzbischof Adalbert I. von Mainz dem
Kloster Lippoldsberg ihre Schenkung bestä-
tigte. St. Martin gehörte zu den 12 Sedalkirchen
des Mainzer Archidiakonatsbezirks Nörten,
deren Zusammengehörigkeit in dem gemein-
samen Martinspatrozinium ihren Ausdruck fin-
det. Lange Zeit war die Kirche die einzige der
Stadt. Als jedoch 1488 die bei der Burg und
innerhalb der damals noch jungen Stadt gele-
gene Marienkapelle zur Pfarrkirche erhoben
wurde und 1490 die neue Kirche erweitert und
umgebaut wurde, verlor die alte Martinikirche
ihre ursprüngliche Funktion. Damit begann ihre
allmähliche Vernachlässigung und ihr Verfall.
Bereits 1566 mussten an der damals baufälli-
gen Kirche umfangreiche Reparaturarbeiten
vorgenommen werden. Nachdem im Dreißig-
jährigen Krieg der Turm ausgebrannt war,
wurde dieser zwar wiederhergestellt, zugleich
aber seine Höhe um ein Drittel verringert. Eine
Inschrift an der Nordwestecke des Turms mit
der Jahreszahl 1659 weist auf diese Instand-
setzung hin. Schwerwiegender noch als diese
damals vorgenommenen Veränderungen
waren die Folgen der erneuten Sicherungs-
arbeiten von 1730. Damals mussten die ein-
sturzgefährdeten Seitenschiffe abgebrochen
werden, so dass, nach Vermauerung der
Pfeilerzwischenräume, nur noch ein einschif-
figer Kirchenraum verblieb. Auf diesem Wege
gewann St. Martini die reduzierte Gestalt, in der
sie im Wesentlichen bis heute überkommen ist.
Seit 1850 ungenutzt, wurde ihre Erhaltung ein
Jahrhundert lang zunehmend zum Problem.
Nach verschiedenen provisorischen Nutzungen
ist sie heute zur privaten Töpferwerkstatt und
zu Wohnzwecken umgebaut, eine neue Be-
stimmung, die zwar die Verbauung des
Innenraumes zur Folge hatte, immerhin aber
auch die Erhaltung des malerischen äußeren
Erscheinungsbildes ermöglicht hat.
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Martinikirche, Grundriß mit Rekonstruktion der Seitenschiffe und der Gewölbe des Mittelschiffes (C.W.Hase, um
1870), aus: Die mittelalterlichen Baudenkmäler Niedersachsens, Bd. 3, 1883
Martinikirche, Ansicht von Nordosten
Das Ortsbild ist städtebaulich geprägt durch die
Neuanlage des 18.Jh. mit ihren geradlinigen,
relativ breiten Straßen und den nüchternen
Reihen gleichartiger schmuckloser Traufenhäu-
ser. Allerdings hat die jüngere bauliche Ent-
wicklung vor allem der Nachkriegszeit dazu
geführt, dass gut erhaltene Beispiele des typi-
schen sehr schlichten zweigeschossigen Fach-
werkhauses der barocken Stadtplanung nicht
mehr zahlreich im Ortsbild vertreten sind, wenn
auch dieses Typenhaus - vielfach verändert
und modernisiert - das Straßenbiid der Stadt
noch immer prägt. Die beachtlicheren
baulichen Zeugnisse der Moringer Geschichte
liegen vereinzelt innerhalb eines sonst
anspruchslosen Stadtbildes, das vorwiegend
im Süden im Bereich um die Stadtkirche und
den Amtshof noch Geschlossenheit und
besondere Qualität gewinnt.
Martinikirche und Oberdorf
Ganz am Westrand des Oberdorfes befindet
sich der alte Kirchhof mit der ehemaligen
Pfarrkirche St. Martini (Am alten Kirchhof 1). Der
Kirchenstandort ist vermutlich sehr alt und mag
in die Frühzeit der vom Erzbistum Mainz ausge-
henden Christianisierung der Region zurückge-
hen. Erste gesicherte urkundliche Erwähnung
findet eine Kirche an diesem Ort im Jahr 1125,
als Erzbischof Adalbert I. von Mainz dem
Kloster Lippoldsberg ihre Schenkung bestä-
tigte. St. Martin gehörte zu den 12 Sedalkirchen
des Mainzer Archidiakonatsbezirks Nörten,
deren Zusammengehörigkeit in dem gemein-
samen Martinspatrozinium ihren Ausdruck fin-
det. Lange Zeit war die Kirche die einzige der
Stadt. Als jedoch 1488 die bei der Burg und
innerhalb der damals noch jungen Stadt gele-
gene Marienkapelle zur Pfarrkirche erhoben
wurde und 1490 die neue Kirche erweitert und
umgebaut wurde, verlor die alte Martinikirche
ihre ursprüngliche Funktion. Damit begann ihre
allmähliche Vernachlässigung und ihr Verfall.
Bereits 1566 mussten an der damals baufälli-
gen Kirche umfangreiche Reparaturarbeiten
vorgenommen werden. Nachdem im Dreißig-
jährigen Krieg der Turm ausgebrannt war,
wurde dieser zwar wiederhergestellt, zugleich
aber seine Höhe um ein Drittel verringert. Eine
Inschrift an der Nordwestecke des Turms mit
der Jahreszahl 1659 weist auf diese Instand-
setzung hin. Schwerwiegender noch als diese
damals vorgenommenen Veränderungen
waren die Folgen der erneuten Sicherungs-
arbeiten von 1730. Damals mussten die ein-
sturzgefährdeten Seitenschiffe abgebrochen
werden, so dass, nach Vermauerung der
Pfeilerzwischenräume, nur noch ein einschif-
figer Kirchenraum verblieb. Auf diesem Wege
gewann St. Martini die reduzierte Gestalt, in der
sie im Wesentlichen bis heute überkommen ist.
Seit 1850 ungenutzt, wurde ihre Erhaltung ein
Jahrhundert lang zunehmend zum Problem.
Nach verschiedenen provisorischen Nutzungen
ist sie heute zur privaten Töpferwerkstatt und
zu Wohnzwecken umgebaut, eine neue Be-
stimmung, die zwar die Verbauung des
Innenraumes zur Folge hatte, immerhin aber
auch die Erhaltung des malerischen äußeren
Erscheinungsbildes ermöglicht hat.
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