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Kämmerer, Christian [Editor]; Lufen, Peter Ferdinand [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0227
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nahezu geschlossenen Zeilenbebauung.
Die sich klar im Stadtgrundriss heraushebende,
leicht gekrümmte, breite Hauptstraße, die 1988
zur Fußgängerzone umgestaltet wurde, hatte
im Laufe der Jahrhunderte, wie keine andere
Straße innerhalb des Altstadtkerns, tief greifen-
de straßenbildverändernde bauliche Eingriffe
hinnehmen müssen.
Straßenbildbestimmend sind in Fachwerk er-
stellte, dreigeschossige, traufständig ausge-
richtete Wohn-Geschäftshäuser zumeist mit
vollständig entkernten Erdgeschosszonen,
deren großflächige Parzellen durch spätere
Zusammenlegungen entstanden sind.
Die besondere stadträumliche Bedeutung der
Hauptstraße zeigte sich auch in der Situierung
des ehemaligen mittelalterlichen Rathauses am
Knotenpunkt Breite Straße - Mühlenstraße und
des ehemaligen großflächigen Stiftshofes mit
seinen eindrucksvollen Bauten. Bis zu ihrem
Abriss setzten beide Anlagen in der Haupt-
durchgangsstraße eindrucksvolle architektoni-
sche Merkzeichen.

Ehemaliges Benediktinerkloster St. Blasii
Die Probegrabungen 1951 unter dem Hospital
St. Spiritus und die 20 Jahre später im Rahmen
der Altstadtsanierung erfolgten archäologi-
schen Untersuchungen auf dem Klosterbezirk
konnten den Nachweis einer ungebrochenen
Siedlungskontinuität und die Existenz einer
fränkischen curtis nicht erbringen. Im Dunkeln
liegt auch aufgrund mehrerer Urkunden-
fälschungen die Frühgeschichte des Klosters.

Südliche Zeilenbebauung der Straße Am Münster. Blick nach Westen


Als Gründer eines geistlichen Konvents sind
offenbar die Söhne des Grafen Otto von
Northeim, Heinrich der Fette, Siegfried von
Bomeneburg und Kuno von Beichlingen,
anzusehen, während Otto von Northeim wohl
kurz vor seinem Tod die Nicolai-Kapelle, die
Grablege für ihn und seine Gattin, gründete.
Dies lässt sich aus einer Urkunde des Abtes
Wicelin von Northeim aus dem Jahr 1144
ableiten. Folglich muss die Stiftung zwischen
1083, dem Todesjahr Graf Ottos, und 1101,
dem Sterbejahr Heinrich des Fetten, erfolgt
sein. Zunächst als Chorherrenstift eingerichtet,
erfolgte zwischen 1103 und 1117 die Umwand-
lung in ein Benediktinerkloster.
Das St. Blasii-Kloster war offenbar noch im
ausgehenden Mittelalter eine recht wohlha-
bende Abtei. Nachdem man sich 1464 der
Bursfelder Kongregation anschloss, begann
man 1487 mit dem Bau der Stiftskirche. Die
Einführung der Reformation 1541, veranlasst
durch die Herzogin Elisabeth von Braun-
schweig, und auch Geldmangel verhinderten
wohl die Fertigstellung des Sakralbaues, der in
der Folgezeit mehr und mehr verfiel. Als Mitte
des 16.Jh. das Kloster sich aufzulösen begann,
hatte dies auch Auswirkungen auf die Bausub-
stanz. So musste 1612 aufgrund des drohen-
den Einsturzes mit der Abtragung großer
Mauerwerksteile begonnen werden, deren
Auswirkung der Merianstich aus der Mitte des
17.Jh. wiedergibt. Erhalten haben sich Teile der
nördlichen Innenwand der unvollendeten Stifts-

Blick von Westen in die Breite Straße


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