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Kämmerer, Christian [Editor]; Lufen, Peter Ferdinand [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0236
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Breite Straße 54, Ständer-Geschossbau (nachträglich aufgestockt)


Schaupenstiel 9, frühes 16,Jh. Eckausbildung des Oberstocks


einst von gekehlten Knaggen abgefangen, wie
sie noch unterhalb des Dachüberstandes zu
sehen sind. Eingebunden ist der Ständer-
Geschossbau in eine Häuserzeile, deren
Bauten zumeist dem 18. und 19.Jh. zuzurech-
nen sind. Vorherrschend ist der strenge, raster-
artige Fachwerkaufbau (Nr. 17, 20, 21, 25, 26,
28), der bisweilen durch Eckstreben bzw.
Doppelständer aufgelockert wird. Herauszu-
stellen ist der doppelgeschossige Bau Breite
Straße 16 aus der 2. Hälfte des 18.Jh. mit breit
gelagertem Zwerchhaus.
Östlich der Einmündung der Häuserstraße in
die Breite Straße schließt der kurze Schaupen-
stiel an, der bis zum Oberen Tor reicht und jen-
seits der ummauerten Kernstadt im Harztor
seine Fortsetzung findet. Bis 1861 den Namen
„Am Oberen Tor“ tragend, setzt sich im ausge-
henden 19.Jh. der Straßenname Schaupenstiel
durch, dessen historische Herleitung bislang
nicht geklärt ist. Nur etwa 150 m lang und etwa
10 m breit, ordnet sich der nach Südosten
abknickende, durch Vor- und Rücksprünge der
Baufluchtlinie (Eckbau Häuserstraße 1, Schau-
penstiel 15, 16) gegliederte Schaupenstiel der
dominierenden geradlinigen Durchgangsstraße
Am Münster/Breite Straße unter. Nach der von
A. Hueg erstellten „Liste der Northeimer
Bürgerhäuser“ lagen auf dem Schaupenstiel
einst die alte Pfarre (Nr. 7) und das Leine-
webergildehaus (Nr. 5).
Seine bis ins frühe 16.Jh. zurückreichende
überkommene Bebauung wird bestimmt durch
die Nachfolgebauten der 1821 durch Brand
zerstörten südlichen Zeile (Schaupenstiel 1-6),
vor allem aber durch die bemerkenswerten
Bürgerhäuser Schaupenstiel 8, 9, 15 und durch
das wehrhafte Obertor-Bollwerk mit späteren
Brauereianbauten, die, von Osten kommend,
einen malerischen Blick auf das Teilstück der
Hauptdurchgangsstraße ermöglichen. Die bis
zur Brandgasse reichenden Ersatzbauten sind
dreigeschossig mit rasterartigem Fachwerk. Die
östlich anschließenden Bauten (Nr. 8, 9), zwi-
schen Feuergasse und Mauerstraße, folgen
anderen Formvorstellungen. Offenbar kurz
nach 1700 entstand der doppelgeschossige
Traufenbau Schaupenstiel 8 mit einem zwei-
seitig in Balkenstärke vorkragenden Oberstock.
Seine für Northeim singulären Schmuckformen
(rautenförmige Zierverstrebungen, K-Streben,
„Wilder Mann“) werden trotz unverkennbarer
Überformungen in die Nähe hessischer
Vorbilder gerückt. Es schließt der Eckbau Nr. 9
des frühen 16.Jh. an, der zweifellos aufgrund
seiner konstruktiv-gestalterischen Merkmale
und seiner Zierformen zu den eindrucksvollsten
Bürgerhäusern der Stadt zählt. Erd- und Zwi-
schengeschoss sind mittels durchlaufender
Ständer zusammengefasst, auf dem der zwei-
seitig ausladende Oberstock über kurzem
Stichgebälk ruht. Der Überhang, auch im
Bereich der Dachzone, wird von kurzen, dicht
gereihten Knaggen getragen, die sich im Eck-
bereich zu einem markanten Knaggenbündel
vereinigen. Paarweise angeordnete kurze
Fußbänder in den breiten querrechteckigen
Brüstungsgefachen des Oberstocks tragen zur
Wirkung des Baues bei.
Ins Blickfeld rücken der malerische, flach
aufgelegte Bogenfries auf der Oberstock-

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