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Kämmerer, Christian [Editor]; Lufen, Peter Ferdinand [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0264
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Gardekürassierstraße, ehern. Alter Friedhof


Reste des ehern. Alten Friedhofs


Nachdem zwischen 1627 und 1633 große Teile
des nördlichen Wallabschnittes auf Tillys Befehl
abgetragen waren und die durch Einebnung
gewonnenen Flächen als „Garten- und Gras-
land“ genutzt werden konnten, fiel 1788 auch
der westliche Teil des Walles, um aus „volksge-
sundheitlichen Gründen außerhalb der Stadt“
einen neuen Friedhof anzulegen. Dieser 1885
aufgelassene Alte Friedhof auf dem westlichen
Wallabschnitt vor dem einstigen Höckelheimer
Tor, begrenzt von Gardekürassierstraße im
Westen und Stadtmauer im Osten, der heute
als öffentliche Grünanlage dient, zeigt neben
einem 100-150 Jahre alten prächtigen Baum-
bestand (Eichen, Kastanien, Bergahorn, Spitz-
ahorn etc.) einige bemerkenswerte klassizisti-
sche Grabdenkmale zumeist aus Sandstein, die
leider z.T. erhebliche Verwitterungsspuren
aufweisen.
Den Mittelpunkt der gärtnerisch gestalteten
malerischen Anlage stellt das Mausoleum der
Familie Lueder von 1845 dar. Für den ehemali-
gen Northeimer Stiftsamtmann und späteren
Stadtvogt Franz Friedrich Lueder errichtet, ent-
stand eine aus rötlichen Sandsteinquadern
gemauerte Grabstelle in Gestalt eines römi-
schen Giebelsarkophags. Ob das Mausoleum,
das der strengen klassizistischen Tradition
folgt, einen Entwurf Franz Friedrich Lueders
darstellt, ist nicht gesichert.
Dem Grab ordnet sich das in Form eines
Obelisken gehaltene Denkmal der Familie
Christiani unter. Der offenbar nach dem Tod der
Sophie Elisabeth Christiani 1790 gearbeitete
Grabstein ist der älteste erhaltene des erst
1780 eingerichteten Friedhofs. Inschriften so-
wie bildliche Darstellungen mahnen an den Tod
und fordern u.a. zur Frömmigkeit auf.
Desweiteren ist das aus rötlichem Sandstein in
Gestalt eines Schmuckkapitells mit plastischem
Lorbeergehänge gefertigte Grabmal für Bürger-
meister Johann Achterkirchen und seine
Ehefrau Maria Sophia, geb. Schüler, her-
vorhebenswert. Johann Achterkirchen war es,
der die Verlegung der beiden innerstädtischen
Friedhöfe (Kirchhof um St. Sixti und Kirchhof
Am Münster) und die Anlegung des neuen
Friedhofes vor dem Höckelheimer Tor veran-
lasste.
Eine Veränderung des Befestigungsringes
bewirkte auch die Niederlegung der alten
Stadttore 1773/74 im Rahmen des Landstra-
ßenbaues, die durch neue „24 Fuß breite
Thore“ ersetzt wurden, die „wohl eine freie
Aussicht von den Hauptstraßen in die Fluren,
als einen freien Zug der Luft durch die Stadt
verstatten“ (J. P. Rüling).
Mit dem Hinausrücken der neuen Tore, die etwa
bis zur Mitte des 19.Jh. markante Akzente
im Befestigungsring setzten, gewann man
zugleich Bauplätze für Wohnhäuser.
Mit dem Bau des Militärhospitals (des späteren
Rathauses) 1851/52 trug man ein Stück des
Walles ab, ebnete den Graben ein und durch-
brach auch die Stadtmauer auf einer Länge von
etwa 20 m. Ihre Fortsetzung fand diese
Entwicklung in den frühen siebziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts, als mit Einsetzen der
Bebauung des unteren Wieterhanges eine Öff-
nung der Stadt nach Süden erforderlich wurde.

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