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Kämmerer, Christian [Editor]; Lufen, Peter Ferdinand [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,1): Landkreis Northeim: Südlicher Teil mit den Städten Hardegsen, Moringen, Northeim und Uslar, den Flecken Bodenfelde und Nörten-Hardenberg, der Gemeinde Katlenburg-Lindau und dem Gemeindefreien Gebiet Solling — Braunschweig, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44420#0281
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das bereits 1432 in den Schriftquellen erscheint
und jenseits der Rhume, zwischen Fluss und
„Grotejans Büh“ auf der „Mande“ (Gemeinheit),
errichtet wurde, „um Bürger mit schweren,
ansteckenden Krankheiten außerhalb der Stadt
isoliert unterzubringen“, und das später nur
noch als „Herberge für alte und gebrechliche
Northeimer Bürger“ diente. Nachdem man
Mitte des 18.Jh. den Erstbau wegen Baufäl-
ligkeit abreißen musste, entstand ein Nachfol-
gebau, der 1842 umgebaut wurde. Heute
präsentiert sich das Siechenhaus als schlichter,
doppelgeschossiger Putzbau mit sparsamen
Architekturgliederungen in Rotsandstein. Ein
hohes abgewalmtes Satteldach schließt den
malerisch gelegenen Bau ab (Grundrisspläne
aus der Mitte des 19.Jh. geben Auskunft über
seine Raumdisposition). An seine östliche
Giebelseite grenzt die kleine Kapelle, die wohl
zeitgleich mit dem Erstbau des Siechenhauses
im frühen lö.Jh. entstand. Über Rechteck-
grundriss errichtete man einen einschiffigen
flach gedeckten Bruchsteinbau mit wohlge-
formten Maßwerkfenstern, dessen Satteldach
einst mit einem „Glockenstuhl“ bekrönt war.
Leider sind Eingang und Fenster inzwischen
zugestellt worden. 1978/79 entdeckte man, so
"Dehio“ (1992), in der Kapelle mittelalterliche
Fresken.
Landschaftsprägende Bedeutung kommt der
1828 begonnenen und 1832 vollendeten
imposanten Rhumebrücke zu, nachdem der
Vorgängerbau durch Bodensenkungen und
Hochwasser erhebliche Schäden erlitt und ab-
getragen werden musste.
An der Finanzierung der neuen Brücke, der so
genannten langen Brücke, beteiligte sich die
General-Wegbau-Kommission mit 6250 Talern;
ferner erhob die Stadt ein bestimmtes Brücken-
geld. Leitung und Ausführung des Werkstein-
baues wurden Wegbaumeister Georg Dietrich
Wendeistadt und Wegbaukondukteur Carl
Ludwig Söhlke übertragen. Sie schufen eine
aus sechs flachen Segmentbögen bestehende
Sandsteinquaderbrücke, deren Bögen lichte
Weiten von ca. 12 m Überspannen und auf
wuchtigen, in Sandstein gemauerten Pfeilern
mit halbrunden Stirnflächen ruhen.

Fachbergsweg 3, ehern. Siechenhaus mit Kapellenanbau. Blick von Nordosten


Rhumebrücke von 1828/1832, Leitung und Ausführung G. D. Wendelstadt/C. L. Söhlke


Scharnhorstkaserne
Maßgeblichen Anteil an der Erschließung der
Nordstadt hat der Bau der Unteroffiziersschule
von 1914/16. Vorausgegangen war die Ver-
legung der Northeimer Garnison nach Goslar,
die das preußische Kriegsministerium 1890 ver-
anlasste, da der bauliche Zustand der alten
Kaserne nicht mehr den Erfordernissen der Zeit
entsprach. Seitdem bemühten sich die
Northeimer Stadtväter, den Standort wieder
zurückzugewinnen, zumal er auch ein wichtiger
Wirtschaftsfaktor war. Im Jahre 1912 erhielt
man die Zusage zur Errichtung einer Unter-
offiziersvor- und Unteroffiziersschule unter der
Maßgabe, dass die Stadt Kaserne und ent-
sprechendes Gelände bereitzustellen habe.
Zunächst mussten 25 Morgen Baugelände für
den Kasernenneubau angekauft werden; wei-

Scharnhorstkaserne, Übersichtsfoto, Blick von Süden


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