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Dülberg, Franz
Korallenkettlin: ein Drama in 4 Akten — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.42901#0051
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Leonhard
Und rechts zur Seite Absalon, ganz bleich und
hoch, in dem langen rosenfarbenen Schleierhemd,
und der weiße schmale Leib schimmert drunter her.
Das Gesicht ist ganz zur Seite gekehrt, der Blick
ist noch weißer als der Leib und zerschneidet mit
seinen Fragen alles, was ihm da sich entgegen-
bäumt.
Jörg
Macht mich nicht weinen um mein liebstes
rotes Kind.
Gandalin
Gott sei's geklagt, ganz so wie auf dem Bild
war's auf der Landungsbrücke. Unsre armen
RatStöchter standen da in ihren weißen Kleidern,
nnd jede schob das Näschen vor und reckte sich
in die Höhe, daß Seine Gnaden sie besser sehn
mochte. Und der Prinz sieht keines von all ihren
Sträußchen an, starrt nur auf das Bild der
Dirne, der Mörderin, die wir nach jedem Gesetz
in acht Tagen lebendig im schwarzen Sack ins
Wasser werfen müssen. Ihr habt's zuletzt in
Schuld, Herr Leonhard, weil Ihr damals den
Meister Jörg bei Euch aufnahmt und ihn ver-
pflegtet, bis er gelernt, mit der linken Hand zu
malen.
Leonhard
Ich sag Euch, wär' ich vor zehn Jahren schon
ratsfahig gewesen, der Absalon war nit vom Rat

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