Dülberg, Franz: Korallenkettlin: ein Drama in 4 Akten (Berlin, 1919)

Jörg
Da empört sich die Jungfrau in der werden-
den Dirne, der Alte laßt nicht los, durch bösen
Zufall ist grad eine Waffe zur Hand, das Un-
glück geschieht und — mir Armen bleibt nichts
anderes übrig, als wenigstens auf meinem Bilde
all dies junge frische Leben mir aufzuheben, das
Eure Gerechtigkeit in ein paar Tagen in eins
Eurer wohlduftenden Abwässer werfen wird.
Elard
Ihr, die Ihr Euch so ereifert für dieses Skan-
dalum, diesen Wegwurf, schwört mir hier auf
die allerseligste Jungfrau Maria (zieht ein Medaillon
an seiner Ratskette heraus), daß MÜN Euch im Kerker
niemals mit der Delinquentin allein gelassen
hat.
Jörg
Ich möcht Euch auslachen, daß die Wände
bersten, lateinischer Esel, wenn mir nit so traurig
zu Gemüt wäre. Aber daß Ihr'S alle wißt,
Herren, wenn Ihr dem Mädchen jetzt auch die
ganze Zeche schenken wolltet, wenn Ihr versprächt,
sie frei laufen zu lassen und ihr noch Gold und
bunte Kleider die Fülle umzuhängen, bloß für
einen einzigen Kuß an den Jüngsten und Statt-
lichsten von Euch, Ihr bekämt nur ein glattes
Nein zu hören, 's war keine je so reif zur Nonne
wie diese jetzt.

4!