decke und Raffaels Stanzen es angethan hatten, zeigtuns die aus Wijk bij Duurstedc,
dem Sitz Philipps von Burgund, des Gönners Mabuscs und Jacopos dei Barbari,
stammende figurenwimmelnde Anbetung der Könige (Tafel XXII). Es ist leicht,
sich hier bei dem an manches moderne Opernfinale erinnernden überkünstlichen
Aufbau, bei den ausgerenkten und allzulangen Hintergrundsfiguren aufzuhalten;
die sorgfältige antikischc Fältelung des Gewandes der Maria, die frische Oricntschil-
derung in den Kameelreitern musste bei den Landsleuten des Künstlers überraschend
wirken. Noch heute wird man sich an der gespannten Innigkeit des Alten freuen,
der mühsam und das ganze Gesicht daraufzuspitzend, den Heilandsknaben küsst,
an dem wildkräftigen Gesicht jener hexenhaften Greisin, die gespannt dem König
über die Schulter schaut, an der ganz in der Art des Lukas van Leyden gestellten
und kostumirten Rückenfigur des knicendcn Knappen, an den mit einigen Ver-
zeichnungen, aber wirksam kühn über einander aufgebauten und flott in
nasser Ölfarbe hingestrichenen Akten der beiden Jünglinge, die von oben her
dem Vorgänge zusehen. Der Hauptreiz des Bildes liegt aber in der Farbe. Die
geschmackvoll beschränkte Scala von Rot, grau, Fleischfarbe und gelb führt
hier oft Wirkungen herbei, wie wir sic erst bei Jan Vermeer van Delft wieder-
finden.
Ein, wenn eigenhändig, ausgesprochen der Spätzeit Scorels angehöriges
Werk, eine Mannalese, in der Landschaft nicht ohne zarte Farbigkeit, in der
Zeichnung der Figuren allzu schwach und manierhaft, ist hier nicht mit abgebildet
worden.
Dagegen bieten die Tafeln XXIII und XXIV starke Proben ScorcTscher Por-
trätkunst. Kaum später als 1525 wird man die beiden wohl zu einem verloren ge-
gangenen Altarwerk als Stifterflügel gehörigen, angeblich aus Deventer stammenden
länglich rechteckigen Bildnisse ansetzen dürfen, die in der gewaltigen Sachlichkeit,
mit der die Köpfe und die sorgsam beschäftigten Hände dieser beiden ruhigen, gesund
festen Menschen in leicht rötlichem Ton aus dem dunklen Grund herausgehoben
sind, mit zu den besten Leistungen der früheren holländischen Bildnissmalerci gehö-
ren. Etwa um 1540 entstand wohl das in der Durchführung, zumal der Hände,
weniger gleichmässige, in dem prüfenden Ausdruck der Augen und Lippen ausser-
ordentlich mächtige Porträt einer älteren (geistlichen?) Dame. Das weiss und schwarz
der Kleidung und das Grün der Landschaft sind die einzigen Lokalfärben, und die
Wirkung ist kaum weniger eindringlich und vornehm als die mancher in ähnlicher
Weise auf drei Töne sich beschränkender berühmter Meisterwerke des 17“'" Jahr-
hunderts.
Im Zusammenhang mit Scorel, dessen lange und kräftige Reihe der Jerusalems-
fahrer man ja in Utrecht selbst bewundern kann, sei als feierlicher Schluss der Bil-
derfolge die vor allem topographisch so wichtige Tafel mit den vor der Krypta von
Bethlehem knieenden Pilgern Bruder Wouter van Ilogesteyn (van Haarlem), Jan
Bruyninck (Bcnninck), Jakop Heyn und Meynert Willcmsz. angefügt. Die Bildnisse
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dem Sitz Philipps von Burgund, des Gönners Mabuscs und Jacopos dei Barbari,
stammende figurenwimmelnde Anbetung der Könige (Tafel XXII). Es ist leicht,
sich hier bei dem an manches moderne Opernfinale erinnernden überkünstlichen
Aufbau, bei den ausgerenkten und allzulangen Hintergrundsfiguren aufzuhalten;
die sorgfältige antikischc Fältelung des Gewandes der Maria, die frische Oricntschil-
derung in den Kameelreitern musste bei den Landsleuten des Künstlers überraschend
wirken. Noch heute wird man sich an der gespannten Innigkeit des Alten freuen,
der mühsam und das ganze Gesicht daraufzuspitzend, den Heilandsknaben küsst,
an dem wildkräftigen Gesicht jener hexenhaften Greisin, die gespannt dem König
über die Schulter schaut, an der ganz in der Art des Lukas van Leyden gestellten
und kostumirten Rückenfigur des knicendcn Knappen, an den mit einigen Ver-
zeichnungen, aber wirksam kühn über einander aufgebauten und flott in
nasser Ölfarbe hingestrichenen Akten der beiden Jünglinge, die von oben her
dem Vorgänge zusehen. Der Hauptreiz des Bildes liegt aber in der Farbe. Die
geschmackvoll beschränkte Scala von Rot, grau, Fleischfarbe und gelb führt
hier oft Wirkungen herbei, wie wir sic erst bei Jan Vermeer van Delft wieder-
finden.
Ein, wenn eigenhändig, ausgesprochen der Spätzeit Scorels angehöriges
Werk, eine Mannalese, in der Landschaft nicht ohne zarte Farbigkeit, in der
Zeichnung der Figuren allzu schwach und manierhaft, ist hier nicht mit abgebildet
worden.
Dagegen bieten die Tafeln XXIII und XXIV starke Proben ScorcTscher Por-
trätkunst. Kaum später als 1525 wird man die beiden wohl zu einem verloren ge-
gangenen Altarwerk als Stifterflügel gehörigen, angeblich aus Deventer stammenden
länglich rechteckigen Bildnisse ansetzen dürfen, die in der gewaltigen Sachlichkeit,
mit der die Köpfe und die sorgsam beschäftigten Hände dieser beiden ruhigen, gesund
festen Menschen in leicht rötlichem Ton aus dem dunklen Grund herausgehoben
sind, mit zu den besten Leistungen der früheren holländischen Bildnissmalerci gehö-
ren. Etwa um 1540 entstand wohl das in der Durchführung, zumal der Hände,
weniger gleichmässige, in dem prüfenden Ausdruck der Augen und Lippen ausser-
ordentlich mächtige Porträt einer älteren (geistlichen?) Dame. Das weiss und schwarz
der Kleidung und das Grün der Landschaft sind die einzigen Lokalfärben, und die
Wirkung ist kaum weniger eindringlich und vornehm als die mancher in ähnlicher
Weise auf drei Töne sich beschränkender berühmter Meisterwerke des 17“'" Jahr-
hunderts.
Im Zusammenhang mit Scorel, dessen lange und kräftige Reihe der Jerusalems-
fahrer man ja in Utrecht selbst bewundern kann, sei als feierlicher Schluss der Bil-
derfolge die vor allem topographisch so wichtige Tafel mit den vor der Krypta von
Bethlehem knieenden Pilgern Bruder Wouter van Ilogesteyn (van Haarlem), Jan
Bruyninck (Bcnninck), Jakop Heyn und Meynert Willcmsz. angefügt. Die Bildnisse
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