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laMbuch der Architektur.

II. Theil.

Baustile.

We

»In allen Künden und Wiffenfchaften, die fich nicht blofs auf einen
Theil ihres Gegenstandes befchränken, fondern denfelben erfchöpfend be-
handeln, hat eine jede alles das zu erforfchen, was zu ihrem Gegenftand gehört.

. . . Denn es ift ein Ding der Unmöglichkeit, oder doch höchft fchwie-
rig, ein gründlicher Beurtheiler deffen zu werden, was man nicht felbft. ge-
trieben hat.«

Arifloieks. Politik. LH. IV. Cap. I. u. LH. VIII. Cap. VI.

enn es bei der beftehenden Anzahl fchätzbarer und gediegener Werke über
»Bauftile« von Neuem unternommen wird, in Wort und Bild das Wefen und die
Entwicklung derfelben zu fchildern, fo glaubten wir dabei doch einige neue Ge-
fichtspunkte bieten zu können, wenn hauptfächlich diejenigen Momente in den
Vordergrund geftellt und betont würden, welche für den Techniker von befonderem
Werthe und Intereffe find. Es foll daher in dem Nachftehenden in erfter Linie
der Fachmann zum Fachmann fprechen; der Architekt will dem Architekten das
Wiffenswerthe darlegen, feine Beobachtungen und Studien an den Meifterwerken
der Baukunft derjenigen Epochen und Völker, welche im Culturleben der Menfchheit
eine berufene Rolle gefpielt haben, auseinanderfetzen.

Diefe durften aber nicht aus den verfchiedenen beftehenden Publicationen
allein abgeleitet werden, fondern fie mufsten fich bei den betreffenden Autoren
der Hauptfache nach auf eigene Anfchauung, Aufnahmen und Vermeffungen der
Monumente felbft gründen, oder fie mufsten mit Rücksicht auf geprüfte, mit den
Originalen verglichene Darftellungen gemacht fein, wenn eine gewiffe Unmittelbarkeit
in der Auffaffung und dem Urtheil fich kundgeben follte. — Das Auffuchen eines
naturgemäfsen, gefchichtlichen Entwickelungsganges, vergleichende Unterfuchungen
der Bauformen an Gebilden verfchiedener Cultur- und Kunftepochen follten dabei
an Stelle der fpeculativen Betrachtungen und Abftractionen oder der hypothetifchen
Syfteme treten.

Der begrenzte Rahmen, in dem fich der Inhalt des ganzen Werkes bewegen
mufs, geftattete auch hier neben den technifchen Erklärungen und hiftorifchen Dar-
ftellungen keine weitläufigen äfthetifirenden Ausholungen; die Autoren mufsten fich
einer knappen, fchlichten Darftellungsweife bequemen und geben fo in kurzen Zügen den
nothwendigen hiftorifchen Ueberblick und das technifch und künftlerifch Bedeutfame.

Die Monumentenkunde konnte unter den gegebenen Verhältniffen nicht bei
allen Stilen in erfchöpfender Weife durchgeführt werden; das Wichtige und Wefent-
liche dürfte aber nirgends verabfäumt fein.

Ueber den jetzigen Zuftand der Denkmale glaubten wir in vielen Fällen Auf-
fchlufs geben zu muffen, weil er zur Beurtheilung verfchiedener Streitfragen dienlich
fchien und auch den zur Studienreife fich rüftenden jungen Architekten orientiren
und vor Illufionen bewahren follte.

Auf die Darftellung problematifcher Reconftructionen ift grundfätzlich verzichtet,
und nur da, wo das Material zu einer Wiederherftellung in Wirklichkeit noch vor-
handen ift, wurde einigen Ergänzungen Raum gegönnt.

Handbuch der Architektur. IL i. *
 
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