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Durm, Josef
Handbuch der Architektur (Theil 2, Die Baustile ; Bd. 1): Die Baukunst der Griechen — Darmstadt, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.1160#0090
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79

Nur bei kleinen Monumenten find die Epiftylien aus einem einzigen Blocke
gehauen; bei gröfseren liegen der Breite nach 2 bis 3 neben einander. An der
unteren Fläche derfelben ift keinerlei Schmuck mehr nachweisbar; nur die ein oder
zwei feinen Linien der Zwifchenfugen kommen gegenwärtig an den Marmor-
monumenten zum Vorfchein, während bei ftuckirten oder polychromen Architekturen
auch diefe hinter dem Stucküberzug verfchwanden.

Nach dem Beifpiele römifcher Architrav-Decorationen, die ja älteren Vorbildern
nachgebildet find, dürften die unteren Flächen mit aufgemalten Heftbändern, Band-
verfchlingungen etc. geziert gewefen fein.

Die vordere Fläche, jetzt an den meiften Tempeln einfach und glatt, dürfte
urfprünglich (worauf vielfach Spuren und vereinzelte Beifpiele hindeuten) nicht fo
fchmucklos gewefen fein, wie dies vielfach angenommen wird; am allerwenigften
aber darf fie als Schmuck ausfchliefsender Theil betrachtet werden.

Der alte Tempel in Affos hatte auf der vorderen Architrav-Fläche figuren-
reiche Relief-Darftellungen; ficilianifche Terracott-Gefimfe zeigen auf derfelben fort-
laufende Ranken-Ornamente, horizontale Streifen mit Meereswogen; felbft die
Architrave des Parthenon erhielten an der Giebelfeite, wenn auch vielleicht erft in
Alexandrinifcher Zeit, ihren Metallfchmuck, die goldenen Schilde unter den Metopen
mit den Infchriften dazwifchen; die je ein Dreieck markirenden Eifenftifte an den
Architraven der Langfeiten diefes Heiligthumes, die fich fortlaufend wiederholen,
laffen noch auf weiteren Schmuck fchliefsen.

Vom Tempel in Delphi fagt Paufanias: »An den Architraven hängen
goldene Waffen: die Schilde find von den Athenern für die Schlacht von Marathon
geweiht, die Waffen auf der hinteren und auf der linken Seite von den Aetolern,
nämlich als Waffen der Galater. Ihrer Form nach kommen fie den viereckigen
perfifchen Schilden fehr nahe.« Auch am Zeus-Tempel in Olympia fah er »an dem
über den Säulen herumlaufenden äufseren Architrav 21 vergoldete Schilde, Weih-
gefchenke des Mummius.«.

Die deutfche Expedition fand von letzteren nur, aber fowohl an sMetopen-
Blöcken«, als auch an zwei Epiftyl-Bruchftücken der Oftfront, ftuckfreie Kreisflächen

47-
Schmuck..

mit Dübellöchern und Kupferlamellen und reconftruirte ein Schildfpiel unter und
zwifchen den Triglyphen diefer Giebelfeite, das fpäter zur Hälfte widerrufen wurde.
Oben ift die vordere Architrav-Fläche mit einer Abacus-Gliederung, einem vor-
ftehenden Band verziert, an dem in gewiffen Zwifchenräumen Leiftchen mit und ohne
fog. Tropfen, kleinen cylindrifchen oder kegelförmigen Körpern hängen. Jeder Triglyphe
im Fries entfpricht ein folches Leiftchen am Architrav. Das Band war gewöhnlich voll-
ftändig glatt gearbeitet und erhielt nur aufgemalten Schmuck, z. B. ein Mäander-Schema

48.

Oberer
Abfchlufs.
 
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