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Die Mitte jeder Via fällt mit der Triglyphen- und Metopen-Mitte zufammen.
Da die Viae an den meiften Monumenten unter fich gleich breit find, die Metopen
aber breiter wie die Triglyphen, fo hängen die Gröfsen der trennenden Einfchnitte
von der Differenz der Metopen- und Triglyphen-Breiten ab. — An älteren Tempeln,
z. B. an dem mit dem archaiftifchen Figurenfchmuck in Selinus, haben die Viae
über den Metopen nur die halbe Triglyphen-Breite und find mit nur 9 Tropfen
behängt.
Die einzelnen Theile der unteren Gefimsflächen, als Viae, Guttae, Saum-
ftreifen, waren mit ungebrochenen, kräftigen Farben bemalt, die fie weithin ficht-
bar von einander trennten. Die Viae hatten das ähnliche Blau, wie die Triglyphen,
die trennenden Einfchnitte fattes Roth; die Tropfen mögen vergoldet gewefen fein.
An den Propyläen zeigten die Flächen der Einfchnitte noch aufgemaltes vegetabilifches
Ornament [Penrofe hat noch Spuren davon verzeichnet); die grofsen an den Ecken
fich bildenden Schrägflächen hatten nachweisbar aufgemalte oder fculpirte An-
themien- Ornamente.
Am Parthenon war der freie Theil der lothrechten Platte, gegen welche die
Viae ftofsen, mit einem Mäander-Schema bedeckt; bei den Propyläen ift der an
deren Stelle getretene Karnies mit einer Herzlaubverzierung bemalt gewefen, deffen
Spuren noch deutlich fichtbar find. Die fchmalen, aber langen Gefimsplatten be-
rühren fich, um einen möglichft guten Fugenfchlufs zu bekommen, bei den Stofs-
flächen wieder nur in 5 bis 10cm breiten Saumfchlägen, die forgfältigft gearbeitet find,
während die umfäumten Flächen tiefer liegen. Mit den darunter liegenden Fries-
theilen waren fie durch Eifendollen verbunden, unter fich durch die bekannten eifernen
I-Klammern. Die Tropfen der Viae find für gewöhnlich mit denfelben aus einem
Stücke gearbeitet, ausnahmsweife auch befonders eingefetzt.
Einer Befonderheit ift noch zu gedenken. An den Stellen, wo Wachhalle und
Pinakothek bei den Propyläen in Athen an den Mittelbau anfchliefsen, fehlen beim
horizontal laufenden Kranzgefimfe die Viae. Erhalten ift noch die Tropfenregula der
Triglyphe über der dem Mittelbau zunächft liegenden Ante; die Triglyphe felbft ift
nicht mehr vorhanden. Das Kopfband des Architravs und der Triglyphe ift über
den glatten Mauerflächen weggeführt, und es befteht hier das noch erhaltene, oben
liegende Kranzgefimfe aus einer tief unterfchnittenen, oben durch eine Klein-
gliederung bekrönten Hängeplatte, welche in Karniesformen zur lothrechten Mauer
übergeführt ift und im rechten Winkel wiederkehrend bis zur Seitenwand des Mittel-
baues läuft. (Vgl. S. 94.) Der jetzige Zuftand des Monumentes, das Fehlen der
Gefimsftücke von der befagten Stelle ab, läfft nicht mehr erkennen, in welcher
Weife der Uebergang von der einen Gliederung in die andere vermittelt war.
Unterblieben demnach die Viae an den fchrägen Unterflächen der Hänge-
platten, fobald erftere über einen glatten Fries weggeführt wurden, fo mufften
fie auch an den Giebelhängeplatten, welche über das glatte Tympanon weggeführt
waren, entfallen.
Thatfächlich weist kein griechifches Monument Viae an den Unterfeiten der
Giebelgefimsplatten auf; diefelben beliehen vielmehr an den vorderen Flächen aus
einer glatten Platte, mit Wellenkarnies, fo wie überfallenden breiten Lappenblättern
bekrönt, und es liegt die Vorderfläche der Giebelhängeplatte in der gleichen Ebene
mit den horizontal laufenden Kranzgefimsplatten.
Die Giebelhängeplatten find ftark unterfchnitten, in leichter Bogenform nach
Die Mitte jeder Via fällt mit der Triglyphen- und Metopen-Mitte zufammen.
Da die Viae an den meiften Monumenten unter fich gleich breit find, die Metopen
aber breiter wie die Triglyphen, fo hängen die Gröfsen der trennenden Einfchnitte
von der Differenz der Metopen- und Triglyphen-Breiten ab. — An älteren Tempeln,
z. B. an dem mit dem archaiftifchen Figurenfchmuck in Selinus, haben die Viae
über den Metopen nur die halbe Triglyphen-Breite und find mit nur 9 Tropfen
behängt.
Die einzelnen Theile der unteren Gefimsflächen, als Viae, Guttae, Saum-
ftreifen, waren mit ungebrochenen, kräftigen Farben bemalt, die fie weithin ficht-
bar von einander trennten. Die Viae hatten das ähnliche Blau, wie die Triglyphen,
die trennenden Einfchnitte fattes Roth; die Tropfen mögen vergoldet gewefen fein.
An den Propyläen zeigten die Flächen der Einfchnitte noch aufgemaltes vegetabilifches
Ornament [Penrofe hat noch Spuren davon verzeichnet); die grofsen an den Ecken
fich bildenden Schrägflächen hatten nachweisbar aufgemalte oder fculpirte An-
themien- Ornamente.
Am Parthenon war der freie Theil der lothrechten Platte, gegen welche die
Viae ftofsen, mit einem Mäander-Schema bedeckt; bei den Propyläen ift der an
deren Stelle getretene Karnies mit einer Herzlaubverzierung bemalt gewefen, deffen
Spuren noch deutlich fichtbar find. Die fchmalen, aber langen Gefimsplatten be-
rühren fich, um einen möglichft guten Fugenfchlufs zu bekommen, bei den Stofs-
flächen wieder nur in 5 bis 10cm breiten Saumfchlägen, die forgfältigft gearbeitet find,
während die umfäumten Flächen tiefer liegen. Mit den darunter liegenden Fries-
theilen waren fie durch Eifendollen verbunden, unter fich durch die bekannten eifernen
I-Klammern. Die Tropfen der Viae find für gewöhnlich mit denfelben aus einem
Stücke gearbeitet, ausnahmsweife auch befonders eingefetzt.
Einer Befonderheit ift noch zu gedenken. An den Stellen, wo Wachhalle und
Pinakothek bei den Propyläen in Athen an den Mittelbau anfchliefsen, fehlen beim
horizontal laufenden Kranzgefimfe die Viae. Erhalten ift noch die Tropfenregula der
Triglyphe über der dem Mittelbau zunächft liegenden Ante; die Triglyphe felbft ift
nicht mehr vorhanden. Das Kopfband des Architravs und der Triglyphe ift über
den glatten Mauerflächen weggeführt, und es befteht hier das noch erhaltene, oben
liegende Kranzgefimfe aus einer tief unterfchnittenen, oben durch eine Klein-
gliederung bekrönten Hängeplatte, welche in Karniesformen zur lothrechten Mauer
übergeführt ift und im rechten Winkel wiederkehrend bis zur Seitenwand des Mittel-
baues läuft. (Vgl. S. 94.) Der jetzige Zuftand des Monumentes, das Fehlen der
Gefimsftücke von der befagten Stelle ab, läfft nicht mehr erkennen, in welcher
Weife der Uebergang von der einen Gliederung in die andere vermittelt war.
Unterblieben demnach die Viae an den fchrägen Unterflächen der Hänge-
platten, fobald erftere über einen glatten Fries weggeführt wurden, fo mufften
fie auch an den Giebelhängeplatten, welche über das glatte Tympanon weggeführt
waren, entfallen.
Thatfächlich weist kein griechifches Monument Viae an den Unterfeiten der
Giebelgefimsplatten auf; diefelben beliehen vielmehr an den vorderen Flächen aus
einer glatten Platte, mit Wellenkarnies, fo wie überfallenden breiten Lappenblättern
bekrönt, und es liegt die Vorderfläche der Giebelhängeplatte in der gleichen Ebene
mit den horizontal laufenden Kranzgefimsplatten.
Die Giebelhängeplatten find ftark unterfchnitten, in leichter Bogenform nach