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IOI

Das unter den Balken, über dem Thrinkos und über der Cella-Wand (vgl. Par- 63
thenon und Thefeion) hinlaufende Gefimfe war auf feiner lothrechten Fläche mit Dimenfionen
einem reichen, aufgemalten Mäander-Schema, das krönende Glied mit über- der Balken-
fallenden Blättern, der Karnies mit Herzlaub geziert. Die Balken haben an den
Echinos-Leiften Blatt-Ornamente; auf der unteren Fläche waren fie wohl mit auf-
gemaltem Bandgeflechte verziert, zu welcher Annahme Funde in Metapont be-
rechtigen.

Die Balken fitzen zum Theil in Eifendollen; mit den Zwifchenftücken find fie
durch I-Klammern verbunden. (Vgl. Parthenon.)

Am Parthenon haben die Balken eine Querfchnittsfläche von 6102 1cm, bei einer
Länge von 4,37 m und einem Auflager von ca. 60 cm Tiefe; beladet find diefelben
mit einem Gewichte von ca. 10000kS. — Hohl gearbeitete Balken find in Phiga-
leia zu verzeichnen.

o) Cella-Decken.

Von den Cella-Decken find leider keine Spuren vorhanden; kein Monument giebt 6*t-
uns mehr Auffchlufs, wie fie gewefen, aus welchem Material fie beftanden und wie
fie conftruirt waren. Das vollftändige Fehlen hierher gehöriger Structurtheile auf
den Trümmerftätten antiker Tempel läfft wohl mit Sicherheit annehmen, dafs diefe
Decken aus vergänglichem Material, die Kunde von fo vielen Tempelbränden, dafs
fie aus Holz gefertigt waren. Nicht zutreffend ift für die meiften, ja nur mittel-
grofsen Tempel der Satz: dafs der mittlere Raum der Cella feiner bedeutenden
Spannweite wegen nur mit Holz überdeckt fein konnte.

Die Mittelfchiffe der Tempel auf Aegina, Phigaleia, des Heraion in Olympia
meffen 3,27 m, 4,4i m, 3,8om; Architrave und Steinbalken von 4,46 m (Tempel C in
Selinus), 4,26 m (Parthenon), 5,43 m (Propyläen) Länge etc. kommen fowohl aus gewöhn-
lichen Kalkfteinen, als auch aus Marmor gefertigt genugfam vor. Die Möglichkeit
der Steinüberdeckung war alfo bei den angegebenen Mittelfchiffbreiten fchon vor-
handen, wenn ich auch deren Anwendung bezweifeln möchte.

Eine Stelle des Paufanias über das Heraion in Olympia giebt einige Anhalts-
punkte über die Anordnung von Decken und Dach.

Bei einer Reparatur des letzteren fand man »zwifchen den beiden Decken,
deren eine zur Zierde dient, die andere aber das Dach trägt, den Leichnam eines
Schwerbewaffneten«. Es geht daraus hervor, dafs eine horizontal lagernde Zierdecke
den Cella-Raum nach oben abfchlofs und ein leerer Raum zwifchen diefer und dem
Satteldach fich befand. Für die Conftruction der gefchloffenen Zierdecke dürften
wohl zunächft Querbalken in gewiffen Zwifchenweiten aufgelegt gewefen fein, die
von darauf liegenden Langbalken im rechten Winkel durchkreuzt wurden, deren
Zwifchenräume wieder durch eingelegte Wechfel in Felder abgetheilt und nach oben
mittels Brettgetäfel gefchloffen waren.

Bekleidungen mittels Terracotten, welche die Balken kaftenartig von drei Seiten
umgaben und in reichem Farbenfchmuck prangten, deren Unterflächen mit Band-
verfchlingungen geziert waren, Bekleidungen mit Edelmetallblechen und Malereien
mögen die Wirkung des Prächtigen bei diefen Zierdecken hervorgerufen haben.
Paufanias erwähnt in Athen »Kapellen mit vergoldeten Decken, mit Alabafter und
Gemälden gefchmückt«; Holzbalken und Kalymmatien werden in der Diadochen-Zeit
ganz vergoldet, mit Elfenbein und mufivifcher Arbeit ausgeziert, angegeben.

Handbuch der Architektur. II. i. ö
 
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