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ift in drei Schiffe getheilt, die durch 2 Reihen Pfeiler gebildet find, deren Kapitelle an die der milefifchen
Pilafler erinnern. Die Pfeiler haben diefelben auf Plinthen ruhenden Bafen, wie die Säulen; die Schäfte
der erfteren verjüngen fich von der Bafis bis zum Kapitell. Die Umfaffiingsmauern find innen und aufsen
durch Pilafler belebt. Auf jeder Schmalfeite zieren den Bau vierfäulige Hallen, deren Säulenbafen auf vier-
eckigen Plinthen flehen.

Der Schaft ift mäfsig verjüngt, aus einzelnen Tambours conftruirt, von 24 Hohlftieifen umgeben
und etwa 973-mal fo hoch, als der untere Durchmeffer. Die Voluten find nicht fehr grofs und durch eine
gerade Leifte mit einander verbunden, die Polfter find mit freiem Ranken-Ornament bedeckt. (Vergl. die
Abb. auf S. 171.)

Der Architrav ift aufsen dreitheilig, innen nur zweitheilig und niedriger, an der unteren Seite mit
einer vertieften Füllung verfehen; der Fries ift aufserordentlich niedrig, das Kranzgefimfe hat Zahnfchnitte.

20) Der Kybele-Tempel in Sardes, mit Berufung auf Herodot (Terps. 102) von Prolzefch
und Braun fo genannt. Durch Brand und Erdbeben zerfrört, ftanden 1750 noch 6 Marmorfäulen, zu
Anfang des Jahrhunderts noch 3, und heute flehen nur noch 2, zur Hälfte vom Erdreich verfchüttet. Was
von den Werkflücken der Wände , Gebälke und Saiden auf dem Boden liegt und was der Bo'den noch
birgt, wird nach Bedarf von Einheimifchen und Eifenbahnen bauenden Europäern zu baulichen Zwecken geholt.

Der Tempel gehörte jedenfalls zu den gröfseren des Alterthums, wie feine Säulenfchäfte von durch-
fchnittlich 2m Durchmeffer beweifen; diefelben hatten wohl eine Höhe von 18m, kamen alfo denen des
Artemifion in Ephefos ungefähr gleich. Sie waren aus ungleich grofsen, erft rauh vorgerichteten Tambours
aufgefchichtet, die in der Mitte ein Wolfloch hatten , gegen die Ränder forgfältigfl gefchliffen und durch
kreuzweife gefetzte Eifendollen mit einander verbunden waren. An den Kapitell-Stücken find die Canneluren
vorgerichtet; zwifchen den Voluten entwickelt fich von einer Rofe aus ein leichtes Ranken-Ornament; die
Polfter bedecken Schuppen und aufgerichtete Palmetten. Das Voluten-Auge hat eine Vertiefung zur Auf-
nahme von Metallfchmuck. (Vergl. die Abb. auf S. 173 u. 174.)

21) Der Tempel der Aphrodite in Aphrodifias war auf dreiftufigem Unterbau ein Pfeudo-
dipteros von 8 : 15 Säulen, an einer Schmalfeite ein Pfeudotripteros. Die Abmeffungen betrugen an der
unterflen Stylobat-Stufe 22 auf 49m.

Die Säulen ftanden auf Plinthen; der Architrav war dreifach abgeplattet, der Fries glatt, das
Gefimfe mit Zahnfchnitten verfehen. Der Stil des Monumentes ift von einer folchen Reinheit, dafs es mit
den fchönften des Alterthumes auf eine Stufe geftellt werden kann. Ueber die Zeit der Gründung ift
nichts bekannt. Einige der Säulen wurden als Gefchenke von Bürgern gegeben , welche auf einer an der
Säule angebrachten Tafel ihre Namen und den Anlafs des Gefchenkes auffchreiben durften. Der rechteckig
geftaltete Tempelbezirk war von einer Mauer umfchloffen, welche mit gekuppelten korinthifchen Säulen, die
abwechfelnd einen Kreisfegment-Giebel oder Dreiecksgiebel trugen, belebt und durch Nifchen unterbrochen war.

22) Der Zeus-Tempel in Aizani (Aizanoi) in Phrygien, von alten Schriftftellern kaum ge-
nannt, war bis 1825 gänzlich verfchollen. Ein englifcher Reifender brachte die erfte Nachricht von der
Exiflenz diefer prächtigen Marmorruinen, die wohl aus der Zeit des Endes der afiatifchen Monarchien oder
des Beginnes der römifchen Herrfchaft datiren. Infchriften aus dem zweiten Jahrhundert chriftlicher Zeit-
rechnung, die dort gefunden wurden, liefsen zwar auf eine fpätere Zeit fchliefsen; aber es ift in der Archi-
tektur noch zu viel Schönes, als dafs auf eine fo fpäte Zeit der Erbauung gefchloffen werden könnte. Der
Tempel war auf fiebenftufigem Unterbau ein Peripteros von 8 : 15 Säulen; das Intercolumnium betrug
2,53m von Axe zu Axe, der Abftand der Säulen von der Cella-Mauer 4,66m, die Abmeffungen am Stylobat
-j6,9m zu 21,9m. Die monolithen Marmorfäulen hatten einen Durchmeffer von 0,t)7 und 0,873 m bei einer
Höhe von 8,52 m; die Kapitell-Höhe betrug 0,37 m, die Bafishöhe (einfchl. Plinthe) 0,64m.

Die Voluten find etwas klein und durch ein gerades Band zufammengehalten. In den Canneluren-
Schliiffen fitzen eigenthümlicher Weife oben kleine Vafen. Die Säulen-Kapitelle zwifchen den Anten haben
unter den Voluten mit Akanfhos gefchmückte Kelchanfätze; die Anten-Kapitelle haben ähnlichen Schmuck.
Die Cella-Wände find unten mit Friesbändern geziert und oben durch einen reichen Blätterfries abge-
fchloffen. Der Architrav ift dreifach abgeplattet; die Abplattungen deffelben find durch Perlftäbe ver-
bunden , und oben ift er mit reich attsgemeifselten Eierftäben und Palmetten geziert; der Architrav ift nach
Innen niedriger gehalten, einfacher und nur zweimal abgeplattet. Der Fries hat lothrecht auffteigendes
Pfeifen-Ornament, das Kranzgefimfe Zahnfchnitte und kleine Confolen darüber. Unter der Cella befindet
fich ein halbkreisförmig überwölbtes, durch eine Treppe zugängliches Gemach von 16m und 9m Seiten-
länge, das zum Aufbewahren von Tempelfchätzen dienen mochte.

Von Wichtigkeit ift noch die Tempelterraffe, welche der Hauptfache nach noch erhalten ift und im
Alereck 146,4 auf 162,9m mafs. Sie war an der einen Seite durch eine 30m breite Freitreppe unter-
 
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