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Frauen (vgl. Athen); die Wände im Inneren fchmückten hiftorifche Gemälde (vgl.
Athen, Olympia etc.); die Stoa mit folchen Bildern wurde »Bunte« (Poikile, tiomiKt])
genannt.

Eine der prächtigften mag die in Sparta unter dem Namen »perfifche Halle«
bekannte gewefen fein, »die von der medifchen Beute erbaut und im Verlaufe der
Zeit vergröfsert und verfchönert wurde; auf ihren Säulen ftanden Perfer von weifsem
Marmor, unter ihnen das Standbild des Mardonios.

Die Länge diefer Hallen war wohl meift bedeutend, wie die Subftructionen
der Stoa des Eumenes zwifchen Theater und Odeion am Südabhange der Akropole
in Athen, wie die der Stoa des Attalos in der Tiefftadt nördlich der Akropole be-
weifen. Letztere war über 100™ lang; erftere hatte beinahe die doppelte Länge.
Verlangten diefe meift dorifchen Hallen mit ihren koloffalen Horizontalen nicht auch
oder in noch höherem Mafse, wie bei den meift kleinen Tempeln, jene dem Auge
fchmeichelnden Curven? — Schade, dafs darüber nichts bekannt geworden, dafs
für diefe Bauten nicht auch die Scamilli impares empfohlen waren; feftzuft eilen
wären fie gewifs eben fo gut gewefen, wie am Parthenon und Thefeion, da die
Ausführung hier wahrfcheinlich noch weniger forgfältig war.

Von all diefen Herrlichkeiten ift nicht mehr viel erhalten; etwas Fundament-
und Stockgemäuer, zerftreut liegende ornamentale Fragmente, Fries- und Gefims-
ftücke oder auch nur fchriftliche Notizen, ift Alles, was auf uns gekommen ift.

b) Buleuterion und Prytaneion.

Eben fo wenige Anhaltspunkte haben wir für die Geftaltung der der Staats-
verwaltung dienenden Rath- und Amtshäufer (ßovl.BvrrjQiOV und n^vravelov). Vitruv prytaneion.
bedenkt das Rathhaus (curia) nur mit einigen wenigen Worten; er unterfcheidet
nicht griechifch von römifch; er fagt nur, es folle ganz befonders der Würde der
Stadt oder des Freiftaates entfprechend erbaut fein, und giebt für den Sprechfaal
einige Rathfchläge über Akuftik.

Paufanias begnügt fich mit der Erwähnung derfelben an diefem oder jenem
Ort (vgl. Elis, Sparta, Athen etc.). Von dem Rathhaufe in Sparta führt er an,
dafs es neben anderen obrigkeitlichen Gebäuden auf dem Marktplatz geftanden
habe und dafs die Gerufia, der Rath der Alten, fich darin verfammelte, während
er bei der Befchreibung Athens nur angiebt, dafs nahe beim Rathhaus der Fünf-
hundert (durch das Loos gewählte Bürger, welche 35 oder 36 Tage lang zu je
50 Mann die öffentlichen Angelegenheiten verwalteten und die vorberathende Be-
hörde für die Volksverfammlung bildeten) das fog. Rundgebäude fei, in dem die
Prytanen opferten. Ueber das Rathhaus in Elis ift bei den Gymnafien (Art. 195,
S. 230), über das in Megalopolis bei den Märkten (Art. 198, S. 233) die bezüg-
liche Stelle bereits angeführt worden. Ueber das Prytaneion berichtet Paufanias,
dafs es in Olympia innerhalb der Altis gelegen habe, dafs vor deffen Thür ein
Artemis-Altar und in deffen innerem Gemach ein Herd ftehe, auf dem das Feuer
Tag und Nacht ununterbrochen brenne.

Das Prytaneion war urfprünglich in jeder griechifchen Stadt das Haus des
nQvravic,, des oberften Beamten, in dem fich das Heiligthum der Heftia, der heilige
Staatsherd befand. Von hier nahmen die Coloniften das heilige Feuer in die neue
Anfiedelung mit, zum Zeichen fortdauernder Verbindung. In Athen, nördlich unter

200.

Buleuterion u.
 
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