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Major, Emil [Hrsg.]; Öffentliche Kunstsammlung Basel [Hrsg.]; Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 11): Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der öffentlichen Kunstsammlung zu Basel — Straßburg, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.21231#0017
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1. Das Schweißtuch Christi. H. 180 mm. B.

123 mm.

Farben: braun, hellbraun, weinrot, blau, zinnober,
gelbgrün, hellgelb, gold (z. T. abgefallen und ganz oxy-
diert).

Abgelöst aus einem Manuskript von 1436 der Univ.
Bibl. Bas.

Das längliche Antlitz Christi, hinter dem der Lilien-
kreuznimbus erscheint, hat groß geöffnete Augen. Ueber
die Stirn ziehen sich drei Querfalten, während sonst die
Vertikale streng betont ist. Was besonders auffällt, ist
die starke Stilisierung, die im Haupt- und Barthaar sich
ausdrückt. Wulstartig gedreht läuft das Haar abwärts, um
in gelockte Enden sich zurückzubiegen, das lange Haupt-
haar sowohl als der Schnurrbart und der nach beiden
Seiten sich teilende und spitz zulaufende Bart. Das außen
weiße und inwendig blaue Schweißtuch, welches sich in
ziemlich symmetrische Falten legt, hebt sich von einem
mit Streifen und Rauten gemusterten Teppich ab; das
Ganze wird von einer aus Akanthusblättern und kleinen
Rosen sich zusammensetzenden Guirlande eingefaßt.

Das Christusantlitz ist wirklich groß und edel aufge-
faßt und bemerkenswert durch die erhabene Ruhe, die
von ihm ausgeht und die der Meister durch Symmetrie
und strengste Stilisierung erreicht hat.

Das Blatt ist mit zwei Holzstöcken gedruckt. Einer
enthielt lediglich die Blumenumrahmung, der andere das
Schweißtuch mit einfacher Rahmeneinfassimg (H. 107 mm).
Nach dem Druck radierte der Briefmaler die beiden obe-
ren Randlinien weg, füllte die leere Fläche oben und
unten durch das mit schwarzer Tusche eingezeichnete
Teppichmuster aus und färbte sie weinrot.

Entstanden um die Mitte des 15. Jahrhunderts am
Oberrhein.

2. Christus am Kreuz. H. 196 mm. B. 133 mm.

Farben : lackrot, zinnober, dunkel-graublau, rosa, gelb,
dunkelgrün, gelbgrün.

Das Blatt stammt aus einem Werke des Petrus His-
panus, einem Druck von 1486.

Christus, über und über mit Blut bedeckt, hängt am
Kreuze, dem das Blut entlang läuft. Er hat langes Haar
und einen Wangenbart. Ueber seinem mit der Dornen-
krone bedeckten Kopfe, den der Kreuzscheibennimbus
umfängt, befindet sich der Zettel mit • in • t • i • Zwei
Engel, deren Leib in einen Vogelschwanz endigt, fangen
das Blut in goldenen Kelchen auf, wobei der Engel links
für die Hand- und die Seitenwunde je einen Kelch hält.
Die Gefäße haben die Gestalt des einfachen gotischen
Kelches : Cupa und Basis von annähernd gleicher Höhe,
runde Basis, trichterförmige Cupa, Nodus aus Kugeln ge-
bildet. Links steht Johannes mit Maria und Magdalena,
rechts der Hauptmann, der auf Christus deutet und dessen
Ausruf auf einer über ihm schwebenden Bandrolle zu
lesen ist: Itcrc • fflibji • bei • eft • Neben dem Hauptmann,
der einen vergoldeten Schuppenpanzer trägt, steht ein
Mann mit einem Streithammer und trichterförmigem Eisen-
hut, und hinter ihm erblickt man zwei Soldaten mit eirun-
der Eisenkappe samt Ohrenschutz, von denen der eine
mit einem Stahlpanzer und weichen Lederstiefeln bekleidet
ist. Einer führt auch eine Fahne mit Wimpel, auf der ein
Judenhut abgebildet ist; es soll also eine jüdische Fahne
vorstellen. Am Fuß des Kreuzes liegt ein Totenschädel
samt Knochen; vier Pflanzenbüschel (Farnkraut, Klee,
Wegerich) schließen die Darstellung unten ab.

Unter dem Bilde ist mit Tinte geschrieben: yco' e
ppa ^babilis, was aufzulösen ist in: yconomus (= oecono-
mus) est papa probabilis. Die auf den Kreuzestod Christi
und auf das Amt seines Stellvertreters sich beziehenden

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