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Major, Emil [Editor]; Öffentliche Kunstsammlung Basel [Editor]; Heitz, Paul [Editor]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 11): Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der öffentlichen Kunstsammlung zu Basel — Straßburg, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.21231#0018
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Worte müssen demnach übersetzt werden in: der Papst
ist der anerkannte Statthalter.

An den Figuren fällt die ordentliche Körperbildung,
wie bei dem Manne mit dem Streithammer, und die gute
Gesichtsbildung, wie sie Magdalena aufweist, auf; die
Gewänder zeichnen sich durch weichen Fluß aus.

Um 1460-1480 dürfte der Holzschnitt und zwar in
Burgund entstanden sein.

3. Christus am Kreuz mit den beiden
Schachern. H. 355 (?) mm. B. 265 mm.

Das Blatt, welches stark zerstört ist, hat als Wasser-
zeichen den Stierkopf mit Kreuz und ist auf altes Papier
mit dem Bernerbär als Wasserzeichen aufgeklebt.

Farben: hellbraun, ockergelb, gelbbraun, spangrün,
lackrot, rosa, schwarzgrau, mennig.

Das Kreuz, an dem Christus hängt, steht, in einen
Felsen gesteckt, in der Mitte. Am Fuße kniet Maria Mag-
dalena und umarmt den Kreuzesstamm. Auf der linken
Seite sieht man das Kreuz mit dem guten, eine kurze
Lendenhose tragenden Schacher, auf der rechten das mit
dem bösen, von dem eine Holzkeule an einem Riemen
herabhängt. Eine Gruppe von Soldaten, bei denen der
Hauptmann, stehen links. Dieser und ein Soldat stoßen
Christo die Lanze in die Seite ; einer ist mit gotischem
Harnisch (Grätenstückpanzer, geschobenen Bauchreifen
mit Schößen) bedeckt und hat auf dem Kopf die Salade,
an den Händen Eisenfäuste, ein anderer hält eine Juden-
fahne mit hebräischen Buchstaben. Rechts gewahrt man
zwei Soldaten, den einen mit der Stange, an welcher der
Schwamm steckt, den anderen mit dem Essigeimer. Hinter
ihnen erscheint ein Jude, über dessen Kopf eine Band-
rolle sich entfaltet, auf welche später mit Tinte geschrie-
ben wurde: Eyo sum de iudea in ethiopia; weiter hinten
wird eine zweite jüdische Fahne sichtbar. Im Vordergrund
links befinden sich die hl. Frauen und Johannes, rechts
die um den Rock würfelnden Soldaten. — Interessant ist
der Versuch des Künstlers, Leben in diese Soldateska zu
bringen: Da sitzt der eine mit Turbanhut stolz da, die
rechte Faust in die Seite gestemmt, sein Gegenüber hebt
den einen Fuß und zeigt so Besohlung und Nagelwerk
des Schuhes, ein dritter weiter hinten, der sich auf das
linke Knie niedergelassen hat, schaut voller Aufmerksam-
keit zu, den Ellbogen auf dem anderen Knie und den
Zeigefinger im Munde.

Um 1470 am Oberrhein entstanden.

4. Christus am Kreuz. H. 417 mm. B. 268 mm.

Unkoloriert; in zwei Exemplaren, wovon das eine
beschnitten ist, vorhanden. Wie die übrigen uns bekannten
Abdrücke, so sind auch diese erst in späterer Zeit, wohl
im 17. Jahrhundert, vermittelst des Originalholzstocks her-
gestellt worden, was sich u. a. aus den mitabgedruckten
Wurmlöchern ergibt.

Christus mit Dornenkrone und Kreuzscheibennimbus
j hängt an dem auf grasigem Boden sich erhebenden Kreuze,
an dem der Zettel mit • i • tl • t • i • befestigt ist; er hat
langes Haar und gestutzten Bart, aber keinen Lippenbart.
Ueber dem Kreuzesbalken schwebt links die Sonne und
rechts der Mond. Zwei Engel, als Halbfiguren aus Wol-
ken kommend, fangen in Kelchen (mit runder Cupa, Nodus
und schon ziemlich hohem Fuß) das Blut auf; der linke
hat zwei Kelche, deren einen er an die Seitenwunde hält.
Den Kreuzesstamm umfaßt die knieende Maria Magdalena,
j die zum Erlöser aufblickt, links steht betend Maria, rechts
mit gefaltenen Händen Johannes, alle drei Heilige mit
großem, gerandetem Scheibennimbus. — Unten bemerkt
man die Künstlersignatur rtauö und daneben das Wappen
von Augsburg. Eine doppelte Einfassung umgibt das
! Ganze.

Die Zeichnung beschränkt sich fast nur auf die Kon-
turen, die wenigen Schatten sind mit weit voneinander
abstehenden Strichen gegeben, alles deutet darauf hin,
daß der Zeichner dem Briefmaler nicht vorarbeiten wollte.

j Ebenso ist das Blut aus den Handwunden und der Seiten-
wunde Christi nicht angegeben; auch hier sollte später
das Zinnober des Malers in Wirkung treten.

Als Zeichner des Bildes ist Claus Wolf Strigel, Maler

; und Bildschnitzer von Augsburg (f vor 1495) anzusehen;
die Entstehungszeit liegt im letzten Viertel des 15. Jahr-
hunderts.

5. Beweinung Christi. H. 157 (?) mm. B. 110 (?)

j mm.

Farben: gelb, lackrot, dunkelgrün, zinnober, matt-
rosa, dunkelbraun, gelbbraun, schwache Spuren von blau-
grau.

Das Blatt ist abgewaschen ; die Farben sind nur zum
geringsten Teile erhalten. Das Papier ist auf allen vier
I Seiten stark beschädigt und abgerissen; auch in der Mitte
fehlen zwei kleinere Stücke.

Am Fuß des Kreuzes, von dessen Querbalken die

Marterwerkzeuge — hier sieht man noch die Geißel _

herabhängen und an welches die Lanze angelehnt zu
sein scheint, kniet Maria, den Kopf stark gebeugt und
i die Hände über der Brust gefaltet, und blickt auf den
: vor ihr liegenden Christus; in ihrer Brust glaubt man ein
Schwert stecken zu sehen. Links und rechts vom Kreuze
schwebt auf stilisierten Wolken die Halbfigur je eines an-
betenden Engels. Christus hat lange Haarlocken und einen
Wangenbart; um seinen Kopf zieht sich der Kreuzschei-
bennimbus. Neben ihm kniet eine kleine männliche Figur,
die Hände anbetend erhoben; durch den Hals geht ihr
ein Messer.

In der Mitte unten sieht man, von zwei Löwen ge-
halten, einen gevierten Schild mit folgenden Wappen:
1. Straßburg (in Weiß ein roter Schrägrechtsbalken), 2.
 
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