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Heitz, Paul [Hrsg.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 2): Einzel-Holzschnitte des fünfzehnten Jahrhunderts in der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek München / — Straßburg: J.H.Ed. Heitz (Heitz & Mündel), 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.61935#0016
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Eine Anzahl der Bilder war direkt an diese dickere Um-
rahmungslinie angesetzt. Im Innern des Tableaus waren
die Bilder mit gleichmäßigen dünnen Randlinien ge-
schnitten. Wie viele der Heiligenbildchen auf dem ganzen
Blatte angebracht waren, können wir nicht mit Bestimmt-
heit sagen. Von den in der untersten Reihe befindlichen
kennen wir drei, so daß unten mindestens vier gewesen
sind, da uns noch das linke Eckbild fehlt. Von den
Bildern der rechten Seite haben wir zwei, von denen der
linken Seite und des oberen Randes gar keines. Von
Mittelbildern (wenn nicht einzelne durch Wegschneiden
des dicken Randes aus Randbildern dazu geworden sind)
haben wir 10, und eine Anzahl wird uns fehlen. Stellen
wir uns hiezu entsprechend viele Randbilder vor, so er-
gibt sich, daß der ganze Bogen ziemlich groß gewesen
sein muß: bei 5:5 Randbildern ergeben sich erst 9
Mittelbilder; erst bei 5:6 Randbildern sind 12 Mittel-
bilder vorhanden. Somit müßte das Ganze mindestens 30
Heiligenbilder umfaßt haben. Von den Mittelbildern sind
uns vier in der ursprünglichen Form erhalten, die vier
Bildchen, die unter der erwähnten Nr. 36 in Band I dieser
Einzel-Holzschnitte wiedergegeben sind. Trotz der starken
Uebermalung jener Bildchen ist sicher, daß der dortige
linke untere Holzschnitt, die hl. Dorothea darstellend,
der gleiche ist, wie jener, von welchem ein Exemplar auf
Bl. 240v unseres Clm. 19 802 heller bemalt sich findet
(unten Nr. 30). An jenen 4 Bildchen auf einem Blatt
erkennen wir, in welchen Abständen voneinander die
einzelnen Darstellungen angebracht waren. Ein Teil eines
Wasserzeichens ist unten bei Nr. 24 sichtbar.
Die Bildchen sind recht unbeholfen gezeichnet; be-
sonders der Raum ist meistens sehr ungeschickt ausge-
nützt. Sie dürften (vgL Bd. I, Text zu Nr. 36) ungefähr
1470—1480 zu Augsburg entstanden sein.
2. Die Anbetung der hl. drei Könige.
Rechts sitzt vor dem Stall Maria, das Kind auf dem
Schoß haltend. Links vorn kniet der erste König, dessen
Krone am Boden liegt, und reicht dem Kind ein Kästchen
dar, nach welchem das Kind den Arm ausstreckt. Da-
hinter stehen die beiden anderen Könige, beide in ihrer
rechten Hand je ein Gefäß haltend; jener in der Mitte
erhebt seine linke Hand. Rechts, links und oben Doppel-
rand, unten einfacher Rand. 71 : 62.
Schreiber 2885 (109 a).
Bemalung: braunrot, mennig, grün, gelb, blau, hell-
blau, gold. Die Ränder der Heiligenscheine und die Krone
der Maria sind mit der Feder gezogen.
Schwarzer Druck; schwacher Abdruck.
Der Holzschnitt ist eingeklebt in dem aus der Bib-
liothek Hartmann Schedels stammenden Inkunabelband
Inc. c. a. 1368s in 2° auf der Rückseite des 2. Vorsetz-

blattes. Ueber diesen Band habe ich nähere Angaben
gemacht in meinen Einzel-Holzschnitten Bd. I bei der Be-
schreibung von Nr. 29 und in meinen Teigdrucken bei
der Beschreibung von Nr. 1. Das Bildchen ist wohl ein
schlechter Nachschnitt eines besseren Vorbildes. Wahr-
scheinlich gehört es zu einer Serie. Schreiber hat auf
dessen nahe Beziehungen zu dem bei ihm unter Nr. 109
beschriebenen Bildchen hingewiesen. Es wird gegen 1470
in Franken hergestellt worden sein.
3. Jesus vor Kaiphas. Rechts sitzt auf einem
Stuhl mit hoher Lehne der Hohepriester in faltigem Ge-
wand mit langem Bart, auf dem Haupt die Mitra; seinen
rechten Arm stützt er aufs Knie, die linke Hand hebt er
empor. Vor ihm steht Christus in langem Gewand, die
Hände gebunden und eine Binde vor den Augen. Hinter
ihm stehen vier Kriegsknechte, von denen jedoch nur der
auf der linken Seite völlig zu sehen ist. Er scheint die
Hände an die Augenbinde Christi zu legen. Die untere
Randlinie ist dicker als die drei übrigen; über der oberen
Linie erscheinen Spuren einer zweiten. Die linke Ecke
des Papiers ist abgerissen. 132 : 88.
Schreiber 2887 (234a).
Bemalung: grün, gelb, rotbraunlack, schwarz.
Graubrauner Druck; undeutlicher Abdruck.
Dieser durch die Bemalung leider teilweise unkennt-
lich gewordene Holzschnitt findet sich eingeklebt auf der
Innenseite des Vorderdeckels des aus dem alten Franzis-
kanerkloster zu München stammenden Cod. lat. 9083.
Handschrift (1518 geschrieben) und Einband (16. Jahr-
hundert) bieten keinen Anhaltspunkt für die (von Schrei-
ber nicht gegebene) Bestimmung von Herkunft und Alter
des Holzschnitts, der durch seine Strichführung nicht un-
interessant ist. Das Blatt dürfte am Oberrhein 1450 bis
1460 entstanden sein. Der dicke untere Rand und die
Reste des zweiten oberen erwecken die Vermutung, daß
das Bild einen Teil eines größeren Holzschnitts mit noch
mehr Darstellungen gebildet hat.
4. Christus am Kreuz mit Maria und Jo-
hannes. Der Heiland hängt an einem sehr langen Kreuz,
die Dornenkrone auf dem Haupt, mit dem Lendentuch
bekleidet; der Heiligenschein ist mit einem geschweiften
Kreuz belegt. Links steht Maria in langem Gewand mit
Kapuze, das Haupt senkend, ihre rechte Hand erhebend
und anscheinend ein Tuch gegen den Mund führend.
Rechts steht Johannes, emporblickend, in langem Gewand
mit übergeworfenem Mantel, mit seiner rechten Hand ein
Buch haltend, die linke am Gürtel. Die Darstellung ist
von einer starken Randlinie umgeben, deren untere Linie
fehlt, da jener Teil des Papieres leider weggerissen ist.
Links erscheint eine zweite Linie, die ebenso stark ist
wie die Randlinie. Rechts sind neben einer linken und

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