Franziskanerklosters zu Ingolstadt. Es ist nicht unwahr-
scheinlich, daß der dem Ende des 15. Jahrhunderts an-
gehörige, schön gepreßte Lederband gleichzeitig seinen
Innenschmuck durch die Holzschnitte ebendort empfangen
hat (vgl. unten bei Nr. 33). Den Entstehungsort des
Kelterbildes möchte ich nach dem Dialekte der Texte
auf den Spruchbändern auf fränkisch-schwäbischem Grenz-
gebiet suchen. Als'Zeit der Entstehung darf ungefähr 1470
angenommen werden.
17. Madonna in der Glorie auf dem Halb-
mond. Die Madonna, mit wallendem Mantel über dem
langen Untergewand, eine Krone und einfachen Heiligen-
schein auf dem Haupt, steht etwas nach rechts gewendet
da, auf ihrem linken Arm das Jesuskind haltend, welches
mit dem rechten Händchen nach ihrem Gesichte greift;
es trägt strahlenbelegten Nimbus. Hinter Maria ein ge-
zackter Strahlenkranz mit ovalem, doppellinigem Mittel-
teil. Maria steht auf dem Halbmond, der mit nach unten
gerichtetem Gesicht gezeichnet ist. Ueber den Holzschnitt
hat, auf dessen Papier, eine Hand des 15. Jahrhunderts
geschrieben: Beata virgo Maria, ora pro me. Einfacher
Rand. 139 : 79.
Schreiber 2917 (1089 a).
Bemalung: grün, dunkelgelb, karmoisin, rosa, grau-
braun.
Schwarzer Druck.
Ist eingeklebt auf der Innenseite des Vorderdeckels
des Cod. lat. 12 666, welcher aus dem Kloster Ranshofen
am Inn stammt. Während die Pergamenthandschrift dem
14. Jahrhundert angehört, entstammt der Einband der
zweiten Hälfte des 15. Auf der Innenseite des Rück-
deckels findet sich der unten als Nr. 37 wiedergegebene
Holzschnitt der hl. Katharina eingeklebt. Beide Holz-
schnitte sind zweifellos von dem gleichen Holzschneider
gearbeitet und werden wohl 1460—1470 in Bayern oder
Salzburg hergestellt sein. Vgl. auch unten bei Nr. 25
und 38. Das Madonnenbild dürfte in Beziehung zu dem
bei Pfeiffer, Einzel-Formschnitte des 15. Jahrhunderts in
der K. Bibliothek Bamberg I, 19 abgebildeten Blatt stehen.
18. Hl. Afra. Die Heilige in faltigem Gewand,
auf dem Haupt Heiligenschein und eine Krone, von der
hinten ein Schleier herabfällt, umklammert, etwas nach
rechts gewendet, mit ihrem linken Arm eine Säule. Zu
ihren Füßen flammt ein Feuer. Am Gewand einfache
Schraffierung. Mäßig starke Randlinien. 60 : 42.
Schreiber 2919 (1177 a).
Bemalung: grün, gelb, karmoisinlack, hellbraun.
Schwarzer Druck.
Eingeklebt in dem oben bei Nr. 1 beschriebenen
Tegernseer Cod. lat. 19802 auf Bl. 249 und zwar zu
Gebeten an die hl. Afra und ihre Genossinnen. Es ge-
hört zu der bei der Beschreibung von Nr. 1 festgestellten
auf einem Blatt vereinigten Bilderfolge. Nicht genug da-
mit, daß das Bildchen als Schmuck der Handschrift ein-
geklebt wurde, erfolgte noch eine weitere Verzierung um
das eingeklebte Bild herum durch den Abdruck von vier
verschiedenen ornamentalen Stempeln mit schwarzer Farbe,
zwei Rosettenmustern, einem Lilien- und einem Ranken-
muster. Und zwar sind es Abdrücke von Buchbinder-
stempeln, die sonst zur vertieften Lederpressung Verwen-
dung fanden. Diese Stempel gehörten zweifellos der
Buchbinderei des Klosters Tegernsee, da man sie auf
Tegernseer Einbänden findet. Den Stempel mit dem
Lilienmotiv z. B. konnte ich feststellen auf dem Rück-
deckel von Cod. lat. 19840 und auf den Deckeln von
L. impr. membr. 3 in 8°, zwei aus Tegernsee stammen-
den Bänden. Der eine Rosettenstempel kam mir auf dem
ebenfalls zur Tegernseer Bibliothek gehörigen Cod. lat.
19 908 zu Gesicht. Es scheint, daß das Einkleben der
Holzschnitte in der Buchbinderwerkstätte des Klosters
vorgenommen wurde, und da dort gerade die Leder-
stempel zur Hand lagen, drückte der Einklebende sie
auch einmal auf dem Papier des Gebetbüchleins ab,
wobei er besonders durch das Lilienmotiv um den allzu
nüchternen Holzschnitt gar keine üble Wirkung erzielte.
Mich wundert, daß er es nicht noch an andern Stellen
getan hat.
19. Hl. Agnes mit dem Jesuskind. Links
liegt ein Faß; davor steht rechts, nur mit einem Lenden-
tuch bekleidet, das Jesuskind, auf dem Haupt einen Nim-
bus, der mit einem geschweiften Kreuz belegt ist. Das
Kind scheint in dem Fasse Trauben zu pressen. Rechts
steht in langem, in die Taille geschnittenem Gewände
die hl. Agnes, mit lang herabwallenden Haaren, eine
Krone und einfachen Nimbus auf dem Haupt; sie scheint
das Faß zu schütteln. Vor ihr am Boden liegt ein kleines
Lamm und links davon anscheinend ein Schleier. Links
und unten ist eine weit dickere Randlinie zu bemerken
als an den beiden übrigen Seiten, und diese dickere
Linie läuft nach oben und nach rechts bis zum Papier-
rand weiter. Es scheint demnach nur ein Bruchstück eines
Blattes mit weiterem bildlichem oder textlichem Inhalt
vorzuliegen. Der Holzschnitt ist leider sehr schlecht er-
halten. 92: 99.
Schreiber 2921 (1180 a).
Bemalung: grün, gelb, gelblichbraun, ziegelrot, rosa,
blau, grau.
Grauschwarzer Druck.
Das ikonographisch interessante, aber schlecht ge-
schnittene Bild ist eingeklebt auf der Innenseite des
Rückdeckels des aus dem Kloster Andechs stammenden
Cod. lat. 3131, eines Sammelbandes, welcher großenteils
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scheinlich, daß der dem Ende des 15. Jahrhunderts an-
gehörige, schön gepreßte Lederband gleichzeitig seinen
Innenschmuck durch die Holzschnitte ebendort empfangen
hat (vgl. unten bei Nr. 33). Den Entstehungsort des
Kelterbildes möchte ich nach dem Dialekte der Texte
auf den Spruchbändern auf fränkisch-schwäbischem Grenz-
gebiet suchen. Als'Zeit der Entstehung darf ungefähr 1470
angenommen werden.
17. Madonna in der Glorie auf dem Halb-
mond. Die Madonna, mit wallendem Mantel über dem
langen Untergewand, eine Krone und einfachen Heiligen-
schein auf dem Haupt, steht etwas nach rechts gewendet
da, auf ihrem linken Arm das Jesuskind haltend, welches
mit dem rechten Händchen nach ihrem Gesichte greift;
es trägt strahlenbelegten Nimbus. Hinter Maria ein ge-
zackter Strahlenkranz mit ovalem, doppellinigem Mittel-
teil. Maria steht auf dem Halbmond, der mit nach unten
gerichtetem Gesicht gezeichnet ist. Ueber den Holzschnitt
hat, auf dessen Papier, eine Hand des 15. Jahrhunderts
geschrieben: Beata virgo Maria, ora pro me. Einfacher
Rand. 139 : 79.
Schreiber 2917 (1089 a).
Bemalung: grün, dunkelgelb, karmoisin, rosa, grau-
braun.
Schwarzer Druck.
Ist eingeklebt auf der Innenseite des Vorderdeckels
des Cod. lat. 12 666, welcher aus dem Kloster Ranshofen
am Inn stammt. Während die Pergamenthandschrift dem
14. Jahrhundert angehört, entstammt der Einband der
zweiten Hälfte des 15. Auf der Innenseite des Rück-
deckels findet sich der unten als Nr. 37 wiedergegebene
Holzschnitt der hl. Katharina eingeklebt. Beide Holz-
schnitte sind zweifellos von dem gleichen Holzschneider
gearbeitet und werden wohl 1460—1470 in Bayern oder
Salzburg hergestellt sein. Vgl. auch unten bei Nr. 25
und 38. Das Madonnenbild dürfte in Beziehung zu dem
bei Pfeiffer, Einzel-Formschnitte des 15. Jahrhunderts in
der K. Bibliothek Bamberg I, 19 abgebildeten Blatt stehen.
18. Hl. Afra. Die Heilige in faltigem Gewand,
auf dem Haupt Heiligenschein und eine Krone, von der
hinten ein Schleier herabfällt, umklammert, etwas nach
rechts gewendet, mit ihrem linken Arm eine Säule. Zu
ihren Füßen flammt ein Feuer. Am Gewand einfache
Schraffierung. Mäßig starke Randlinien. 60 : 42.
Schreiber 2919 (1177 a).
Bemalung: grün, gelb, karmoisinlack, hellbraun.
Schwarzer Druck.
Eingeklebt in dem oben bei Nr. 1 beschriebenen
Tegernseer Cod. lat. 19802 auf Bl. 249 und zwar zu
Gebeten an die hl. Afra und ihre Genossinnen. Es ge-
hört zu der bei der Beschreibung von Nr. 1 festgestellten
auf einem Blatt vereinigten Bilderfolge. Nicht genug da-
mit, daß das Bildchen als Schmuck der Handschrift ein-
geklebt wurde, erfolgte noch eine weitere Verzierung um
das eingeklebte Bild herum durch den Abdruck von vier
verschiedenen ornamentalen Stempeln mit schwarzer Farbe,
zwei Rosettenmustern, einem Lilien- und einem Ranken-
muster. Und zwar sind es Abdrücke von Buchbinder-
stempeln, die sonst zur vertieften Lederpressung Verwen-
dung fanden. Diese Stempel gehörten zweifellos der
Buchbinderei des Klosters Tegernsee, da man sie auf
Tegernseer Einbänden findet. Den Stempel mit dem
Lilienmotiv z. B. konnte ich feststellen auf dem Rück-
deckel von Cod. lat. 19840 und auf den Deckeln von
L. impr. membr. 3 in 8°, zwei aus Tegernsee stammen-
den Bänden. Der eine Rosettenstempel kam mir auf dem
ebenfalls zur Tegernseer Bibliothek gehörigen Cod. lat.
19 908 zu Gesicht. Es scheint, daß das Einkleben der
Holzschnitte in der Buchbinderwerkstätte des Klosters
vorgenommen wurde, und da dort gerade die Leder-
stempel zur Hand lagen, drückte der Einklebende sie
auch einmal auf dem Papier des Gebetbüchleins ab,
wobei er besonders durch das Lilienmotiv um den allzu
nüchternen Holzschnitt gar keine üble Wirkung erzielte.
Mich wundert, daß er es nicht noch an andern Stellen
getan hat.
19. Hl. Agnes mit dem Jesuskind. Links
liegt ein Faß; davor steht rechts, nur mit einem Lenden-
tuch bekleidet, das Jesuskind, auf dem Haupt einen Nim-
bus, der mit einem geschweiften Kreuz belegt ist. Das
Kind scheint in dem Fasse Trauben zu pressen. Rechts
steht in langem, in die Taille geschnittenem Gewände
die hl. Agnes, mit lang herabwallenden Haaren, eine
Krone und einfachen Nimbus auf dem Haupt; sie scheint
das Faß zu schütteln. Vor ihr am Boden liegt ein kleines
Lamm und links davon anscheinend ein Schleier. Links
und unten ist eine weit dickere Randlinie zu bemerken
als an den beiden übrigen Seiten, und diese dickere
Linie läuft nach oben und nach rechts bis zum Papier-
rand weiter. Es scheint demnach nur ein Bruchstück eines
Blattes mit weiterem bildlichem oder textlichem Inhalt
vorzuliegen. Der Holzschnitt ist leider sehr schlecht er-
halten. 92: 99.
Schreiber 2921 (1180 a).
Bemalung: grün, gelb, gelblichbraun, ziegelrot, rosa,
blau, grau.
Grauschwarzer Druck.
Das ikonographisch interessante, aber schlecht ge-
schnittene Bild ist eingeklebt auf der Innenseite des
Rückdeckels des aus dem Kloster Andechs stammenden
Cod. lat. 3131, eines Sammelbandes, welcher großenteils
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