Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Heitz, Paul [Hrsg.]; Ameisenowa, Zofia [Bearb.]
Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhunderts (Band 69): Einblattdrucke des fünfzehnten Jahrhundert in Polen: Holz- und Metallschnitte in den Bibliotheken zu Gołuchów, Krakau, Lemberg, Lublin, Płozk, Thorn und Warschau — Straßburg, 1929

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30131#0019
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KRAKAU.

I. JAGELLONISCHE BIBLIOTHEK.

A. HOLZSCHNITTE.

Vierzehn Blätter aus der Lebensgeschichte

Christi.

Diese Holzschnitte und eine ininderwertige kolorierte
Federzeichnung, Christus am Kreuz mit Maria und Jo-
hannes darsteilend, kleben in dem einzigen erhaitenen
Exeniplar der 1475 bei Johann Baemler in Augsburg ge-
druckten, deutschen «Passion unsers Herrn lesu Christi»
(Hain 12459). Weder Hain, Schreiber, noch A. Schramm,
welche die Existenz dieses Unikums kannten, haben das
Büchlein je gesehen. Schramm nahm iibrigens diesen
Druck in sein Verzeichnis der iüustrierten Frühdrucke,
aus der Offizin Baemlers (Bilderschmuck der Frühdrucke,
B. 3, pag. 14), doch gibt er nicht die Quelle seiner In-
formation an, daß diese Inkunabel wirklich mit eingedruck-
ten Holzschnitten geschmückt ist. Denn in Wirklichkeit
sind die 14 Blätter in der Krakauer «Passion» keine
Illustrationsholzschnitte, sondern eingeklebte Einblatt-
druckc. Es ist aber anzunehmen, daß diese Erbauungs-
schrift wirklich illustriert war oder daß sie es sein sollte,
nur mußten die Illustrationen, wenigstens was unser
Exemplar anbelangt, schon friih gefehlt haben, weil der
Text auf der Rectoseite, wo diese wahrscheinlich verso
iliustriert war, handgeschrieben ist und zwar mit goti-
scher Minuskel des ausgehenden XV. Jahrlumderts. Auf
den unbeschriebenen Versoseiten kleben jetzt die Ein-
blattdrucke, welclie aus der Zeit 1460—1495 stanunen
und zu verschiedenen Folgen gehören, die mit den Schrei-
berschen Folgen 153 a und 161b, aucli 176 verwandt
sind. Es handelt sich durchwegs um Augsburger Pro-
dukte, schon äußerlich nach der charakteristischen Kolo-
rierung kenntlich.

Die Baemlersche Passion gelangte in die Jagelloni-
sche Bibliothek im Jahre 1873. Sie wurde von einem
gewissen Ludomir Kotula um 15 Gulden österr. Währ.
erstanden. Bis jetzt konnte kein zweites Exemplar dieses
hübschen Augsburger Druckes nachgewiesen werden. Die
Signatur dieses Bandes ist Inc. 2050.

G. Christus nimmt Äbschied von seiner
IVLutter.

80 x 60 mm. Unbeschrieben.

Farben: Luft hellgelb, Kleid der Maria und des Jün-
gers karmin, Mantel der hl. Jungfrau blau, Nimben gold,
Boden grün, Christi Kleid grau, Rand zinnober.

Maria kniet rechts mit gefaiteten Händen und etwas
nach links geneigtem, mit einem Kopftuche bedeckten
Haupt. Links steht Christus, gesehen von vorn, mit em-
porgehobener linker Hand, während er mit der Rechten
sein langes Gewand in der Hiifthöhe zusammenhält. Hin-
ter dem Erlöser ist ein Jünger im Profil nach rechts sicht-
bar, von dem anderen nur ein Teil des Nimbus. Rechts
im Hintergrund die Stadtmauer mit dem Tore.

Dieser Holzschnitt ist in der Komposition mit Sclrr.
639 c identisch, welches Blatt zur Folge 161b gehört
Doch sind die Maße dort anders: 78 x 55 min.

Augsburg 1475.

Das beschriebene Blatt gehört zu einer Passions-
folge, aus welcher wir unten noch «Die Gefangennahme»,
«Christus vor Pilatus» und «Die Kreuztragung» reprodu-
zieren. Von den drei Folgenresten, die in dasselbe Bänd-
clien, von welchem oben die Rede war, eingeklebt sind>
steht diese künstlerisch am höchsten, obwohi auch diese
Leistung nicht den guten Durchschnitt überschreitet. Die
vier Blätter sind schwarzbraune Drucke, haarfein ge-
schnitten und sorgfältig komponiert. Die Schraffierung
ist parallel und spärlich. Ciiarakteristisch sind für diesen
Holzschneider die winzigen, wie verkümmerten Hände.
Diese Folge steht den Blättern, welclie Baumeister im
40. und 52. Bande der Sammlung Heitz publiziert, nahe.
Beide Folgen sind vielleicht nach Kupferstichen oder
älteren, besonders verbreiteten Holzschnitten kopiert, denn
es finden sicli im Zeitraume 1470—90 verschiedene Va-
rianten dieser Kompositionsschemen.

7. Die Gefangennahme Christi.

90 x 58 mm. Unbeschrieben.

Farben: Der Boden grün und rosa, Christi Gewand
aschgrau, Kleider der Soldaten karmin, gelb, grün, blau,
Nimbus gold, Rand zinnober.

In der Mitte wird Christus von einem Soldaten an
der um den Hals gewundenen Leine gegen links geführt
Die Hände des Heilands sind auf dem Riicken gebunden.
Im Hintergrunde sieht man noch vier Bewaffnete, von
weichen einer rechts mit einer Keule zum Schlage aus-
holt. Am Boden sind kleine, runde Steine verstreut.

Augsburg um 1475.

8. Christus vor Pilatus.

77 x 56 mm. Unbeschrieben.

Farben: Thronsessel gelb, Vorhänge grün und rosa,
Kleid des Pilatus karmin, Christi Kleid grau, Riistungen

9

2
 
Annotationen