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Ebers, Georg
Ägypten in Bild und Wort: dargestellt von unseren ersten Künstlern (Band 2) — Stuttgart, Leipzig, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.4992#0083

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68 AUFERSTEHUNG DES AEGYPTISCHEN ALTERTHUMS.

Diefc und andere durch die fogenannten Zauberfpiegel bewirkten Wunder find fchwer
erklärlich und fprechen jedenfalls für die Gefchicklichkeit Derer, die fie in's Werk zu fetzen
verflehen. Auch an fehr gewandten Männern und Frauen, welche der allen Menfchen und nicht
am letzten den Orientalen eigenen Neigung, den Schleier der Zukunft zu lüften, dienen, fehlt es
nicht. Sehr beliebt ift die Wahrfagerei aus der Hand und zwar gewöhnlich aus ihrem Abdruck
in frifchen Brodteig.

Gegen Krankheiten jeder Art werden magifche Hülfsmittcl weit häufiger verwendet als
Medikamente, und felbft in ernften Fällen verfchluckt man mit Koränfprüchen befchriebene
Papierftücke und wendet ähnliche abfurde Mittel an, von denen Lane viele aufzählt, ehe man
fich an einen Arzt wendet. Auch die alten Aegypter, unter denen die medizinifche Wiffenfchaft
eifrig gepflegt wurde, glaubten durch Befchwörungsformeln die Arzneien wirkfamer zu machen.
Im Papyrus Ebers, einem grofsen und fehr alten Handbuche der ägyptifchen Medizin, werden
neben vielen Arzneien die Formeln mitgetheilt, die bei ihrem Gebrauch gefprochen werden follten;
und dennoch zeugen viele Abfchnitte diefes Werkes für die vortrefflichen Kenntniffe ihrer Verfaffer.

Auch die Alchymie und Aftrologie der alten Aegypter ift unter ihren Nachkommen
unvergeffen. Beide wurden in derjenigen Zeit befonders fleifsig geübt, in der Kairo mit feiner
berühmten Univerfitäts-Mofchee el-Azhar als Mittelpunkt der Wiffenfchaft des Morgenlandes
blühte. Sehen wir zu, was aus diefer grofsartigen Lehranftalt geworden ift und welche Geiftes-
früchte in unlercn Tagen in ihr zur Reife gelangen.

PORTRAT-STATUE UND RELIEFBILD DES FANATIKERS AMENOPHIS IV.
 
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