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Ebers, Georg
Ägypten in Bild und Wort: dargestellt von unseren ersten Künstlern (Band 2) — Stuttgart, Leipzig, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.4992#0112

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KAIRO.

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zu fchmücken, zu denen vom Hofe und von den Gemächern des Hausherrn aus eigene Treppen
führen. Aufser der reich ausgeftatteten, von Meifter Seel dargeftellten Kä'a (Bd. L, S. 255) zeigen
wir unferen Lefern die im Haufe des Schech Sadät befindliche, zu welcher fich Frank Dillon
Zutritt verfchaffte. Diefer unfer lieber, durch häufige Reifen nach Acgypten auch in Kairo
heimilcher Freund, hat es verftanden, fein Atelier zu London in einer Weife auszuftatten, die
im edelften Sinne als «echt arabifch» bezeichnet werden darf. In Kairo felbft ift ein Kunfttifchler,
Herr Parvis aus Turin, thätig, der nach Modellen aus der Chalifenzeit und auf Grund des
liebcvollften Studiums der arabifchen Ornamentik Möbel in faracenifchem Stil herzuftellcn weifs,
die auf allen Weltausftellungen die Bewunderung der Kenner erregt haben; aber diefe forgfältig

DES VATERS LIEBLING.

ausgeführten Geräthe find theuer, und fo ziehen es die Kairener vor, die alten ftilvollen Aus-
ftattungen ihrer Häufer durch billige Schränke und dergleichen, die aus Frankreich oder Deutfchland
kommen, zu verderben. Die koftbaren Möbelftoffe von früher find ohnehin längft durch Fabrikate
aus England, Oefterreich und Deutfchland (befonders Sachfen) verdrängt worden. In den Hinter-
räumen des Haufes liegen die Küche und Wirthfchaftsräume, zu denen häufig eine Mühle und Bäckerei
gehören. Verfuchen wir es, uns Zutritt zu den Höhepunkten des Lebens in einem folchen Haufe zu
verfchaffen und fehen wir zu, wie der Bcfitzer zu feiner Gattin gelangt, in welcher Weife er aus dem
Schoofse der Seinen fcheidet und wie er als Muslim mit feinen Glaubensgenoffen die hohen Fefte
feiert, den Ramadänmonat verlebt und feine Theilnahme an den Schickfalen der Mekkapilger bekundet.

Ebers, Aegypten. II. 2 5
 
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