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gerieth, ist in ihrer monumentalen Wirksamkeit durch den grossen
Genius eines Cornelius*) festgestellt worden.
München besitzt von ihm Wandbilder in den gewölbten
Bogengängen der alten Pinakothek, in der Glyptothek und in der
Ludwigskirche.
Zu jenen lieferte er nur die Zeichnungen.
Rafael’s Logen im Vatikan dienten als Vorbild; dort ist die
Bibel von der Schöpfung bis zu der Stiftung des Abendmais dar-
gestellt; hier sollte in einer ähnlichen Bilderreihe die Geschichte
der neueren Malerei entrollt werden. Cornelius liebte stets solche
cyklische Darstellungen und übertrug diese Vorliebe auch auf
seine Umgebung, auf Schwanthaler und Kaulbach. Der Cyklus fasst
eine Anzahl von Bildern unter einer Hauptidee zusammen und ge-
stattet, diese in verschiedener, das Verwandte betonender, die Einheit
in ihre inneren Gegensätze auseinanderlegender, im Forts ehr eiten
steigender, endlich abschliessender und krönender Weise darzu-
stellen. Das einzelne Bild kann nur als Theil, als ein Wort
des ganzen Satzes beurtheilt sein; die Form tritt zurück, die Jdee
heraus. So nahe die Gefahr der erkältenden Reflexion auch liegt,
der Cyklus musste gerade einem Cornelius entsprechen, der vor
Allem durch die Grossartigkeit des Gedankens wirken will.
Was jene Logenbilder betrifft, so ist zu bedauern, dass sie
nicht in einem halbrunden Raume, auf einmal überschaubar, ange-
bracht sind; sie beginnen nämlich, wenn wir dem Mittelbilde gegen-
überstehen, links und rechts von uns an den Endpunkten eines
Ganges mit den Anfängen dort der italienischen, hier der deutschen,
französichen und niederländischen Malerei und verfolgen deren Ent-
wicklung in je zwölf Loggien.
Die mittelste, von beiden Seiten her die dreizehnte, ist
Rafael geweiht. Alle Bilder athmen eine selige Heiterkeit, selbst
die ernsteren, selbst Rafaels Tod.; über der Leiche, zu der sich der
Pabst, das Volk, die Schüler drängen, über die sich die Fornarina
wirft, schwebt ja des Meisters letztes Werk, die Verklärung Christi
auf dem Tabor. Die Bedeutung der einzelnen Maler und Schulen
ist überdies in sinnigen Arabesken ausgesprochen.

*) S. oben S. 299.
 
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